Unter fachkundiger Leitung von Revierförster Horst Ferner wurden den TeilnehmerInnen an mehreren Standorten die verschiedenen Faktoren und Problemstellungen veranschaulicht, mit denen unser Wald in diesen Jahrzehnten zu kämpfen hat.
Unser Wald ist Lebensraum der Fauna, Erholungsort für den Mensch, soll Holzertrag abwerfen, ist enorm wichtig für die Bindung von CO2 und soll daneben eine hohe Biodiversität aufweisen. Ist all dies unter einen Hut zu bringen?
Dass wir in 30 Jahren von anderen klimatischen Verhältnissen auszugehen haben und in unseren Breiten eher ein Klima wie jetzt in Südfrankreich herrschen wird, ist Fakt, so Horst Ferner. Doch wie kann sich ein Wald anpassen? Liegt die Lösung in der Suche nach trockenheitstoleranteren Baumarten? Im letzten Jahr war auch in Waldgebieten bis in 2,5 m Tiefe regelrechte Dürre festzustellen. Doch Baumarten, die in wärmeren Vegetationszonen gut gedeihen, werden voraussichtlich unsere Spätfröste, mit denen auch in Zukunft zu rechnen ist, nicht überstehen. Möglicherweise sind eher einige einheimische Baumarten, wie Buche, Tanne, Eibe oder Eiche, durchaus in der Lage, den zukünftigen Anforderungen zu genügen. Ältere Bäume sind kaum in der Lage, sich an trockenere Sommer anzupassen; jedoch wird in Fachkreisen vermutet, dass z.B. jüngere Buchen oder kommende Generationen sich besser adaptieren können.
Umwelt und Wetterkatastrophen
„Altlasten“ wie Fichten-Monokulturen findet man im Stiftungswald ebenfalls noch. Auch dafür muss die Forstwirtschaft Lösungen finden, denn aus dem Waldboden, der über Jahrzehnte mit Monokultur bewirtschaftet wurde, lässt sich nicht von heute auf morgen ein gesunder Mischwald ziehen. Der Borkenkäfer, von dem es früher nur eine Käfergeneration pro Jahr gab, profitiert von den trockneren Sommern und bringt es mittlerweile auf 2-3 Generationen pro Jahr, sehr zum Leidwesen der Forstwirtschaft.
Die Zukunft wird immer mehr Wetterextreme bringen – extreme Trockenheit über Wochen, hohe Niederschlagsmengen in kurzer Zeit und auch Windextreme. Der bewirtschaftete Wald muss auf diese veränderten Faktoren angepasst werden, um extrem hohe Verluste, wie z.B. durch den Orkan „Wibke“ im Jahr 1990, zu verhindern. Sehr hohe Bäume mit über 35 m sind einer überaus hohen Windlast ausgesetzt. Der Wald der Zukunft wird möglicherweise nur noch wenige Baumriesen haben, je nach geographischen Gegebenheiten.
Der gesunde Mischwald als Ziel
Das Ziel, der gesunde Mischwald, ist nicht nur ein ökologisch wertvoller Lebensraum, sondern auch vielen Herausforderungen der Zukunft gewachsen. Doch eine Artenvielfalt ist nur möglich, wenn auch die Verbissschäden durch Rehwild deutlich zurückgehen. Leider können viele Förster nur dabei zusehen, wie Tannenschösslinge über eine Höhe von einem halben Meter nicht mehr hinauskommen, weil in unseren Wäldern die Wilddichte immer noch zu hoch ist (ein Zeichen dafür ist logischerweise auch der Anstieg der Wildunfälle auf den Straßen der Region). Hier gilt der dringende Appell: Wald vor Wild! Möglicherweise kann in gewissen Maßen auch der Faktor Wolf hier Abhilfe schaffen. Was jedoch auch Konfrontation mit Landwirtschaft und Zivilisation mit sich bringt.
Was ist die beste Lösung?
Ob ein Naturwald, der sich möglichst selbst überlassen ist, die bessere Lösung ist, wurde zwischen Horst Ferner und einigen TeilnehmerInnen auch diskutiert. Hier gibt es verschiedene Sichtweisen, was Naturwald bedeutet, und ob eine rentable Bewirtschaftung von „Naturwald“ möglich ist. Dass die CO2 Bindung im sich selbst überlassenen Naturwald nach einer gewissen Zeitspanne stark nachlässt, ist bekannt. Für unsere CO2 Bilanz sind Waldbewirtschaftung und Verwendung von Bauholz (das ansonsten importiert werden müsste) nicht zu unterschätzen.
Der Wald als Standort für Windräder ist im Ries seit langem ein Thema. Hier wünscht man sich deutliche Zeichen und Pragmatismus in der Umsetzung. Der Flächenverlust für den Bau eines Windrades ist nach Inbetriebnahme relativ gering einzuschätzen – darin waren sich Stadtrat Wolfgang Goschenhofer und Horst Ferner einig.
Fazit
Als Fazit haben die TeilnehmerInnen dieser höchst spannenden Waldbegehung, für die wir uns bei Herrn Ferner sehr herzlich bedanken, auf jeden Fall die Erkenntnis mitgenommen, dass es hier nicht DIE einfache Lösung gibt. Waldwirtschaft ist eine sehr langwierige Angelegenheit und braucht Umsicht und Weitsicht. Auch wenn unser Stiftungswald schwarze Zahlen schreiben muss und Wirtschaftswald nicht überall den perfekten Naturschutz für alle Arten liefern kann, so wird doch versucht, auch ökologisch wichtige Waldstrukturen und unterschiedliche Habitate zu erhalten. Niemand bezweifelt ernsthaft den ökologischen Wert von unbewirtschafteten Waldflächen, aber es wurde uns hier in unserem Wald deutlich gemacht, dass auch der Wirtschaftswald ein hochwertiger Lebensraum sein kann. (dra)