Jagdverband

30 Rehkitze vor dem Mähtod gerettet

Bild: Raab
Die Jagdpächterfamilie Raab aus Schweinspoint setzt sich mit anderen Jägern und Jägerinnen für die Rettung der Rehkitze vor dem Mähtod ein. Der Donauwörther Jagdverband appelliert an die Landwirtschaft, Jäger und Jägerinnen über Mähtermine zu informieren.

Der große Enthusiasmus mit dem die Jagdpächterfamilie Raab  und die weiteren 18 Mitjägern aus Schweinspoint ans Werk ging, wurde mit fast 30 gefunden Kitzen in den Wiesen belohnt. Sie hatten sich zur Aufgabe genommen, Rehkitze vor dem Mähtod zu retten. Diese wurden mit Handschuhen und viel Gras, um möglichst wenig menschlichen Geruch auf die Tiere zu übertragen, in gut belüftete Kartons gelegt. Nachdem die Wiese gemäht war wurden die Kitze wieder freigelassen.

Jedes Jahr wird das erste Mähen zur Todesfalle für tausende von Jungtieren. Biogasanlagen, die Industrialisierung der Landwirtschaft und im Zuge ihrer Entwicklung immer schnellere und größere Mähwerke, haben in den letzten Jahren zu besonders zahlreichen und qualvollen Verlusten geführt. Die erste Maht fällt mit der Brut- und Setzzeit von Rehkitzen, Junghasen und Wiesenbrütern zusammen. Ihre Überlebensstrategie schützt Kitze und Junghasen vor Fuchs, Raben-  und Greifvögeln, aber nicht vor dem Kreiselmähwerk. Sie werden „vermäht“ - grausam verstümmelt oder getötet.

„Landwirte und Jäger stehen gemeinsam in der Verantwortung, etwas gegen den Mähtod zu tun“, so Robert Oberfrank, Vorsitzender vom Jagdverband Donauwörth. „Die Jäger aus jagdethischer Verpflichtung heraus, die Landwirte von Gesetzes, da sie in der tierschutzrechtlichen Verpflichtung stehen.“ – „Wenn Bauern und Jäger partnerschaftlich zusammenarbeiten und die Landwirte ihre Jägerinnen und Jäger rechtzeitig vor dem Mähtermin informieren, haben diese die Möglichkeit, Wiesen und Felder nach Jungwild abzusuchen. So lässt sich der grausame Mähtod zu einem großen Teil verhindern“, ergänzt Jägervorstand Albert Reiner.

Menschen laufen über eine Wiese und suchen diese nach Rehkitzen ab. Bild: Raab

Tierleid verhindern

Grundsätzlich bemühen sich die meisten Landwirte unnötiges Tierleid zu vermeiden. Sie haben allerdings ein juristisches Problem: Denn sie verstoßen gegen das Tierschutzgesetz, wenn sie Jungtiere bei der Mahd verstümmeln oder töten, ohne im Vorfeld versucht zu haben, dies zu verhindern! Ihnen drohen hohe Strafen. Dies bis zu 180 Tagessätzen, wie ein aktuelles Beispiel zeigt. „Entweder ist dies manchen Landwirten nicht bewusst oder es beschleicht einen manchmal der Eindruck, manchen ist es egal“, äußert sich Oberfrank enttäuscht.

Wiesenmahd als Todesfalle

Deshalb appelliert Jägervorsitzender Oberfrank an das Verantwortungsgefühl bei den Landwirten: „Effektive Wildtierrettung beginnt bereits vor der Mahd“, so der Vorsitzende. „Nur wenn die Landwirte die Mähtermine rechtzeitig mitteilen und abstimmen, hat der Jagdpächter die Möglichkeit, Wildscheuchen aufzustellen und die Wiesen und Felder nach Jungwild abzusuchen“ – obwohl dies eigentlich die Aufgabe und Verpflichtung der Landwirte ist.

Besonders gefährdet sind Wiesen und Futterflächen, die am Waldrand liegen. Dort sind die kleinen Rehe besser vor ihren Fressfeinden geschützt und Geiß und Kitz finden einen besonders üppig gedeckten Tisch. Das frische eiweißreiche Gras fördert die Milchbildung beim Muttertier und liefert zudem erste saftige Nahrung für die Kitze.

Konventionelle Methoden nur begrenzt erfolgreich

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, den Rehen den Aufenthalt in der Wiese zu verleiden und sie dazu zu bringen, ihre Kitze herauszuholen. So stellen viele Jäger Scheuchen auf, die die Rehe dann verunsichern sollen. Noch besser funktionieren so genannte elektronische Wildscheuchen, die unterschiedliche Töne, Menschenstimmen, Musik oder Geräusche in unterschiedlicher Lautstärke aussenden.

Bedauerlicher Weise sind diese konventionelle Methoden, wie das Ablaufen der Wiesen, das Absuchen der Flächen mit einem geeigneten Hund oder auch die geschilderten Vergrämungsmaßnahmen, nur begrenzt erfolgreich. Es werden immer noch viele Kitze und Jungtiere auf den teils riesigen Feld- und Wiesenschlägen übersehen.

Kitzrettung aus der Luft

Inzwischen gibt es mit dem Einsatz von Drohnen die Möglichkeit, zumindest die Suche nach Kitzen, effizienter und zuverlässiger durchzuführen.

Auch im Landkreis wird dies praktiziert. Beispielsweise der Förderverein Kitzrettung Wemding-Gosheim überfliegt mit Hilfe einer, mit Wärmebildkamera und die, mit einer Wärmebildkamera und einem Bildübertragungssystem ausgestatteten Drohne betroffene Wiesen. Über die Wärmebildkamera können in den frühen Morgenstunden, bevor die Sonneneinstrahlung zu intensiv wird und den Boden erwärmt, die Kitze deutlich und zuverlässig erkannt werden. Hier können jeweils Streifen von bis zu circa 60 Meter Breite zügig abgesucht werden. An einem Morgen bis zu 30 bis 40 Hektar. Die Jungtiere auf den Wiesen werden so schnell gefunden und geborgen. Das Ganze hat aber einen stolzen Preis und somit seine Grenzen. Der Systempreis pro Drohne beträgt je nach Ausführung inklusive Zusatzakkus und Zubehör rund 10.000 Euro.

So können Landwirte den Mähtod verhindern

Auch die richtige Mähstrategie hilft. Beim Grünlandschnitt muss, so verlangt es das neue Artenschutzgesetz die Wiese grundsätzlich von innen nach außen gemäht werden, damit Rehe, Hasen und Fasane, während der Mahd noch die Möglichkeit zur Flucht haben. Auch die Schnitthöhe und eine angebrachte elektronische Wildscheuche am Mähwerk sind sehr erfolgsversprechend. (pm)