Bayerischer Bauern Verband

Brisante Themen beschäftigen die Jagdgenossenschaften

v.l. Robert Oberfrank, Dr. Reinhard Bader, Martin Braun, Claudia Marb, Karlheinz Götz, Karl-Heinz Fackler, Marina Jakob Bild: Michael Stiller, BBV
Zum einen ging es um die Vorstellung der Ergebnisse aus dem Vegetationsgutachten 2024 und zum anderen ging es um Wege zur Verbesserung der Kooperation zwischen Jagdgenossenschaft und Jägerschaft.

Claudia Marb, stellvertretende Landrätin, bedankte sich für die Arbeit der Jagdgenossenschaften. Für sie steht es außer Frage, dass der Waldumbau nur gemeinsam mit allen Beteiligten gelingen kann. Dr. Reinhard Bader vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Nördlingen-Wertingen berichtet, dass der Umbau der Energieversorgung zum Schutz des Klimas alternativlos ist. Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass Holzpellets zur Wärmegewinnung sehr niedrige CO₂-Emissionen aufweisen. Damit ist und bleibt Holz ein wichtiger Energieträger, so Dr. Bader. Kreisobmann Karlheinz Götz bedankte sich in seinem Grußwort beim Vorsitzenden Karlheinz Fackler für die sehr gute Zusammenarbeit in der Kreisvorstandschaft.

Unterstützung der Schwarwildbejagung

Herr Fackler war auch einer der ersten, der die Kitzrettung mit Drohne im Landkreis Donau-Ries umgesetzt hatte. Ein besonderes Anliegen ist dem Kreisobmann die Intensivierung der Schwarzwildbejagung. Der Vormarsch der afrikanischen Schweine Pest (ASP) in Hessen, Baden-Württemberg und im Norden Deutschland ist, wenn sie bei uns festgestellt wird, für unsere Schweinehalter eine Vollkatastrophe. Deshalb sind alle Beteiligten gefordert die Schwarzwildbejagung zu unterstützen, so Götz. Die rechtliche Grundlage für das Vegetationsgutachten stellt das Bayerische Jagd- und das Bayerische Waldgesetz dar, so Martin Braun vom AELF Nördlingen-Wertingen. Bayernweit gibt es 750 Hegegemeinschaften. Es werden 30 bis 40 Aufnahmepunkte je Hegegemeinschaft begutachtet. Alle drei Jahre wird die Erhebung durchgeführt.

Im Februar findet die Inventur der Aufnahmepunkte statt. Hierbei wird vor Ort geschaut, inwieweit der Leittrieb und die Seitentriebe der Waldpflanzen verbissen sind. Ist dies der Fall, dann sind die Pflanzen in ihrer Entwicklung stark beeinträchtigt. Im Juni werden diese Daten den Hegegemeinschaften mit einer entsprechenden Kommentierung zur Verfügung gestellt. Anschließend wird das forstwirtschaftliche Gutachten mit konkreten Revieraussagen erstellt und der Unteren Jagdbehörde zur Verfügung gestellt. Diese informiert die Jagdgenossenschaften, die dann mit dem Jagdpächter auf der Basis dieses Gutachtens einen dreijährigen Abschussplan erstellen. Ziel ist es, einen Abschussplan hinzubekommen, der eine Naturverjüngung ohne Zaun ermöglicht so Braun. In den meisten Hegegemeinschaften ist noch ein reger Verbiss festzustellen, so Braun. Er ist aber zuversichtlich, dass die Hegegemeinschaften auf einem guten Weg zur Naturverjüngung sind. Dies erfordert aber eine konsequente Einhaltung des festgelegten Abschussplanes, damit die gut entwickelten Waldmischbestände weiter zunehmen. Neben der Waldverjüngung ist auch die Waldpflege und die Auswahl der richtigen Baumart mit Berücksichtigung der Standorteigenschaften von großer Bedeutung. Hier stehen die forstwirtschaftlichen Berater den Waldbesitzern jederzeit mit Rat und Tat beiseite.

Robert Oberfrank, 1. Vorsitzender des Jagdverbandes Donauwörth e.V., stellt gleich zu Beginn seines Referates fest, dass die Jagdgenossen und die Jäger ein gemeinsames Gespann sind und - wie in der Ehe - eine Partnerschaft eingegangen sind, die nur Bestand haben kann, wenn man miteinander respektvoll umgeht, dem anderen zuhört und gemeinsam nach Lösungen schaut. Erfreulich ist es, dass von 779 Jagdgenossenschaften in Bayern 95 % diese Werte leben und miteinander die Jagd und den Waldumbau erfolgreich umsetzen.

Neben dem Strukturwandel in der Landwirtschaft stellt das veränderte Freizeitverhalten der Menschen für eine erfolgreiche Jagd eine große Herausforderung dar. Hier bleibt es auch nicht aus, dass durch diesen „Freizeitstress in der Natur“ die Verbiss-Problematik zunimmt, da das Rehwild zu jeder Tag- und Nachtzeit gestört wird. Neben den Joggern, Mountainbikefahrern, Geocachern usw. stellen auch frei laufende Hunde ein großes Problem dar. Die Jagdgenossen und die Jäger stellen eine Schicksalsgemeinschaft dar, die sich regelmäßig treffen, miteinander reden und offen austauschen.

Revierbegänge sind unerlässlich

Hier gehört es auch dazu, dass der Landwirt rechtzeitig vor einer Wiesenmahd den Jagdpächter unterrichtet und Wildschäden frühzeitig dem Jagdpächter meldet, um gemeinsam aktive Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Gemeinsame Revierbegänge sind unerlässlich, so Oberfrank. Darüber hinaus begrüßt es die Jägerschaft, wenn Landwirte sogenannte Schussschneisen anlegen, bei den Treib- und Drückjagden mithelfen oder auch Wildäsungsflächen mit dem Jagdpächter anlegen. Nur durch gemeinsame Projekte, dem regelmäßigen Austausch und transparente Entscheidungsprozesse kann eine erfolgreiche und langfristige Partnerschaft aufgebaut werden, sagt Oberfrank.

Durch sehr hohe Naturschutzauflagen nehmen die Populationen von Kormoran, Krähen, Wildgänsen usw. stark zu. Nur durch die Jagd kann die Vermehrungsrate dieser Arten reguliert werden. Hierzu bedarf es jedoch eine praktikablere Auslegung der strengen Schutzmaßnahmen, so Oberfrank. Die Jagd muss attraktiv bleiben, denn nur so kann sie einen aktiven Beitrag zum Artenschutz auch leisten. (dra)