Wenn man bedenkt, dass die Haselnuss zuvor keine große Rolle in Otts Leben gespielt hat, sondern aus einer Idee mit einem Studienkollegen entstanden ist, kann man durchaus von einer Erfolgsgeschichte sprechen. 2012 wurde aus der Nebenerwerbslandwirtschaft auf dem elterlichen Familienhof eine GmbH und die Rieser Nuss war geboren.
Im Herbst 2020 wurde der Erfolg sogar so groß, dass er seinen Vollzeitjob – er arbeitete 15 Jahre lang als Logistikleiter in Nördlingen – gekündigt und voll und ganz auf die Rieser Nuss gesetzt hat. Mittlerweile gibt es in dem Unternehmen zehn Mitarbeiter in verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen.
Neben dem wirtschaftlichen Erfolg legt Stefan Ott aber auch einen Fokus auf Nachhaltigkeit. Das zeigt schon der Name. „Wir wollten eine Marke, die für die Region steht“, erklärt Ott die Namensfindung. Zwar gebe es nicht nur regionale Ware. Unter anderem Walnüsse werden aus Frankreich angekauft, da es gewisse Produkte in der Region einfach nicht gebe. Dennoch werde auch hier auf Nachhaltigkeit geachtet. „Natürlich kann man Walnüsse auch aus China oder Chile beziehen. Aber es kommt für mich nicht infrage, ein Produkt, das mehr oder weniger im Nachbarland vor der Haustür wächst, dort zu kaufen, nur weil es etwas günstiger ist. Das stand nie zur Diskussion.“
Diese Unternehmensphilosophie geht so weit, dass sich sogar das Sortiment danach richten muss. So führt die Rieser Nuss die allseits beliebten Cashewkerne nicht im Angebot. Da ein nachhaltiger Standard bei Anbau und Verarbeitung nicht garantiert werden kann, hat sich Ott dagegen entschieden. „Das passt nicht zu uns.“
Nachhaltigkeit als Grundpfeiler des Unternehmens
Diese Philosophie gilt jedoch nicht nur für das Warenangebot, sondern auch für die eigene Produktion. „Wir versuchen, so gut es geht, Ressourcen zu sparen und zu schonen.“ Das beste Beispiel dafür ist die 2020 gebaute Lagerhalle. Diese wurde von Beginn an unter nachhaltigen Aspekten konzipiert. Auf dem Dach ist eine PV-Anlage installiert, die sowohl die Halle selbst als auch das Wohnhaus der Eltern mit Strom versorgt. Zudem speist sie einen Batteriespeicher, damit die Stromversorgung in Zeiten, an denen die Sonne nicht scheint, ebenfalls garantiert ist. Auch die Kühlanlage der Lagerhalle wird durch die hauseigene PV-Anlage betrieben. Über eine Zisterne wird außerdem Regenwasser vom Hallendach aufgefangen, das zum Gießen verwendet wird.
Doch der nachhaltige Ansatz geht weit über die eigene Lagerhalle hinaus. Selbst vermeintlicher Abfall, der bei der Produktion anfällt, wird weiterverwertet. Mit dem Baumschnitt der Haselnussbäume wird die Hackschnitzelanlage betrieben, mit der im Winter die Halle und das Wohnhaus beheizt werden. Für die Haselnussschalen hat man ebenso Verwendung gefunden. Teils wird diese als Rindenmulchersatz verkauft, teils gehen sie an Farbenfirmen, die die Schalen zu einem Granulat verfeinern. Dieses kommt dann statt Sand beim Entrosten von Metall oder Entfernen von Farbe zum Einsatz – quasi Nussstrahlen statt Sandstrahlen. „Wir werfen eigentlich nichts weg“, ist Ott zufrieden.
Und die Suche nach weiteren Möglichkeiten der Nachhaltigkeit wird stetig fortgesetzt. Gerade in der Schädlingsbekämpfung braucht es bei der Rieser Nuss als Biounternehmen Lösungen. Beim Kampf gegen den Haselnussbohrer hat man beispielsweise ein Experiment mit Hühnern gewagt. Diese wurden mit einem mobilen Hühnerstall unter den Haselnussbäumen platziert. Dort kratzten sie die Larven des Haselnussbohrers aus dem Boden und fraßen sie auf. Ein für alle Seiten vorteilhaftes Arrangement. Die Rieser Nuss hatte so ein natürliches Mittel gegen den Schädling gefunden, der Hühnerbauer durfte sich über eine Verdoppelung der Legeleistung freuen und musste weniger zufüttern und die Hühner bekamen ein natürliches Umfeld mit einem Festschmaus. „Das war super“, war Ott daher begeistert von der Lösung. „Den Hühnern und unseren Nüssen ging es besser.“
Allerdings machte die Biokontrollstelle der Idee einen Strich durch die Rechnung. Da der Hühnerbauer zwar Futter aus der Region, aber eben kein biozertifiziertes Futter verwendet, wäre auch das Biozertifikat der Rieser Nuss auf der Kippe gestanden. So wurde der Versuch wieder eingestellt.
Die Suche nach nachhaltigen Lösungen geht jedoch weiter. Egal, ob die Rücknahme von Gläsern im Nördlinger Stadthofladen oder ein neues Müsli in Papierverpackung, wirtschaftliche und nachhaltige Überlegungen werden auch weiterhin als starkes Duo die Zukunft der Rieser Nuss gestalten.