„Ich entbinde Sie hiermit von all Ihren Rechten und Pflichten gegenüber Schule, gegenüber den Verpflichtungen aus Ihrem Arbeitsvertrag und gegenüber Ihrem Lehrherrn. Sie sind jetzt Gesellen des Zimmerer-Handwerks.“ Mit diesen Worten von Joachim Sigg, dem stellvertretenden Kreishandwerksmeister, wurden die jungen Handwerker freigesprochen.
Sowohl für Sigg war es als stellvertretenden Handwerksmeister eine Premiere als auch für die Landkreise Donau-Ries und Dillingen, die zum ersten Mal gemeinsam die Freisprechung zelebrierte. Bevor die jungen Zimmerer ihre Gesellenbriefe aus den Händen der Innungsobermeister Franz Motz, Donau-Ries, und Alexander Gump, Obermeister der Zimmerer-Innung Dillingen, erhielten, ging Sigg auf die Tendenz ein, dass man heutzutage ohne Abitur oder Studium keine vernünftige Ausbildung habe. Die jungen Gesellen sollten sich nicht beirren lassen, denn sie haben einen wunderschönen, anspruchsvollen, vielfältigen und abwechslungsreichen Beruf mit besseren Chancen als manche Studienabgänger.
Freigesprochen wurden im Landkreis Donau-Ries: Gerad Ahmetai (Franz Motz Donauwörth), Jan Bergdolt, Leon Hammer, Jonathan Kleemann, Sebastian Seefried, Johannes Stichauer, Aaron Watzka (Zimmerei Stark Auhausen), Nils Drachenberg, Felix Leister (Taglieber Holzbau GmbH Oettingen), Simon Epple, Fabian Haan, Michael Müller, (Eigner Bauunternehmung Nördlingen), Christoph Fieger (Zimmerei Ludwig Schmid Tapfheim), Fabian Göttler (Friedel GmbH Donauwörth), Jonas Körner (Werner Ensslin Hohenaltheim), Lucas Noah Löfflad, Matthias Wilhelm Rögele, (Zimmerei Rauter Möttingen), Ludwig Regler Volker Spenninger Monheim), Andreas Schneid (Markus Hönle Wolferstadt), Max Steinbauer (Stark GmbH Herrieden). Deutlich weniger sind es im Landkreis Dillingen: David Eberhard, Michael Kehl, Tobias Liepert, Sascha Mattana (Gumpp & Maier Binswangen) und Lukas Kluger (Franz Graf GmbH Dillingen-Steinheim). Mit einem Geschenk wurden die Jahrgangsbesten ausgezeichnet. .
Die Berufsschulsituation griff auch stellvertretender Landrat Reinhold Bittner in seinen Grußworten auf. Derzeit haben die Auszubildenden die Wahl zwischen Gunzenhausen und Immenstadt. Dem Vernehmen nach wolle der Landkreis offenbar die Berufsschule in Donauwörth unterstützen, um die Entfernungen zu verbessern.
Alexander Habla verdeutlichte in seiner Eigenschaft als Hauptgeschäftsführer des Landesinnungsverbandes des Bayerischen Zimmerer-Handwerkes die Bedeutung der Innung für das Berufsbild Zimmermann und die entsprechende Ausbildung, die ohne Innungsbetriebe in dieser Form nicht stattfinden könnte. Derzeit gibt es in Bayern 56 Innungen, was etwa einer pro Landkreis entspricht. Dort erwirtschaften circa 11.500 Mitarbeiter in rund 1.200 Betrieben einen Jahresumsatz von 2,3 Milliarden Euro. Die Mitgliedsbeiträge der Innungen werden auch für Grundlagenforschung und Entwicklung verwendet, wie zum Beispiel Materialkunde und Brandschutz.
Mit einem Zitat Gustav Mahlers schloss Alexander Gumpp den offiziellen Teil: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“. Dann wurde gegessen und gefeiert. Ihren Ursprung hat die Freisprechung oder Lossprechung übrigens im Mittelalter. Damals wurde der Lehrling vom Meister losgesprochen. Das bedeutete, er schied aus dem Familenverband aus und trat in ein Lohnverhältnis mit der Werkstatt. Der Zimmerer-Geselle wurde außerdem in das Zunftbuch eingetragen und musste, um von den anderen Gesellen aufgenommen zu werden, diese zu einem Mahl einladen.