Der Auftritt der Schreinerinnungen Dillingen und Donau-Ries auf der Donau-Ries-Ausstellung in Donauwörth, bildete den idealen Rahmen für die Freisprechfeier der beiden Innungen. Vor großem Publikum präsentierten die Nachwuchs-handwerkerinnen und -handwerker ihre Gesellenstücke und zeigten, über welche beachtliche Leistungsfähigkeit sie nach drei Jahren Ausbildungszeit verfügen. Insgesamt konnten bei der Veranstaltung drei Schreinerinnen und siebzehn Schreiner ihren Gesellenbrief entgegennehmen. Prüfungsbeste wurde Anja Engelmayer. Sie überzeugte in der Praxis mit Note 1 und im theoretischen Teil mit einer „sehr, sehr guten 2“. Mit einem Notendurchschnitt von 1.0 konnte sie auch das beste Berufsschulzeugnis vorweisen und ist somit auch Trägerin des bayerischen Staatspreises. Im Wettbewerb „Die gute Form“ wurden zudem drei besonders gelungene Prüfungsstücke prämiert. Hierbei geht es um Idee, Form und Funktion des Werkstücks. Der Preisträger nimmt nach dieser Innungsebene am Landeswettbewerb teil und hat Aussicht, sich auch zum Bundesfinale zu qualifizieren.
Erwin Gufler, Obermeister der Schreinerinnung Donau-Ries, erinnerte in seiner Begrüßungsansprache daran, dass gerade dieser Jahrgang mit den Hürden der Pandemie zu kämpfen hatte und jetzt sichtlich stolz auf das Erreichte sein kann: „Sie sind voller Tatendrang gestartet, haben drei Jahre gelernt und hart gearbeitet. Diesen Abschluss bekommt man nicht geschenkt. Mit Ihren Gesellenstücken zeigen Sie, dass Sie’s draufhaben – gehen Sie diesen Weg weiter. Unser Handwerk braucht Mitarbeiter, die ihren Beruf mit Leidenschaft und Freude ausüben“.
Zahlreiche Ehrengäste waren zur Freisprechfeier in die Aula der Ludwig-Bölkow-Berufsschule gekommen, um den jungen Handwerkerinnen und Handwerker die Ehre zu erweisen. In den Grußworten von Vertretern der Politik kam dies auch zum Ausdruck. So sagte Joachim Hien, stellvertretender Landrat aus Dillingen: „Sie haben alles richtig gemacht und nun stehen Ihnen alle Wege offen“. Auch Erwin Seiler, der für den Landkreis Donau-Ries sprach, zeigte sich fasziniert von den Gesellenstücken und gratulierte mit einem „Weiter so!“. Auch Manuel Knoll, der in Vertretung für den Landtagsabgeordneten des Kreis Dillingen, Herrn Georg Winter, sprach, war beeindruckt von den Leistungen der jungen Schreinerinnen und Schreiner und wünschte einen erfolgreichen Berufsweg.
Gesellenstücke mit Ausdruck
Die Kreativität und der Ideenreichtum, die den jeweiligen Werkstücken zugrunde lagen, unterstrich nicht nur die hochklassige Ausbildung, die in den Unternehmen des Schreinerhandwerks geleistet wird, sondern auch die enormen Fähigkeiten der Handwerkerinnen und Handwerker.
Johannes Hertle, der bei Taglieber in Oettingen gelernt hat, fertigte zum Beispiel eine Brennholztruhe aus Eschenholz für seine Eltern, die nicht nur optisch höchst ansprechend, funktionell und besonders nachhaltig gearbeitet war. Er hatte die Füllungen einer alten Truhe aus Familienbesitz geschickt in sein Gesellenstück integriert und somit eine tolle Verbindung zwischen moderner Schreinerarbeit und bestehendem Material geschaffen.
