Hotel Krone

Das Delta muss geschlossen werden

Hotel Krone Oettingen. Bild: Doris Dollmann
Der Oettinger Stadtrat befasste sich am Dienstagabend mit einer Wirtschafts- und Machbarkeits-Studie für das Hotel Krone.

Im Rahmen einer öffentlichen Sondersitzung gab es für die Stadträte und über 20 interessierte Bürger Informationen aus erster Hand. Nicht geklärt wurde in den zwei Stunden jedoch die Frage, wie hoch der Anteil sein wird, den die Stadt Oettingen selber finanzieren muss. Wie Bürgermeisterin Petra Wagner erklärte, laufen derzeit noch Gespräche mit möglichen Fördermittelgebern, wie dem Landesamt für Denkmalschutz oder der Regierung von Schwaben. Die Gesamtkosten werden mit 15,3 Mio. Euro (netto) angegeben, die Förderung beträgt 9,76 Mio. Euro. „Dieses Delta muss geschlossen werden“, so Wagner wörtlich.

Teurer als angenommen

Die Kostenerhöhung um 24 Prozent von ursprünglich 12,5 Mio. Euro auf jetzt 15,3 Mio. Euro ergab sich laut Gunther Wild, von der Gesellschaft für Kommunal-Beratung, weil bei Antragstellung am 30.11.2018 weder die Markt-Standort-Analyse noch konkrete Kenntnisse über das Objekt selbst vorlagen. Damals ging man von einer funktionalen Erweiterung auf 34 oder 38 Zimmer aus. Als „Premiumobjekt“ jedoch müsse das Projekt eine öffentlichkeitswirksame Außenwirkung haben. Zudem ergab sich ein Schädigungsgrad der tragenden Teile von 65 statt der angenommenen 40 bis 50 Prozent. Hinzu kommt die Erfüllung der besonderen Brandschutzauflagen für denkmalgeschützte Objekte. Grund für die Erhöhung der Baunebenkosten ist u.a., dass dieses Projekt nicht ein Architekt alleine bewältigen könne.

Machbarkeits-Studie

Adnan Azrak von Volz & Partner stellte die von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeits-Studie vor. Das Ergebnis: ein zeitgemäßer Beherbergungsbetrieb mit Gastronomie in Form von Restaurant und Biergarten sowie ein Saal. Von vier möglichen Varianten sei dies Vorschlag C. Dieser sieht vor, das Hotel Krone und den Saal im Bestand zu erhalten, den Müllerstadel durch einen Neubau zu ersetzen, in den die denkmalgeschützte Stadtmauer integriert wird und barrierefreie öffentliche Toiletten eingebaut werden. Der Eingang zu Restaurant, Hotel und Saal soll ebenfalls barrierefrei über die Schäfflergasse erfolgen.

Beate Kümmel, von der Firma Heisler, erläuterte den Innenausbau. Restaurant, Küche und Lagerräume sind im Untergeschoß vorgesehen. Im Ritterkeller, der um ein zweites Gewölbe vergrößert werden soll, und im Frühstücksraum im ersten Obergeschoß sind Ausgabetheken vorgesehen. Der Saal samt Galerie bleibt, jedoch soll das Stuhllager einem Technikraum weichen. An der Westseite des Zwischenbaues sowie an der Ostseite sollen Dachgauben für helle Zimmer sorgen. Insgesamt geht die Studie von 49 Doppelzimmern der gehobenen Mittelklasse aus, was drei bis 4 Sternen entspricht. Die Nettokosten betragen für die Erschließung 113.000 Euro. Die Baukosten werden auf 8,8 Mio Euro beziffert, die Baunebenkosten auf 3,2 Mio. Euro.

Der ideale Pächter 

Nachdem bekanntlich an der Zimmervermietung mehr verdient ist, als in der Gastronomie, habe man versucht, möglichst viele Zimmer einzuplanen, um ein wirtschaftlich attraktives Objekt zu schaffen. „Die „Krone“ war einmal das erste Haus am Platz und soll wieder zum Aushängeschild werden – gehoben aber nicht abgehoben“, so Azrak. „Die Oettinger müssen sich damit identifizieren
können. Deshalb werden auch an den möglichen Betreiber konkrete Anforderungen gestellt. Hotel und Restaurant sollen privat geführt werden.“ Am liebsten wäre ihm die Kombination: er kocht, sie ist Gastgeberin im Restaurant oder umgekehrt. Erwartet wird auch, dass sich der zukünftige Pächter seinen Marktanteil selbst erschließt. Gedacht ist an Tagungen, Seminare, Busverkehr, aber auch Familien- oder Firmenfeiern. Den Pachtansatz bezifferte er auf jährlich 280.000 Euro. Dem zugrunde liegt bei einer Belegung von 64 Prozent und einem Zimmerpreis von 81,50 Euro (netto zzgl. Frühstück) sowie einem Umsatz von 7.500 Euro im Gastrobereich (Restaurant und Biergarten) bei 120 Sitzplätzen, ein Gesamtumsatz von 1,93 Mio.

Stadträte äußern Bedenken

Robin Bhattacharyya (SPD) fragte nach, wie hoch denn nun die Kosten für eine schlüsselfertige Übergabe tatsächlich sind. Laut Azrak beläuft sich die „löffelfertige“ - wie es im Hotelfach heißt – Übergabe auf 18,5 Mio. (brutto). Dazu kommen dann noch weitere 10.000 bis 20.000 Euro pro Zimmer für die bewegliche Ausstattung, also Mobiliar und Geschirr, also etwa 500.000 Euro. Erwin Taglieber (stellv. Fraktionsvorsitzender CSU/FW) befürchtet ein finanzielles Risiko für die Stadt, und erkundigte sich nach einer anderen Nutzung wie z. B. für betreutes Wohnen und Hotel-Neubau auf der grünen Wiese. Die Kosten für einen Neubau würden ca. 5,8 Mio. Euro betragen. Dr. Markus Weiß vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gab zu bedenken, dass die Schäden nutzungsunabhängig trotzdem behoben werden müssten, und die Stadt die Eigentümer wohl „nicht hängen“ lassen werde.

Enges Zeitfenster

Um die in Aussicht gestellten Fördermittel nicht zu verlieren, sollen noch in diesem Jahr ein Finanzierungsplan erstellt und weitere Gespräche geführt sowie im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung ein Architekt gefunden werden. Bauantragstellung soll im Jahr 2020, Baubeginn 2021 und Fertigstellung 2023 sein. Vorausgesetzt der Stadtrat befürwortet dieses Konzept, steht an erster Stelle jedoch der Grunderwerb, dessen Kosten gestern nicht erwähnt wurden.