“Ein Sieg ist ein Sieg ist ein Sieg“, sagte Kurt Wittmann, ehemaliger Sportlicher Leiter der Eigner Angels und immer noch großer Name im Deutschen Damenbasketball, auf dem Heimweg vom Auswärtsspiel bei den GISA Lions MBC aus Halle. Gar nicht mal so schön anzuschauen war es, das Spiel der beiden Kontrahenten, die sich auch in der Vergangenheit nie etwas schenkten und mehr Kampf als Spiel boten. Da wog es vielleicht nicht ganz so schwer, dass der Livestream aufgrund großer technischer Probleme seitens des Anbieters Sporttotal vollständig ausfiel. Viel gravierender, vor allem für die Mannschaften, war dafür der Ausfall des Scoutings und dem damit verbundenen Fehlen sämtlicher Statistiken.
26 Punkte schienen nach 40 gespielten Minuten von der schicken Anzeigentafel in der swh.arena von Erikas Punktekonto herunter, die Hände der Nördlinger Bank geballt in die Luft gestreckt. Wahrscheinlich wäre sie es eigentlich gewesen, die den „player-of-the-match“-Preis verdient hätte, stattdessen räumte Brandi Beasley ab. „Ich glaube die haben mich verwechselt. Keine Ahnung, warum ich den bekommen habe“, kommentierte die Preisträgerin. Aber eins nach dem anderen:
Sabrina Haines war es vorbehalten, das Spiel mit einem lupenreinen Dreier zu eröffnen, die Angels antworteten und übernahmen sogleich das Kommando. Korb für Korb wurde erzielt, Punkt für Punkt auf dem analogen Spielberichtsbogen vermerkt, Spielfluss kam aber nicht wirklich auf, zu sehr waren die Unparteiischen unter anderem damit beschäftigt, unaufhörlich die Spielerinnen daran zu erinnern, dass das Trikot in der Hose zu stecken hat. „Das Spiel war eigentlich in unserer Hand, aber das Ergebnis war trotzdem nicht eindeutig“, so Leonie Kambach, die das Spiel krankheitsbedingt nur von der Bank aus mitverfolgte. 15:21 rief der Hallensprecher in der ersten Viertelpause den knapp 400 Zuschauern zu, darunter circa 20 Nördlinger Fans. Über die Hälfte der Nördlinger Punkte hatte da schon Davenport auf ihrem Rücken. So, wie das erste Viertel endete, startete das zweite. Tolle Spielzüge suchte man aber vergebens, stattdessen ein zäher Kampf, der bereits früh an der Freiwurflinie stattfand. Hier ließen die Angels aber einige Punkte liegen, wodurch sie es verpassten, bereits früh einen großen Vorsprung herauszuspielen und so stotterte das Spiel vor sich hin, bis man sich mit einem 33:30 aus Nördlinger Sicht in die Kabinen verabschiedete.
Der Vorsprung schmilzt
Traditionell zeichnete sich das Rieser dritte Viertel durch eine schwache Leistung aus. Seit dieser Saison scheint sich das zu ändern. Die ersatzgeschwächte Truppe kämpfte sich durch die Hallenserinnen und brachten vor allem Erika Davenport immer wieder in Position. Einzig die Nachlässigkeit von der Freiwurflinie verhinderte einen noch größeren Gäste-Vorsprung. Genau jener Vorsprung, der ab Minute 27 nur so dahinschmolz. Zug um Zug näherten sich die Löwinnen den Engeln an, bis sie im letzten Angriff des dritten Viertels durch einen 11:0-Run sogar mit 49:48 die Führung übernahmen, da hatte sich Brandi Beasley wegen einer Ballberührung nach Korberfolg bereits eine Verwarnung und Coach MatissRozlapa wegen erstmaliger Schiedsrichterkommunikation ein Technisches Foul eingehandelt.
„Wir haben uns gegenseitig gepusht und bestärkt, Coach hat einen Spielzug aufgezeichnet und wir haben endlich besser kommuniziert!“, resümierte die eigentliche player-of-the-game Erika Davenport. Zwar konnte Halle ihren Vorsprung auf vier Punkte ausbauen, doch Rozlapa hatte vertraute seinen Spielerinnen: „Wir waren nicht aggressiv genug und haben uns keine offenen Würfe herausgespielt, aber uns fehlte immer nur das kleine Bisschen, um das Spiel wieder unter Kontrolle zu kriegen!“ Und dieses kleine Bisschen griffen sich Angels. Dreipunkte-Würfe fielen, gute Pässe wurden gespielt und vor allem wurde bei der Defense eine Schippe draufgelegt. „Wie gegen Hannover haben die Eigner Angels in der Defense Beton angerührt“, freute sich Kurt Wittmann über sein gelungenes Wortspiel und so standen die Nördlingerinnendann auch wie ein Bollwerk und ließen nur noch einen einzigen Feldkorb zu. Vor allem Mariam Haslé-Lagemann ackerte wie eine Verrückte und erlaubte ihrer Landsfrau und Halles Top-Spielerin Joyce Cousseins-Smith am Ende nur einen Wurf. Mit 69:61 gewinnen die Eigner Girls damit das zweite von drei Spielen und gehen mit breiter Brust in die Vorbereitungswoche für das Pokalspiel in Schwabach. „Ich fands toll“, fasste Leonie Kambach schließlich den Ausflug nach Sachsen-Anhalt treffend zusammen.(pm)
Für Nördlingen spielten:
Erika Davenport (26 Punkte), Danielle McCray (11), Nicole Brochlitz (9), Enija Viksne (10), Mariam Haslé-Lagemann, Lisa Bertholdt (3), Brandi Beasley (10), Yuliia Musiienko, Leonie Kambach