Dass mehr als 25 Menschen die Diskussionen des Stadtrats verfolgen, kommt eher selten vor. Als das Thema „Hochwasserschutzplanungen“ am vergangenen Donnerstag auf der Tagesordnung stand, mussten allerdings zusätzliche Stühle im Sitzungssaal aufgestellt werden. Das Interesse am Planungsstand ist groß!
Dr. Nils Führer, zuständig für den Hochwasserschutz beim Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, stellte den Ratsmitgliedern und zahlreichen Besuchern die aktuellen Hochwasserschutzplanungen vor.
Drei Bauwerke in Auchsesheim
Die Vorplanung teilt die Maßnahmen in Auchsesheim in drei Abschnitte: Im Süden ein gut 300 Meter langer Hochwasserschutzdeich zwischen Verdistraße und Maisweg sowie im Bereich der Mühlfeldstraße ein Deich mit einer Länge von circa 340 Metern. Bei beiden Deichen befindet sich Verteidigungsweg auf dem Deich, um Platz zu sparen.
Besondere Maßnahmen sind aufgrund des früheren Kiesabbaus im Norden Auchsesheims erforderlich. Auf einer Länge von circa 400 Metern sollen eine Hochwasserschutzwand, der Ersatzneubau des Wirtschaftswegs, sowie eine Geländemodellierung, eine sogenannte „Retentionsmulde“, Schutz gewährleisten.
Die geschätzten Kosten für Grundstückserwerbe und Bau liegen laut Wasserwirtschaftsamt bei circa 8,5 Millionen Euro.
Rainer Straße in Nordheim ist „Schlüsselbereich“
Laut Führer gestalten sich die Maßnahmen im Stadtteil Nordheim aufgrund der vorhandenen Bebauung und Infrastruktur komplexer. Die Maßnahmen umfassen wiederum drei Abschnitte: Ein Grundschutz entlang der Bebauung im Bereich südlich des Radwegs Claudia Augusta, im Westen entlang der Rainer Straße und im Süden im Bereich der Pestalozzistraße bzw. des Krautgartenwegs.
Ein „Schlüsselbereich“ sei die Rainer Straße, insbesondere im Bereich der Schneller-Mühle und des ehemaligen denkmalgeschützten Gasthof Stengel, so Führer. Die Nähe der Schmutter zur Bebauung mache umfassende Schutzmaßnahmen schwierig. Gebaut werden soll eine niedrige und gut 550 Meter lange Hochwasserschutzmauer. Der südliche Abschnitt in Nordheim sieht eine Kombination aus Mauer und Deichbauwerk vor.
Die Kosten für Grundstücke und Baumaßnahmen in Nordheim werden insgesamt auf circa 13 Millionen Euro geschätzt
Die Genehmigungsplanungen für die Neubauten in Auchsesheim und Nordheim sollen Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein. Für die Bestandsanlagen sollen Planungen bis Ende 2026 vorliegen. Wann und wo begonnen wird zu bauen, hängt aber von unterschiedlichen Faktoren ab, wie der Bereitschaft Grund abzugeben, dem Genehmigungsverfahren und letzten Endes auch von den verfügbaren Haushaltsmitteln.
Oberbürgermeister Jürgen Sorré gab besorgt zu bedenken: „Bis gebaut wird, vergehen noch Jahre. Doch was passiert bis dahin? Was kann getan werden, damit nicht wieder Hunderte Menschen Sandsäcke schleppen müssen?“
Deich an der ehemaligen Schwabenhalle soll verbessert werden
In der Donauwörther Innenstadt liegt der Fokus auf den Bestandsanlagen an der ehemaligen Schwabenhalle und am Pappelweg. Der Deich an der Schwabenhalle ist durch das Hochwasser im Juni 2024 und die damals notwendigen Baumfällarbeiten stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Für circa 1,5 Millionen Euro soll Ende dieses Jahres eine Spundwand in den Deich eingebaut werden.
Im Pappelweg besteht bereits seit längerem eine Sicherungsmaßnahme am Donaudeich. Die beengten Platzverhältnisse und die Wohnbebauung bis an den Deich geben den Planern nur wenige Optionen, die mit verhältnismäßig hohen Kosten verbunden sind. Für den Einbau einer Spundwand ist ein Genehmigungsverfahren notwendig. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich hier auf circa 1,5 Millionen Euro.
Zusum hat niedrigere Priorität
Obwohl Zusum beim Junihochwasser 2024 stark betroffen war, bleibt der Stadtteil in der Priorisierung hinter Auchsesheim und Nordheim zurück. Die Entscheidung basiere auf Berechnungen, die zeigen, dass der Schutz in diesen Stadtteilen größere Schäden verhindern würde, erklärt der Hochwasserschutzexperte und verweist auch auf den temporären Deich in Auchsesheim, der Schlimmeres verhindert hat. Zusum bleibe zwar Teil des Vorhabens, allerdings sind die Planungen zurückgestellt.
Hochwassergefahr im südwestlichen Donauwörth ist bekannt
Führer betonte in diesem Zusammenhang auch die individuelle Bau- und Verhaltensvorsorge gemäß dem Wasserhaushaltsgesetz. Ein besonderes Problem seien die Deiche an der Zusam, die nicht für extreme Hochwasser wie im Juni 2024 ausgelegt sind. Ihre Verteidigung sei, wenn nur begrenzt möglich, und ein Deichversagen drohe jederzeit bei Wasserständen bis an die Deichkrone, so der Experte des Wasserwirtschaftsamtes.