Zum Thema „Sicherheitspolitik und Zivile Verteidigung / Wie sicher ist unsere kritische Infrastruktur?“ konnte mit Herrn Dr. Dr. Dirk Freudenberg ein hochkarätiger Referent des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gewonnen werden.
Nach einer Begrüßung durch den Nördlinger Ortsvorsitzenden, Steffen Höhn, wurde die Veranstaltung durch den ASP-Kreisvorsitzenden, Karl Scherlin, offiziell eröffnet. Im fast voll besetzten Kinosaal konnte Scherlin zahlreiche Gäste aus dem Bereich der Blaulichtorganisationen begrüßen. In seiner Einleitung skizzierte er unter anderen die möglichen Folgen eines länger andauernden Stromausfalls. Kein Strom bedeute unter anderem kein Wasser, da viele Wasserpumpen elektrisch betrieben werden, auch Tankstellen werden aus demselben Grund nicht mehr einsatzfähig sein. Mobilfunk und Internet fallen aus, Eingangstüren, Kassen und Kühltruhen in Einkaufsmärkten werden ebenso wie Geldautomaten nicht mehr funktionieren. Spätestens nach drei Tagen gehen vielen Menschen die Lebensmittelreserven aus. Tiere in Landwirtschaftlichen Betrieben können nur noch bedingt versorgt werden, denn auch dort funktioniert weder Lüftung, Heizung, Kühlung noch automatische Fütterung. All dies führt zu erheblichen Folgen für die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern.
Anzahl der Cyberangriffe steigt
In seinem Vortrag spannte Dr. Freudenberg den Bogen weit über das eigentliche Thema hinaus und erläuterte eindrücklich, dass Weltpolitische Zusammenhänge durchaus einen deutlichen Einfluss auch auf die Kritische Infrastruktur in unserem Lande haben. So nimmt z.B. die Anzahl der Cyberangriffe auf öffentliche Institutionen und Unternehmen kontinuierlich zu aber auch Ausspähversuche, speziell an Objekten, welche zur Kritischen Infrastruktur gezählt werden, werden gehäuft durchgeführt. Hier zeichnen sich speziell östliche Nachrichtendienste verantwortlich.
Zudem stehe unser Land, in Folge der Zeitenwende durch den russischen Angriff auf die Ukraine weiterer geopolitischer Krisenherde sowie weltweiter Lieferkettenproblemen vor riesigen Herausforderungen. Des Weiteren zeigte der Referent die jeweiligen Zuständigkeiten im Zivil- und Katastrophenschutz zwischen dem Bund, den Ländern sowie den Kommunen auf.
Eine abschließende Fragerunde
Im Rahmen der anschließenden Fragerunde welche durch Karl Scherlin und Tobias Eska (Kreisvorsitzender POL) moderiert wurde, wurden, nochmals viele thematische Felder behandelt. Es stellten sich neben dem Referenten auch der Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler und der Kreisbrandinspektor Heinz Mayr den Fragen der Zuschauer. Hierbei kam speziell die Sorge über eine ausreichende Energieversorgung, nach Abschaltung der Kernkraftwerke in unserem Land, zum Vorschein.
Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler legte vor allem Wert auf die Wichtigkeit der Arbeit der Blaulichtorganisationen und appellierte daran, speziell in Katastrophen- und Krisenzeiten zusammenzuhalten. Das Land Bayern setze zudem alles daran, die im Ehrenamt tätigen zu unterstützen. Er erläuterte dazu: „Wir müssen das Thema Bevölkerungs- und Zivilschutz wieder ernst nehmen. Neben einer guten Ausstattung müssen wir für die Blaulicht-Organisationen Nachwuchs gewinnen. Der Freistaat Bayern hat den Katastrophenschutz im Blick und muss das Gesamtsystem laufend an die sich ändernden Anforderungen und die sich fort entwickelnden Einsatzmöglichkeiten anpassen.“
Kreisbrandinspektor Heinz Mayr berichtete von den enormen Herausforderungen anlässlich des mehrstündigen Stromausfalls in Wemding im Jahr 2019 und der dortigen guten Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure. Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange dankte in seinem Schlusswort für die "Hallo Wach!"-Veranstaltung. "Natürlich sind andere Themen aktuell populärer. Politik und Gesellschaft müssen sich jedoch intensiver als denn je mit Sicherheitskrisen aller Art auseinandersetzen. Dazu benötigen wir ein verstärktes finanzielles Engagement seitens des Bundes und der Länder, eine tiefgehende Überprüfung der Strukturen und Abläufe im Katastrophenfall sowie aber auch den starken Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung", so Ulrich Lange. (pm)