Die Alternative für Deutschland (AfD) überholt die SPD im Wahlkreis Donau-Ries, und wird nach der CSU die zweitstärkste Kraft. In einer Gemeinde erreicht die AfD sogar 20 %. Die Reaktionen bei den Kommunalpolitikern auf das gute Abschneiden sind gemischt.
Donau-Ries - Schon früh am Wahlabend zeichnete sich ab: Die AfD zieht in vielen Gemeinden des Wahlkreises Donau-Ries, zu denen auch der Landkreis Dillingen, sowie acht Gemeinden aus dem Landkreis Aichach-Friedberg zählen, an den Sozialdemokraten vorbei. Das letztendliche Ergebnis ist für viele ernüchternd: Die AfD wird mit 14,7 % der Zweitstimmen zweitstärkste Kraft. 14,7 % der Zweitstimme - in Zahlen sind das 21.588 Menschen aus der Region die ihr Kreuz bei der AfD gemacht haben. Nur die CSU erzielt mit 43,3 % ein besseres Ergebnis. Die SPD liegt mit 13,8 % hinter der AfD. Im bundesweiten Vergleich liegt die CDU/CSU bei 33 %, die SPD bei 20,5 % und die AfD bei 12,6 %. Im Wahlkreis liegt die AfD also über dem Durchschnittswert.
Gerade einmal in 18 Gemeinden erreicht die SPD einen besseren Wert als die AfD, das sind Alerheim, Deiningen, Donauwörth, Ederheim, Fremdingen, Genderkingen, Hainsfarth, Harburg, Hohenaltheim, Kaisheim, Megesheim, Möttingen, Munningen, Nördlingen, Oettingen, Reimlingen, Rögling, Tagmersheim, Wechingen und Wemding. In allen 8 Gemeinden des Landkreises Aichach, im Landkreis Dillingen und im restlichen Landkreis ist die AfD zweitstärkste Partei. In Fünfstetten knackt sie sogar die 20%-Marke.
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Überwältigt vom Vertrauensvorschuss
Rafael Hauptmann, Direktkandidat der AfD, ist "überwältigt vom Vertrauensvorschuss", den die Bürger ihm mit diesem Wahlergebnis gezeigt haben. Dass die Wähler ihm einen Vorschuss des Vertrauens gegeben haben stimmt. Weder er, noch seine Partei traten in den vergangenen Monaten und Jahren im politischen Geschehen in der Region auf. Seit heute werde die AfD-Nordschwaben mit Mitgliedsanträgen "überschwemmt", so Hauptmann. Dass die AfD eine zweistellige Prozentzahl an Zweitstimmen gewinnt, sei ihm von vornherein klar gewesen. Er sieht darin ein "klares Signal für die Bundespolitik". Vor allem die regionalen Themen, wie die Flutpolder oder den Nationalpark "Donau-Auen", gegen die sich Hauptmann klar ausgesprochen hat, hätten ihm viele Erststimmen eingefahren, meint der 27-jährige. Dass Hauptmann das Dirketmandat nicht gewonnen hat, nimmt er gelassen. "Es war abzusehen", kommentiert er. Wie es für ihn politisch weiter geht, lässt der Meitinger offen. Politisch aktiv bleiben - besonders in der Region - will er.
Kommunalpolitiker sind geschockt und sprachlos über den Erfolg der AfD
Noch am gestrigen Abend zeigten sich Kommunalpolitiker aus der Region geschockt und zugleich sprachlos über den Erfolg der AfD. "Ich bin schockiert über den Erfolg der AfD", sagte Christoph Schmid (SPD) als die ersten Ergebnisse veröffentlicht wurden. Auf seiner Facebookseite schreibt Schmid heute: "Wenn eine solche Partei in unserem Wahlkreis auf Platz 2 landet und die SPD nur 13,8 % der Zweitstimmen holt, dann läuft irgendwas völlig aus dem Ruder".
Obwohl im Wahlbezirk 254 die CSU die absolute Mehrheit erringen konnte, war auch Ulrich Lange nicht zufrieden. Vor allem über das zweistellige Ergebnis der AfD, zeigt sich Lange schockiert. „Der Kandidat der AfD war nicht einmal präsent!“ Auch Schmid sieht das ähnlich. Für ihn ist es unverständlich, wie ein AfD-Kandidat, der nicht im Wahlbezirk beheimatet ist, so viele Stimmen bekommen konnte.
Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul forderte noch am Wahlabend: „Jetzt wird es Zeit, dass sich die bürgerliche Mitte klar gegen die AfD abgrenzt und klar gegen Rechts stellt.“
Im Landratsamt in Donauwörth verfolgten unter anderem Albert Reidelsheimer (Grüne) und Landrat Stefan Rößle (CSU) die Auszählungen und ersten Ergebnisse. Beide waren bestürzt über die guten AfD-Prozente. "Geht es den Menschen tatsächlich so schlecht? Was fehlt ihnen?", fragten sich beide.
"Schlimm ist dieses Ergebnis im wohlhabendsten Landkreis in Bayern", so Manfred Seel (Linke). Den Fremdenhass der AfD könnten sich die Wirtschaftsstandorte Deutschland, Bayern und Donau-Reis nicht leisten. Seel sei nun um so stärker motiviert, um "gegen diese Partei mit demokratischen Mitteln zu kämpfen".
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