Die Szene des Spiels: Coach Tony Imreh sprintet nach einem Pfiff wie von der Tarantel gestochen zur Mittellinie, aber nicht um zu Protestieren, nein, um seiner Spielerin Julia Förner ein High Five zu geben, die gerade aufopferungsvoll verteidigt hatte, so wie der Ungar sich das vorstellt und wochenlang trainieren ließ.
Und diese Art zu verteidigen war es auch, die den Gegnern den Zahn zog. Völlig verunsichert verloren die Schützlinge von Bundestrainer Patrick Unger immer wieder den Ball an die aggressiv verteidigenden Nördlingerinnen, die ihr Spiel unbeirrt auf- und sehr konstant durchzogen.
Trotz der Favoritenrolle des letztjährigen Halbfinalisten Marburg schafften es die Angels die Partie gleich im ersten Viertel ausgeglichen zu gestalten. Durch ein Drei-Punkt-Spiel von Luisa Geiselsöder gelang sogar die zwischenzeitliche Führung zum 13:10, die man aber bis zum Viertelende wieder den Hessinnen überlassen musste. Dabei wäre sogar eine Führung möglich gewesen, hätte man nicht einen ärgerlicher Korbleger mit der Schluss-Sekunde kassiert und vorher einige Wurfchancen von der Freiwurflinie vergeben.
Doch die aggressive Spielweise der Angels schmeckte den Blue Dolphins ganz und gar nicht. Förner und Meynadier entfachten mächtig Druck in der Verteidigung und zwangen die nominellen Gäste zu Fehlern. Der 28:28-Ausgleich nach 14 Minuten war der Lohn dieser konsequenten Arbeit. Einzig Danielle McCray haderte noch mit ihrem Wurfglück, vergab einige Würfe in Korbnähe, die sie normalerweise supersicher verwertet. Vor lauter Frust fasste sich die Texanerin in der 18. Minute ein Herz und drückte einen Drei-Punkte-Wurf, eigentlich nicht ihre Spezialität, in den Marburger Korb zur erneuten Führung der Angels. Und diese wollte die andere Texanerin im Team, Leslie Vorpahl, partout mit in die Halbzeit-Kabine nehmen. Mit beherztem Zug zum Korb in der Schluss-Sekunde der ersten Hälfte sicherte sie ihrem Team die 40:39-Halbzeit-Führung. An sich hatten die Angels ihren Gegner bislang gut im Griff gehabt. Einzig die Kanadierin Kiss-Rusk mit 12 Punkten und 8 Rebounds nach 20 Minuten tat den Rieserinnen immer wieder weh.
Was sich schon angedeutet hatte, setzte sich im zweiten Durchgang fort. Angeführt von Leslie Vorpahl ließen die XCYDE-Girls nicht locker, erkämpften sich Ballbesitz um Ballbesitz und setzten sich langsam aber stetig etwas ab. Obwohl Marburg urplötzlich mit zwei Dreiern in Folge verkürzte, besiegte Vorpahl erneut die Sirene und verwandelte aus neun Metern zur 7-Punkte-Führung der Angels nach 30 Minuten. Damit war das kurzzeitige Aufbäumen der Marburger anscheinend im Keim erstickt, denn beinahe mühelos schraubte die Imreh-Truppe das Ergebnis in den zweistelligen Bereich und kontrollierte von da an das Match nach Belieben.
Die überragende Spielerin des Matches Vorpahl dirigierte ihr Team und hatte am Ende neben ihren 21 Punkten auch noch 6 Rebounds, 6 Assists und 3 Steals in ihrer Zeile auf dem Scoresheet stehen. Magaly Meynadier spielte eine tolle zweite Halbzeit und das Nördlinger Center-Duo Geiselsöder/McCray stellte seine Gegenüber nunmehr klar in den Schatten. Mit diesem Sieg positionieren sich die Angels erst einmal in der Sieger-Hälfte der Tabelle. Erst am 3. Oktober folgt das nächste Liga-Spiel, da am kommenden Wochenende die zweite Pokalrunde durchgeführt wird. Hier gilt es den Zweitligisten Würzburg zu besiegen bevor man in Saarlouis den zweiten Saisonsieg ansteuert. (pm)