Ein Prachtstück auch das Gesellenstück der Prüfungsbesten Anja Engelmayer. Sie schuf – als Überraschung für ihren Lebenspartner – eine feine, hochpräzis-gearbeitete Truhe aus Rüster, in dem dieser seine Sammlung historischer Rasiermesser unterbringen und auch zeigen kann. Für Anja Engelmayer ist der Abschluss zur Schreinerin bereits der dritte Berufsabschluss. Die 43-jährige war vor der Lehre im Personalmanagement einer Versicherung tätig und hat nun ihre berufliche Erfüllung gefunden. Sie wird weiter bei ihrem Ausbildungsbetrieb, der Schreinerei Stefan Kapfer in Schwenningen tätig sein.
Festrede mit Tiefgang
In seiner klugen und gleichzeitig emotionalen Festrede gab Johann Natzer, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Donauwörth den jungen Schreinerinnen und Schreinern viel Optimismus mit auf den Weg. Natzer sagte: „Sie haben mit Ihrem erfolgreichen Abschluss die Grundlage für Ihr Leben gelegt. Sehen Sie sich nicht nur die Schattenseiten unserer Welt wie Klimaveränderungen und Krieg, sondern packen Sie an und setzen Sie positive Zeichen. Das sollten Sie zu Ihrem Motto machen“. Zu positiven Zeichen gehören für Natzer Verlässlichkeit, Mut Lösungen zu finden, auch einmal ein Risiko einzugehen, selbst aktiv zu sein und nicht auf andere zu schielen und auf die eigenen Talente vertrauen. „Auch wenn sich diese Haltung nicht im Handumdrehen für Sie auszahlt, werden Sie auf Dauer positive Rückmeldung bekommen und davon profitieren“, war sich der Sparkassenchef sicher. Mit einer schönen Geschichte vom weisen Mann, der alle Fragen beantworten konnte, schloss Natzer seine Festrede und wünschte den jungen Handwerkerinnen und Handwerkern stets eine glückliche Hand.
Die Sparkassen Donauwörth und Dillingen-Nördlingen unterstützen seit vielen Jahren den Wettbewerb „Die gute Form“ mit Preisgeldern.
Wettbewerb „Die Gute Form“
Ausgezeichnete Gesellenstücke werden im Wettbewerb „Die Gute Form“ prämiert. Hier sollen sich Auszubildende besonders um die Gestaltung bemühen. Fritz Funk, Lehrlingswart der Schreinerinnung Donau-Ries, sagte in seiner Laudatio: „Wir möchten die kreative Kompetenz unseres Schreinernachwuchses auf der Donau-Ries-Ausstellung einem breiten Publikum präsentieren und lassen hier auch die Besucher entscheiden, welches Werkstück ihnen am besten gefällt“. Begeistert war er von der exakten Ausarbeitung, der Ideenvielfalt und der besonderen Auswahl der Hölzer, die verwendet wurden.
Den 1. Platz sicherte sich Sebastian Schrettle, der bei der Schreinerei Günther Schmid GmbH in Holzheim-Stadel ausgebildet wurde. Sein Barschrank aus Lärchenholz erscheint zunächst als dekorative Säule und ist mit einem raffinierten Verschluss ausgestattet. Erst wenn man das achte Hölzchen der Türe zur Seite schiebt, öffnet sich die Bar und präsentiert seine Schätze.
Auf Platz 2 wählte die Jury einen Fotoschrank aus Tannenholz, den Anna Schönwetter vom Ausbildungsbetrieb Herrmann GmbH in Wörnitzostheim gefertigt hatte. Dieses schlichte Möbel besticht durch eine klare Linienführung und solide Ausarbeitung.
Der 3. Platz ging an Thomas Aufheimer, der seine Ausbildung in der Schreinerei Brenner in Mödingen absolvierte und ein schickes Sideboard aus Eiche und lackiertem Holz gefertigt hatteDer 1. Platz ist nun für den Landeswettbewerb auf der diesjährigen Messe Heim und Handwerk in München qualifiziert.
Eine weitere Auszeichnung erhielten die Prüfungsbesten von der Firma Pytha GmbH. Ein Jahr lang können sie das Pytha CAD-Programm für Schreiner kostenlos nutzen.
Die gesamte Veranstaltung wurde musikalisch von der „Kleinen Besetzung der Musikkapelle Tapfheim“ umrahmt. (pm)