Metzgerei Stöckle

Metzgerhandwerk mit Tradition

Bild: Metzgerei Stöckle
Bereits seit 1963 existiert in Rain die Metzgerei Stöckle und wird mittlerweile von Christian und Stefan Stöckle in dritter Generation geleitet. In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich aus einer kleinen Metzgerei mit angeschlossenem Gasthaus ein stetig wachsendes Mittelstandsunternehmen.

Laut HWK Nordschwaben gibt es in ganz Nordschwaben aktuell 55 gemeldete Metzgerbetriebe. Einer davon ist die Metzgerei Stöckle. Der Familienbetrieb aus Rain am Lech ist allerdings schon lange kein klassischer Metzger mehr, sondern bereits seit Jahrzehnten ein stetig wachsendes Mittelstandsunternehmen. Obwohl hier aktuell über 200 Personen beschäftigt sind, haben die Unternehmensphilosophie und das Bekenntnis zum Standort stets oberste Priorität. So wurde die Produktionsstätte im Rainer Industriegebiet in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut und dass, obwohl immer mehr Metzgereien im Landkreis Donau-Ries aufgrund fehlender Fachkräfte oder mangels eines passenden Nachfolgers, ihre Geschäfte schließen müssen. Entgegen dem allgemeinen Trend eröffnete Stöckle im August 2023 zunächst einen 24-Stunden- Smartstore und dann im Januar dieses Jahres den neuen Werksverkauf inklusive heißer Theke und Bistro. „Wir sind sehr heimatverbunden und haben entsprechend noch nie über einen Weggang aus Rain nachgedacht. Aus unserer Sicht ist der Ausbau des jetzigen Standorts genau der richtige Weg, den wir auch weiterverfolgen möchten“, so Stefan Stöckle, der gemeinsam mit seinem Bruder Christian in dritter Generation den Familienbetrieb leitet.

Mittlerweile leiten Stefan (links) und Christian Stöckle die Metzgerei in dritter Generation. Bild: Metzgerei Stöckle

Großonkel übernimmt Metzgerei 1963

Dabei kann die Metzgerei auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken, die allerdings erst seit 1963 direkt auf die Familie Stöckle zurückgeführt werden kann. Zuvor gehörten sowohl der Metzgerbetrieb als auch das angeschlossene Gasthaus und Hotel „Zum Boarn“* wechselnden Besitzern, zuletzt der Familie Schoder. Stefan Stöckle erklärt die Anfänge des heutigen Familienunternehmens: „Unser Großonkel Wilhelm Stöckle hat damals auf eine Heiratsannonce in der Zeitung reagiert, daraufhin in die Familie eingeheiratet und als gelernter Metzgermeister den Betrieb übernommen. Ein kurioser Zufall also, der aus heutiger Sicht kaum mehr denkbar ist.“ Nachfolgender Besitzer wurde im Anschluss Ambrosius Stöckle – der Vater der heutigen Eigentümer Christian und Stefan. „Unser Vater hat von Beginn an große Innovationen und Werbemaßnahmen in den Betrieb gebracht. Daraus entstand ein erster Aufschwung, der bis heute nicht wirklich abgeebbt ist“, so Stöckle weiter. Exemplarisch hierfür steht wohl die bislang größte Investition der Unternehmemsgeschichte. So wurde die Produktionsstätte 2014 auf 4 000 Quadratmeter verdoppelt.

Bayerische Klassiker noch wie vor 60 Jahren

Trotz des enormen Wachstums hat sich an der Produktpalette – diese umfasst mittlerweile über 3 000 Wurst- und Fleischwaren – über die Jahrzehnte nur wenig verändert – zumindest was die Rezeptur angeht. „Unsere Klassiker wie Weißwürste, Leberkäs und Wienerle werden noch immer nach altem Familienrezept produziert. Andere Produkte haben wir über die Jahre moderner interpretiert und an die heutige Zeit angepasst“, erklärt Metzgermeister Stefan Stöckle. Verändert habe sich in den vergangenen Jahren außerdem generell der Alltag eines Metzgers. Während das Berufsfeld in der Vergangenheit noch mit großen körperlichen Anstrengungen verbunden war, sei mittlerweile ein Großteil der Prozesse automatisiert. „Die Hauptfachrichtung zu meiner Ausbildungszeit war ‚Schlachten und Zerlegen‘, weil jeder Betrieb selbst geschlachtet hat. Mittlerweile ist dieser Fachbereich allerdings fast der kleinste Teil. Weiterhin haben wir aber natürlich höchste Qualitätsansprüche und bilden deshalb unsere Fachkräfte selbst aus bzw. weiter“, so Stöckle.

Stefan Stöckle: "Es ist wichtig, flexible auf Veränderung reagieren zu können"

Veränderung – das scheint aktuell wohl das markanteste Merkmal der Fleischer- und Metzgerbranche zu sein. Immer weniger Fach- und Verkaufspersonal, Corona- und Ukrainekrise und ein Umdenken in Bezug auf fleischfreie Ernährung haben in der Industrie zu großen Veränderungen geführt. Veränderungen, die auch die Metzgerei Stöckle immer wieder zu spüren bekommt. So sei es mittlerweile kaum mehr möglich, eine realistische Prognose für die Folgejahre zu treffen. “Genau aufgrund dieser Entwicklung haben wir bemerkt, dass für uns Regionalität der genau richtige Weg in die Zukunft ist. Dazu zählen sowohl unsere Fleischlieferanten, die Schlachtung und natürlich unsere Metzgertheke. Unsere Kunden legen noch immer viel Wert auf hochwertige Produkte und Beratung und genau die sollen sie bei uns auch weiterhin bekommen.” (Thomas Oesterer)

Dieser Artikel ist im blättle, Ausgabe 59 - November/Dezember 2024 erschienen. Hier das E-Paper lesen.