Freisprechungsfeier

Nur einer geht auf die Walz

Christoph Fieger (4. von links) wird auf die Walz gehen. Bild: Doris Dollmann
Am vergangenen Freitag wurden 26 junge Zimmerer der Landkreise Donau-Ries und Dillingen freigesprochen.Nur einer der drei Jahrgangsbesten, Christoph Fieger aus Schweinspoint, wird auf die Walz gehen. Der 20-Jährige möchte sich auf seiner Wanderschaft weiterbilden, in Hamburg will er zum Beispiel lernen, wie man die dort typischen Reetdächer deckt.

Insgesamt drei Jahre und einen Tag wird er ohne Kontakt zu seiner Familie verbringen. Traditionell dürfen die Zimmerergesellen nur zu Fuß reisen oder per Anhalter. „Öffentliche Verkehrsmittel sind verpönt!“, so der Handwerksgeselle. Ausnahmen gibt es nur, wenn man auf einen anderen Kontinent möchte. Für ihn ist es Afrika. Doch im ersten Jahr muss er im deutschsprachigen Raum bleiben.

Im Gepäck nur das Allernötigste: Das Wanderbuch, Kleidung zum Wechseln und Waschzeug. Insgesamt wiegt sein Bündel 6,5 Kilo. Manche Damenhandtasche ist da schon schwerer. Seine Eltern seien anfangs von der Idee nicht begeistert gewesen, denn sie wissen in diesen drei Jahren nicht, wo sich ihr Sohn gerade aufhält. Auch die Armbanduhr, die Christoph als Jahrgangsbester bekam, bleibt zuhause zurück, ebenso wie Handy oder Laptop. In der Westentasche seiner Kluft trägt er eine Taschenuhr. Die acht Knöpfe der Weste symbolisieren den 8-Stunden-Arbeitstag. Erlaubt sind Zettel und Stift, und man darf auch mal einen Brief schreiben. Nicht mehr so streng ist es mittlerweile mit Emails. Wie Christoph weiter erklärte, werde auch er mal seine Mails checken, ob ihm ein Handwerkskollege geschrieben hat.

Zimmerer war schon immer sein Traumberuf und eigentlich wäre er Zimmerer in der 6. Generation, wenn nicht sein Vater mit der Familientradition gebrochen und einen anderen Beruf erlernt hätte. Ein Onkel hatte das im Rahmen einer kleinen Ahnenforschung in Erfahrung gebracht. Zur Kluft gehört neben Schlaghose und weißem Hemd ohne Kragen übrigens auch ein Hut, der nicht unbedingt der typische Schlapphut sein muss. Wichtig ist eine Krempe von mindestens 3 cm und – der Hut darf nur zum Essen abgenommen werden. An diesen Regeln hat sich seit dem Mittelalter nichts geändert. Handwerkergesellen, die auf die Walz gehen, müssen den Gesellenbrief in der Tasche haben, unverheiratet, schuldenfrei und jünger als 30 Jahre alt sein. Für Kost und Logis darf der Wandergeselle kein Geld ausgeben und sich seinem Heimatort bis auf maximal 50 km nähern.