Man entdeckt die Plakate aber auch in Fenstern von Geschäften, die auf den ersten Blick nicht betroffen sind: Steuerberater, Autohäuser, Banken, Händler mit derzeit offenen Türen und in den Gebäuden der Stadtverwaltung. „Die Situation in der Gastronomie und im Handel geht uns alle an. Wir leben und arbeiten nach den Vorschriften. Die Gesundheit steht natürlich an erster Stelle: Desinfektion, Masken und Abstand sind kein Thema. Liebe Politik: Gebt dem Handel und der Gastronomie doch die Chance, dies umzusetzen. Es braucht dringend eine angemessene finanzielle Unterstützung zur Überbrückung und wenn möglich offene Geschäfte. Alle dafür notwendigen Hygienemaßnahmen und Anforderungen werden umgesetzt“, so Susanne Vierkorn, Geschäftsstellenleiterin des Stadtmarketingvereins.
Die knallgelben Plakate sind ein Protest und Hilferuf. „Wir wollen nicht gegen die Maskenpflicht protestieren, nicht gegen Regeln, die uns die aktuelle Situation auferlegt. Es ist kein lauter wütender Protest, es ist ein stiller Protest und eindringlicher Hilferuf, der in den Fenstern der sonst belebten Geschäfte und der quirligen Gastronomie hängt. Geschlossene Türen bedeuten Umsatzverlust, gefüllte Lager mit Saisonware, keinen Verkauf, kein Geld für Investitionen und neue Ware. Kein Leben!", so Vierkorn.
Gastronomie schwer unter Druck
Hatte die Gastronomie im November und Dezember noch Glück? Diese Frage drängt sich auf wenn man liest, dass 75 Prozent des Umsatzverlustes vom Vorjahresmonat ausgeglichen werden sollen. Die Realität sieht bei vielen Gastronomen allerdings anders aus. Auf Nachfrage bei Michael Dambacher, Inhaber der Pizzeria La Fontana, erfahren wir, dass die beantragten Verluste für November gekürzt wurden. Es gibt ausstehende Zahlungen wie etwa das Kurzarbeitergeld für die beiden Monate. Ab Januar 2021 sitzt die Gastronomie mit dem Handel in einem (sinkenden?) Boot. Laut Papier werden lediglich die Fixkosten anteilig zum Umsatzverlust ausgeglichen. Die Antragsstellung ist kompliziert und aufwändig. Vom Umsatzverlust ist nicht die Rede. Im Vergleich zu den Fixkosten dieser jedoch beträchtlich. Laut Vanessa Stumpf von Lettenbauer Mode für Männer sind es satte 60 Prozent Verlust im Dezember. "Der in Aussicht gestellte Zuschuss bei den laufenden Fixkosten kann kein Geschäft am Leben halten kann; weder im Handel noch in der Gastronomie" so Vanessa Stumpf.
Die Kunden halten die Treue. Click & Collect hat einen kleine Tür geöffnet. Die Einzelhändler liefern und sind vor Ort damit Einkäufe unter Einhaltung jeglicher Auflagen abgeholt werden können. All dies verlangt viel positives Denken, ein Miteinander und ein Zum-lokalen-Handel-stehen", vom Händler und Kunden. „Jeder Kundenkontakt ist das, wofür wir jeden Tag aufstehen und worauf wir uns freuen“, sagt Vanessa Stumpf. „Der Handel muss wieder öffnen. Für unsere Kunden und damit die Geschäfte am Leben bleiben. Wir benötigen finanzielle Unterstützung und vor allem geöffnete Türen. Wir können coronakonform verkaufen. Die Vorgaben wurden und werden eingehalten. Durch den erneuten Lockdown stehen wir mittlerweile mit dem Rücken zur Wand!“
"Wir wollen nicht tatenlos zuschauen, sondern im Rahmen unserer Möglichkeiten handeln und unterstützen“, so Sandro Weber, 1. Vorsitzender des Stadtmarketingvereins. Ein wichtiger Punkt ist dabei die enge Zusammenarbeit und Austausch mit der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister David Wittner.
Gemeinsam durch die Krise! Ein kurzer Satz, der vieles beinhaltet und ins Schwarze trifft. (pm)