Die Voraussetzungen für das Match beim Vizemeister in Osnabrück waren denkbar schlecht, so schlecht, dass man sogar beim Gegner nachfragte, ob das Spiel verschoben werden könne. Nachdem dies nicht möglich war, bot man eben auf, was man aufbieten konnte. Immerhin standen Coach Ajtony Imreh acht Spielerinnen zur Verfügung, allerdings waren Elina Koskiemies und Asha Thomas noch nicht voll bei Kräften, während Meg Wilson und Mariam Haslé-Lagemann die Reise in den Norden gar nicht erst antraten.
Osnabrück demonstrierte totale Dominanz gleich zu Beginn mit einer 10:2-Führung, so dass sich die Angels erst einmal schütteln mussten. Das taten sie aber dann und zwar mit Erfolg. Marina Dzinic und Mesi Obanor mit schönen Aktionen am Korb und die finnische Flügelzange namens Pounds/Koskimies von außen, zum Teil von ganz weit draußen, sorgten zum Erstaunen des Osnabrücker Publikums für spektakuläre Punkte und glichen zum Ende eines offensiv erfrischenden ersten Viertels zum 27:27 aus. Die Erkenntnis, hier trotz aller Widrigkeiten mithalten zu können, befeuerte das Selbstbewusstsein der Eigner-Truppe. Besonders erfreulich aus Nördlinger Sicht waren die ersten Einsatzminuten von Asha Thomas bei einem Pflichtspiel. Zwar merkte man ihr die fehlende Spielpraxis an, was das US-Girl aber nicht davon abhielt, als sie an der Dreierlinie völlig freistand, abzudrücken und ihre ersten Punkte im Angels-Trikot zu erzielen. Davon angestachelt taten es ihr eine erneut aufopferungsvoll kämpfende Sami Hill und Anissa Pounds gleich und hielten den Spielstand zur Pausensirene bei knappen 42:40 und das nach einer Halbzeit, in der den Angels kein einziger Freiwurf zugesprochen wurde. In Worten: null Freiwürfe in zwanzig Minuten.
Zu Beginn des dritten Viertels nutzte Osnabrück einige Unkonzentriertheiten der Angels aus und packte in kürzester Zeit neun Punkte zwischen sich und die Gäste. Während die Panthers den Ball konsequent zum Nördlinger Korb trugen und dort scorten oder gefoult wurden, ernährten sich die Gäste hauptsächlich von ihren Dreiern. Neun getroffene Distanzwürfe nach gespielten 30 Minuten hielten Hill und Co im Spiel. Nur drei Punkte betrug die Führung Osnabrücks zu Beginn des Schluss-Viertels. Angesichts der Ausgangslage muss man dieses Zwischenergebnis schon einmal als Erfolg verbuchen, ein Erfolg allerdings für den man sich nichts kaufen kann, zumindest keine Punkte für die Tabelle. Tatsächlich wäre auch ein Auswärtssieg und damit eine veritable Sensation im Bereich des Möglichen gewesen, hätte man nicht die letzten drei Angriffe des Matchs etwas kopflos agiert, so dass die Panthers Osnabrück mit 78:73 ihren ersten Heimsieg verbuchen konnten. Deren US-Girl Jill Townshend war mit 26 Punkten die überragende Akteurin und von der Angels-Defense nicht zu stoppen.
Bei den Rieserinnen überwiegen trotz der Auswärtsniederlage die positiven Eindrücke. Nicht nur, dass man sich trotz der misslichen Ausgangslage nicht unterkriegen ließ, sondern auch etliche individuelle Lichtblicke, die die Verantwortlichen und Fans der Angels positiv nach vorne blicken lassen, allen voran die Tatsache, dass Asha Thomas endlich einsatzfähig ist. Mit zwei getroffenen Dreiern deutete die Kalifornierin schon einmal an, dass sie nicht nur das Spiel steuern kann, sondern auch selber als Scorerin in Erscheinung tritt. Auch Centerin Marina Dzinics Leistungskurve zeigt deutlich nach oben. Amenze Obanor bestätigte ihre derzeit hervorragende Form erneut mit einer beeindruckenden Vorstellung auf beiden Seiten des Felds. Am kommenden Sonntag soll dieser positive Trend fortgesetzt werden, auch wenn sich dann die Überraschungsmannschaft der Saison, die Rheinland Lions, in Nördlingen die Ehre gibt. (pm)
In Osnabrück spielten für die Angels:
Asha Thomas (6, 2 Dreier), Mona Berlitz (2), Amenze Obanor (6), Elina Koskimies (13,3), Sami Hill (20,2), Marina Dzinic (9), Anissa Pounds (15, 3), Bianca Helmig (2)
Zweierquote: 16 von 33 (48%)
Dreierquote: 10 von 24 (41%)
Freiwürfe: 11 von 14 (78%)
Reboundduell: 27:27