Christa Knitl

"Kunst ist oft auch schlichtes Handwerk"

Das Rieder Tor in Donauwörth. Bild: Christa Knitl
"Baumalerin" wurde Christa Knitl von ihren Arbeitskollegen genannt, weil sie auch als Bauzeichnerin immer Wert auf die Ästhetik ihrer Bilder legte. Ihre Aquarelle kennt in Donauwörth fast jeder.

Christa Knitl ist mittlerweile 83 Jahre alt. An ihre große Leidenschaft für das Malen ist für sie aus gesundheitlichen Gründen leider bereits seit rund zwei Jahren nicht mehr zu denken – das Atelier im 1. Stock ihres Wohnhauses dient deshalb mittlerweile als Lager ihrer Werke. In Vergessenheit geraten sind ihre Aquarelle deshalb aber nicht – ganz im Gegenteil. Grund hierfür: Fast jeder heimatverbundene Donauwörther besitzt ein Bild von Christa Knitl oder zumindest einen Kalender oder eine Tasse, auf der die beliebtesten Motive ihrer Heimatstadt Donauwörth abgedruckt wurden. „Teilweise gab es Zeiten, in denen ich pro Woche drei bis vier neue Aufträge angenommen habe“, erzählt die Rentnerin heute stolz. Besonders als Geschenk für Dienstjubiläen, runde Geburtstage oder schlichtweg als persönliche Erinnerung an den Lieblingsort im Landkreis Donau-Ries seien die Bilder stets sehr beliebt gewesen.

Von der Bauzeichnerin zur Aquarellmalerin

Und obwohl Christa Knitl heute auf ein erfülltes Leben und eine erfolgreiche „Karriere“ zurückblicken kann und bereits fast ihr gesamtes Leben lang malt, startete ihr beruflicher Lebensweg zunächst recht klassisch mit einer kaufmännischen Ausbildung. Durch einen Zufall landete sie dabei als Sekretärin im Landesbauamt, wo sie später als Bauzeichnerin angelernt wurde – rückblickend ihr „absoluter Traumjob“. Knitl erzählt: „Schnell gaben mir meine Kollegen damals den Spitznamen ‚Baumalerin‘, weil mir die Ästhetik meiner Zeichnungen schon damals sehr wichtig war.“ Auf diese Weise konnte sie erste Erfahrungen mit der Darstellung von Gebäuden, Architektur und verschiedenen Perspektiven erlernen. 

Erfahrungen von denen sie in der Folgezeit stets profitierte. Denn obwohl sie nie eine Kunstschule besuchte, waren ihr Talent und der Wille, Neues zu erlernen, groß genug, um irgendwann den Durchbruch zu schaffen. „Mein erstes Bild habe ich für drei Mark an eine Freundin verkauft. In der Folge kamen immer mehr Aufträge dazu und dann ging alles ganz schnell.“

„Die Farben haben auch mein Leben bunter gemacht“

Die Arbeit mit Aquarellfarben war damals eine eher unbewusste Entscheidung – im Nachgang aber wohl genau die richtige. „Es schien so einfach zu sein“, beschreibt Knitl heute ihre Anfänge. „Farben fließen übers Papier, laufen ineinander, ergeben neue Farbtöne und -verläufe. Ich versuchte die Farben zu steuern, ihnen meinen Willen aufzuzwingen. Dabei gab es auch immer wieder Enttäuschungen. Zeit meines Lebens bin ich diesen Farbpigmenten verfallen. Sie haben mein Leben bunter gemacht.“ Dass sich die Künstlerin über die Jahre nie mit dem Erreichten zufriedengab, zeigt sich auch in ihrem ständigen Streben nach mehr. Dazu besuchte sie jahrelang Vhs-Kurse des Donauwörther Künstlers Helmut Walter und leitete im Anschluss selbst für 20 Jahre eigene Kurse. Als große Inspiration nennt sie außerdem den Maler Lambert van Bommel. Sein flüssiger Stil beeinflusste ihre Werke – die zuvor fast schon fotorealistisch anmuteten – nachhaltig. 

Auch wenn Christa Knitl mittlerweile nicht mehr malt, ist sie noch immer im Verein Kunstfreunde Donauwörth aktiv. Bei der nächsten Ausstellung werden dann auch wieder ihre Bilder zu sehen sein. 

Dieser Artikel ist in blättle Ausgabe 59 erschienen. Das vollständige E-Paper mit weiteren interessanten Themen gibt es hier.