Basketball-Experten ist der Name Nicole Brochlitz schon seit einigen Jahren ein Begriff. Bereits mit 15 debütierte die gebürtige Dresdnerin bei den Chemcats Chemnitz in der 2. Bundesliga und machte anschließend sowohl in den Chemnitzer Mannschaften (2. Bundesliga, Regionalliga und WNBL) als auch als in den Nationalteams des Deutschen Basketballbundes nachdrücklich auf sich aufmerksam. In der vergangenen Saison wagte sie den großen Sprung in die 1. DBBL zum TK Hannover und wurde dort Pokalsieger sowie deutscher Vizemeister. In der kommenden Spielzeit will sie nun ihre Karriere bei den Eigner Angels Nördlingen fortsetzen.
Bei den Angels-Verantwortlichen sieht man die Verpflichtung des mittlerweile 19-jährigen Ausnahmetalents als absoluten Glücksfall. „Nicole ist eines der herausragenden Talente, die wir in Deutschland haben. Wir sind froh, dass sie sich für uns entschieden hat, obwohl beinahe jeder DBBL-Verein an ihr Interesse hatte“, sagt der Sportliche Leiter Martin Fürleger. „Geködert“ habe man die aktuelle U19-Jugendnationalspielerin mit der Aussicht auf viel Spielzeit, denn im künftigen Kader sei keine der Profi-Akteurinnen für die Position eins vorgesehen, auf der sich Brochlitz am wohlsten fühlst. „Dabei ist mir natürlich klar, dass ich mir die entsprechenden Einsatzzeiten durch gute Trainingsleistungen erst erarbeiten muss“, weiß die 1,70 Meter große Sächsin.
Ausgiebig zum Einsatz zu kommen, erklärtes Ziel jeder Leistungssportlerin, ist Nicole Brochlitz beim TK Hannover nicht gelungen. „Die Ausgangslage war ursprünglich, dass sich die neu zusammengestellte Mannschaft erst einmal finden und jede Akteurin ausreichend Spielzeit bekommen sollte“, erzählt Brochlitz im Gespräch mit unserer Zeitung. Dann habe die Mannschaft unter Headcoach Sidney Parsons (in Nördlingen wohlbekannt) in der ersten Saisonhälfte überraschend fast alle Spiele gewonnen und die Ansprüche seien rasant gestiegen, sodass fast nur noch die Profis auf den Positionen eins und zwei zum Einsatz gekommen seien. Die Dresdnerin erzielte in ihrer DBBL-Debütsaison in 13 absolvierten Spielen durchschnittlich 2,4 Punkte bei Einsatzzeiten zwischen dreieinhalb und 13 Minuten. In der Saison davor zählte sie im Trikot der Chemcats Chemnitz mit 14,2 Punkten im Schnitt zu den Top-Scorerinnen der 2. DBBL Nord.
In der Nachwuchs-Bundesliga WNBL wurden die Chemcats deutscher Vizemeister und Brochlitz wurde zur wertvollsten Spielerin (MVP) der Saison gekürt.
International feierte Nicole Brochlitz im vergangenen Jahr ihren bislang größten Erfolg, als sie mit dem deutschen Team den starken vierten Platz bei der U18-Europameisterschaft belegte. In dieser Woche bereitet sie sich beim gemeinsamen Lehrgang der U19- und U20-Nationalmannschaft in der Sportschule Kienbaum auf die U19-Weltmeisterschaft vom 15. bis 23. Juli in der spanischen Hauptstadt Madrid vor. Dort trifft Deutschland in der Vorrunde des Sechzehner-Feldes auf Mali, Chinese Taipeh und die USA, auch im weiblichen Basketball stets das Maß aller Dinge. „Auf dieses Spiel freue ich mich ganz besonders“, sagt die 19-Jährige, die ihre eigenen Stärken im Wurf und in der Defense sieht. Darüber hinaus kreiert sie besonders gerne Wurfgelegenheiten für ihre Mitspielerinnen – eine echte Teamplayerin also, auf die sich die Eigner Angels da freuen dürfen.
Nicole Brochlitz wird in Nördlingen neben ihrem Basketball-Engagement ihr Fernstudium „Gesundheitsmanagement“ beim IST-Studieninstitut Düsseldorf fortsetzen. Mit ihrem neuen Trainer Matiss Rozlapa, der als akribischer Ausbilder junger Spielerinnen gilt und Brochlitz von einigen Jugendländerspielen her kennt, hat sie bereits telefoniert. Sie gibt zu: „Der Trainer hat bei meiner Entscheidung für Nördlingen eine wichtige Rolle gespielt.“ Gute Aussichten also, dass die Hoffnung des Sportlichen Leiters Martin Fürleger in Erfüllung geht: „Wir sehen in Nicole einen wichtigsten Baustein unseres Teams nicht nur für die nächste Saison, sondern auch für die kommenden Jahre.“ Fürlegers Vision: „Wir bilden sie so gut aus, dass sie in zwei, drei Jahren für die deutsche A-Nationalmannschaft aufläuft.“
Jenes Team also, dass vor kurzem mit Rang fünf bei der Europameisterschaft und der damit verbundenen Chance auf die Olympia-Qualifikation für Furore gesorgt hat. (pm)