Das Weihnachtsspiel ist immer ein Match, das im Kopf entschieden wird. Wer ist noch fokussiert vor der Pause? Wer bringt die Konzentration auf und die Energie um sich selber zwei Punkte als Geschenk unter den Baum zu legen? Beim Auswärtsspiel in Hannover zeigten sich die Nördlinger Angels gleich zu Beginn hellwach und fokussiert. Insbesondere Nördlingens finnische Nationalspielerin Anissa Pounds hatte sich wohl einiges vorgenommen und markierte bereits im ersten Viertel 13 Punkte und hielt so ihr Team im Spiel. Sie egalisierte mit ihren Wurfkünsten die Glanzleistung der Ex-Nördlingerin McCray im Trikot der Niedersachsen. Ein ausgeglichener Score von 22:21 nach den ersten zehn Minuten war die logische Folge. Dabei hatte Coach Imreh das Kunststück fertiggebracht bereits im ersten Viertel alle zehn Spielerinnen einzusetzen. Als Pounds ihre verdiente Pause auf der Bank bekam, traten andere Angels auf den Plan, zum Beispiel die andere Finnin im Team der Rieserinnen, Elina Koskimies mit einem Monster-Dreier aus acht Metern und sicher verwandelten Freiwürfen. Oder auch Teamküken Mona Berlitz. Die Schrobenhausenerin holte mit einem beherzten Drive sogar die Führung für die Gäste heraus. Mit einer 40:37-Führung ging es in die Halbzeitpause.
Offensive erste Halbzeit
Das Bestreben der Gastgeberinnen, Sami Hill und Asha Thomas, die am Wochenende brilliert hatten, wurde dadurch konterkariert, dass diesmal zwei andere Akteurinnen Verantwortung übernahmen. Während die erste Halbzeit stark offensiv geprägt war, dominierte im dritten Viertel erst einmal die Kunst der Verteidigung. Ganze fünf Punkte produzierte die Nördlinger Angriffsmaschinerie in zähen zehn Minuten und lag danach mit 50:45 im Rückstand immerhin nur mit fünf Punkten nach dem wieder einmal offensiv unterirdischen dritten Spielabschnitt. Es dauerte dann auch nur vier Minuten bis die Angels mit einem sehenswerten Fingerroll durch Marina Dzinic wieder die Führung an sich rissen bevor die Bosnierin sich wieder einmal ihr fünftes Foul einhandelte. Danach kam, was kommen musste, wieder ein Krimi wie letztes Wochenende, nur noch länger. Thomas und Pounds brachten die Gäste per Dreier mit 63:62 in Führung bei verbleibenden 16 Sekunden. Der Ball war noch nicht eingeworfen, da pfiffen die Schiedsrichter ein T-Foul gegen Mariam Haslé-Lagemann, die beim Verteidigen des Einwurfs über die Auslinie griff!! Den fälligen Freiwurf verwandelte Hannovers Moten zum Ausgleich.
Verlängerung. Wieder ging Hannover in Führung, doch Sami Hill, die das ganze Spiel über am Rande der Legalität beackert wurde, hatte etwas gegen die drohende Niederlage und brachte ihr Team erneut auf 71:71 heran. Verlängerung Nummer zwei! Nun schlug die Stunde von Californian Girl Asha Thomas: immer nur in der Offense eingewechselt, übernahm sie Verantwortung, scorte per Dreier und Lay-Up: fünf Punkte Vorsprung für die Eigner-Girls. Auch diese Führung wurde erneut egalisiert. Verlängerung Nummer drei. Hier brach die Live-Übertragung ab, weil das Spiel so lange dauerte! Erneut griffen die Schiedsrichter spielentscheidend ein, pfiffen ein unsportliches Foul gegen Hill und verwiesen sie damit vom Feld. Moten nutzte die Gelegenheit um sechs Punkte in einem Angriff zu erzielen und das Pendel des Sieges nach unglaublich langen 55 Spielminuten für Hannover ausschlagen zu lassen.
Mit 90:83 nach drei Verlängerungen verlassen die tapferen Angels ohne Punkte aber erhobenen Hauptes und voller Stolz die Halle in Hannover. Die Angels-Fangemeinde feierte ihr Team in den sozialen Netzwerken ob ihrer Kampfkraft und ihrer Courage. Punkte für die Tabelle gibt es zwar dafür nicht, aber Lob und Anerkennung von allen Seiten. Nach der Weihnachtspause geht’s weiter mit einem Heimspiel gegen Herne. Am 29. Dezember müssen es dann nicht unbedingt wieder drei Verlängerungen sein. Ein einfacher knapper Sieg reicht auch.(pm)