Stadtratssitzung

Auch Nördlingen bewirbt sich für das Geopark Ries Besucherzentrum

Die Aussichtsplattform im Erlebnis-Geotop Lindle. Bild: Ergo-Webart-Pelzcer
Wenn es in Zukunft ein Besucherzentrum für den Geopark Ries geben sollte, hätte die Stadt Nördlingen das gerne bei sich. Der Stadtrat hat beschlossen, dass Nördlingen eine Bewerbung abgibt.

Seit 2018 steht im Landkreis die Idee im Raum, ein Besucherzentrum für den Geopark Ries einzurichten – ein gewaltiges Projekt mit angenommenen Gesamtkosten von circa 30 Millionen Euro, das als Portal für den Geopark dienen könnte, Angebote bündeln und einen Impuls für die Regionalentwicklung geben soll. Die Entscheidung, ob so ein Zentrum wirklich gebaut wird, steht im Kreistag noch aus, aber eine Machbarkeitsstudie gibt es bereits. Zunächst wurde das Kloster Möchsdeggingen als Standort ins Auge gefasst, aber der Kreistag hat Ende Juli 2021 allen Kommunen des Landkreises ermöglicht, sich zu bewerben. Mehrere Städte und Gemeinden haben das bereits getan, und mit dem Stadtratsbeschluss vom vergangenen Donnerstag wird auch Nördlingen seinen Hut in den Ring werfen.

Ein Projekt von enormen Dimensionen

Eine grobe Vorstellung, um was es sich bei dem Projekt genau handelt, vermittelte die Geschäftsführerin des Geoparks Ries Heike Burkhardt den Damen und Herren des Stadtrats. In der Machbarkeitsstudie des Münchner Beratungsunternehmens Project M sind Überlegungen enthalten, was das Besucherzentrum bieten müsste: Neben Platz für Informationen über das Ries und seine Entstehung gehören auch eine angeschlossene Beherbergungsmöglichkeit, Gastronomie sowie Grün- und Außenanlagen mit Attraktionen dazu. Im Zentrum könne auch ein Seminarbereich für bis zu 500 Personen enthalten sein, was es ermöglichen würde, große Konferenzen abzuhalten – dafür fehlen im Landkreis bislang die Räumlichkeiten. Prunkstück der Anlage wäre eine Erlebnis-Aussichtsplattform mit Blick ins Ries, die mit einer architektonisch ansprechenden Gestaltung die Blicke auf sich zieht.

Das Besucherzentrum könnte als „Rezeption für die Region“ fungieren, zitierte Burkhardt die Studie. Project M gibt darin an, dass es ein sehr großes Nachfragepotenzial in einem Umkreis von 90 Minuten Anfahrtszeit gebe. In einer konservativen Schätzung wird von 70.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr ausgegangen.

Stärkung des Rieses und der Region

Laut Oberbürgermeister David Wittner wäre es „schön, hier ein entsprechendes Angebot abzugeben“, auch wenn klar sein müsse, dass sich keine Konkurrenzsituation zum Nördlinger Rieskratermuseum ergebe. Drei mögliche Standorte hatte die Verwaltung bereits dem Bau-, Verwaltungs- und Umweltausschuss am 26. Oktober vorgeschlagen: das Geotop Lindle, die Ofnethöhlen und die „Alte Bürg“. Letztere wäre wohl sehr geeignet, liegt aber schon außerhalb des Landkreises und kommt daher nicht in Frage. Zwar sprächen bislang Naturschutzaspekte und Bauverbotszonen entlang der B 466 gegen die anderen beiden eng beieinander liegenden Optionen, dennoch solle eine Bewerbung diese als Standort beinhalten. Für ein Besucherzentrum im Bereich Ofnethöhlen/Geotop Lindle (Gemarkung Holheim) sprechen laut Stadtverwaltung unter anderem die gute Verkehrsanbindung, kurze Wege zu touristischen Zielen und die Nähe zum Kraterrand mit Ausblick auf das Ries. David Wittner bezeichnete ein mögliches Besucherzentrum an diesem Ort als „Stärkung des Rieses und der Region“.

Interesse und Skepsis gleichermaßen

Mit drei Gegenstimmen aus den Reihen der Stadtteilliste beschloss der Stadtrat, dass Nördlingen eine Bewerbung für das Besucherzentrum abgibt. Der Tenor war, dass man sich die Chance nicht entgehen lassen dürfe, doch es gab auch Skepsis bezüglich des Projekts. Wer käme zum Beispiel für ein Kostendefizit der Anlage auf, wollte Thomas Mittring (Stadtteilliste) wissen? Das Thema stehe noch nicht zu Diskussion, die Finanzierung sei noch völlig offen, so David Wittner. Aber mit Sicherheit käme da neben einer umfangreichen Förderung des Freistaats und einer Beteiligung des Landkreises auch auf die Standortkommune etwas zu, so der OB.

Steffen Höhn (CSU) sagte, nachdem sich bereits andere ebenfalls beworben haben, sollte auch Nördlingen das tun. Sein Kollege Helmut Beyschlag (PWG) meinte, sich zu bewerben heiße nicht, sich zu verpflichten. Nördlingen sei als essenzieller Bestandteil des Geoparks Ries aber nahezu verpflichtet, sich als Standort für das Besucherzentrum zu bewerben. Noch weiter ging Wolfgang Goschenhofer (Grüne-Frauenliste), der Nördlingen als „Juwel im Ries“ bezeichnete. Die Chance, sich zu bewerben, sollte man ihm zufolge nutzen.

Ein „Ja, aber“ kam von Gabriele Fograscher (SPD). Dass Nördlingen sich bewirbt sei richtig, aber die Grundsatzfrage, ob so ein Besucherzentrum wirklich nötig sei, sei noch nicht beantwortet. Sie sprach sich außerdem dafür aus, eine Möglichkeit zu suchen, doch die "Alte Bürg" ins Rennen zu schicken.

Redakteur. Mit Block, Stift und Kamera vor Ort wenn etwas Spannendes passiert. Themen im Ries ist er immer auf der Spur. Zuständig für PR-Texte und Sonderthemen. Im Ries tief verwurzelt. Begeisterter Schafkopfer. 

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