Für viele Eltern kann es wohl wenig geben, was schlimmer ist. Das eigene Kind besucht einen Freund, darf über Nacht wegbleiben und die Eltern können einen entspannten Abend haben. Doch was sich währenddessen im Haus des Freundes ereignet, ahnen sie nicht.

Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat einen Mann aus dem Lechgebiet wegen sexuellen Missbrauchs und der Herstellung von Kinderpornografie angeklagt. Seine Masche war dabei wohl immer gleich. „Laut Anklage nutzte der Mann die Freundschaft der Kinder zu seinen eigenen aus und lud diese zu Übernachtungspartys ein. Dabei versetzte er die Fruchtgetränke der Kinder mit einem Stoff, der betäubte und dafür sorgte, dass die Kinder in einen besonders tiefen Schlaf fielen“, erklärte ein Sprecher des Landgericht Augsburg, wo der Fall verhandelt wird. „Anschließend nutzte der Angeklagte laut der Klageschrift die Situation aus und fertige Bild- und Videoaufnahmen der Kinder an", so die Aussage des Sprechers weiter.

In der Anklageschrift ist von zahlreichen Taten die Rede. In einem Fall reichen sie von 2011 bis 2012. Auch im August 2016 soll sich ein Fall ereignet haben. Der letzte in der Anklageschrift genannte Tatzeitpunkt ist März 2023. Damals wurde der Mann festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

In der Klageschrift wird von mehreren Geschädigten gesprochen. Auslöser für die Ermittlungen war die Anzeige eines der mutmaßlichen Opfer. Nachdem die Ermittlungen ins Rollen gekommen waren, wurde der Mann von Beamten der Polizei am 14. März 2023 festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Bei dem Mann wurden die inkriminierten Aufnahmen auf mehreren eigenen Speichermedien festgestellt. Seitdem arbeiteten die Ermittlungsbehörden daran das ganze Ausmaß der mutmaßlichen Straftaten zu überblicken. Im Dezember wurde der Mann vor dem Landgericht Augsburg angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft Augsburg wirft dem Mann zahlreiche Straftaten vor. Angefangen bei Körperverletzung durch Verabreichen von Betäubungsmitteln über die Herstellung und Verbreitung von Material, sexuellen Missbrauchs, sowie dem Besitz von kinderpornografischem Material.

Der Verteidiger des Mannes ist Rechtsanwalt Dr. Bernd Scharinger von der Kanzlei Rechtsanwälte Decker & Kollegen PartGmbB. Gegenüber unserer Redaktion äußerte er sich zum Vorwurf der Betäubung: "Das steht zwar so in der Anklageschrift, die entsprechenden toxikologischen  Befunde entlasten hier aber unseren Mandanten," so der Rechtsanwalt. "Mein Mandant hat sich außerdem bereits kurz nach seiner Festnahme umfangreich zu den Vorwürfen geäußert und diese im weitesten Sinne eingeräumt."

Der Prozess gegen den Angeklagten sei noch nicht final terminiert, heißt es aus dem Landgericht. Die Kammer ist aktuell in der Terminfindung. Aufgrund des Alters der Geschädigten findet die Verhandlung vor der Jugendkammer des Landgerichts Augsburg statt.