Basketball

Die Angels machen es unnötig spannend

Neuzugang Chelsea Waters bot eine gute Heimpremiere beim Sieg ihrer neuen Mannschaft gegen Marburg. Bild: Jochen Aumann
Nördlingens Basketball-Bundesligist beherrscht eine Halbzeit lang den Tabellenletzten Marburg klar, lässt aber dann die Zügel schleifen. Trotzdem reicht es noch zum Arbeitssieg.

Basketball in Nördlingen sei eine aufregende Sache und sie wolle dazu beitragen, möglichst häufig erfolgreich zu sein, meinte Angels-Neuzugang Chelsea Waters am späten Sonntagnachmittag nach dem 63:58 (22:10, 12:13, 13:23, 16:12)-Arbeitssieg ihres neuen Arbeitgebers gegen den Tabellenletzten BC Pharmaserv Marburg. Beides, Spannung und gute Leistung, konnte man nach dem dritten Einsatz der 28-jährigen US-Amerikanerin für die Nördlinger Bundesliga-Basketballerinnen durchaus konstatieren. Nach klarer Halbzeitführung gestaltete das Heimteam die zweiten 20 Minuten weitaus aufregender als nötig und Waters trug mit einer guten Leistung wesentlich zum Heimerfolg bei.

Marburg hatte sein Freitagsspiel in Saarlouis überaus deutlich mit 47:72 verloren, wodurch die Chancen des Tabellenletzten auf das Erreichen der Playoffs schon vor dem Nördlingen-Gastspiel auf ein Minimum gesunken waren. Andererseits steht durch die Insolvenz der Rheinland Lions der einzige Absteiger bereits fest und das Liga-Urgestein aus Hessen konnte ohne große Anspannung in der Hermann-Keßler-Halle auflaufen.

Anders das Heimteam, bei dem nach der Rückkehr von Lea Favre (nach Verletzungspause) und der Nachverpflichtung der US-Amerikanerin Chelsea Waters die Ansprüche wieder gestiegen sind: Ein Heimsieg gegen den Tabellenletzten schien Pflicht zu sein und sollte vor den bevorstehenden vier schweren Auswärtsspielen auch möglichst überzeugend ausfallen.

Die erste Halbzeit

Die Angels starteten in der mit knapp 600 Besuchern gut gefüllten Hermann-Keßler-Halle mit ihrer bislang häufigsten Anfangsformation, also mit Laken James, Elina Koskimies, Kapitänin Sami Hill, Johanna Klug und Anissa Pounds. Das Quintett brauchte fünf Angriffe  bis zum ersten Korberfolg, den – wer sonst – die bislang erfolgreichste Scorerin Sami Hill erzielte. Erneut Hill legte einen Dreier zum 5:2 nach, ehe den Gästen der erste Feldkorb gelang (4.).

Nach fünf Minuten hatte Neuzugang Waters ihren ersten Auftritt vor heimischem Publikum. Koskimies, Hill, Klug und Waters stellten auf 14:5, dem ersten deutlicheren Vorsprung (7.). Als Mariam Hasle-Lagemann mit viel Tempo vollstreckte und Waters aus der Halbdistanz traf, war der Abstand erstmals zweistellig (18:7, 9.). Lucy Michel und Laken James stellten jeweils mit Freiwürfen den 22:10-Zwischenstand nach dem ersten Viertel her.

Im zweiten Durchgang wurde das Match zunächst ausgeglichener. Marburg konterte die Angels-Körbe von Koskimies, Klug und James mit energischen Aktionen seiner Besten, Marie Bertholdt, Theresa Simon und Rachel Clet zum 30:20 (16.). Den Nördlinger Offensivaktionen fehlte in dieser Phase ein wenig die Klarheit und erst Chelsea Waters erhöhte nach zwei schönen Rebounds auf 34:20 (19.). Drei Marburger Punkte bedeuteten den 34:23-Halbzeitstand.

Auffällig zu diesem Zeitpunkt die Wurfschwäche beider Teams aus der Distanz, denn die Angels hatten von ihren acht Dreier-Versuchen nur einen, Marburg von seinen sieben gar keinen getroffen.

Die zweite Halbzeit

Nach der eindrucksvollen Halbzeitshow der Huisheimer Blaumeisen starteten die Gäste aus Hessen deutlich besser in die zweite Halbzeit. Sechs Punkte von Ex-Nationalspielerin Marie Bertholdt in Folge bedeuteten das 34:29 und Angels-Coach Ajtony Imreh musste sein Team in einer frühen Auszeit lautstark zur Ordnung rufen. Dann traf Pounds ihren ersten (und einzigen) Dreier und James war zum 39:29 erfolgreich. Trotzdem gelang in dieser Phase den Gastgeberinnen wenig, sodass Marburg wieder heranrückte (40:34, 27.). 

Endgültig brenzlig wurde es beim 44:42 in der 29. Minute, wobei für die Gäste jetzt fast alles in den Korb fiel, was ihre Hände verließ. Das 47:46 nach 30 Minuten versprach eine spannende Schlussphase, die die Nördlingerinnen, die dieses Viertel mit zehn Punkten Differenz verloren, eigentlich vermeiden wollten.

Verbissen und auch immer zerfahrener wurden die letzten zehn Minuten. Um jeden Korb wurde zäh gerungen, wobei sich die Gäste nicht mehr abschütteln ließen (54:50, 35.). Chelsea Waters sicherte mehrmals wichtige Defensivrebounds, aber in der Offensive fehlte weiterhin die klare Linie. James würgte mit Glück den Ball unter dem Korb zum 56:50 durch die Reuse, aber Marburg konterte mit einem Dreier und einem leichten Korbleger zum 56:55.

Knapp 100 Sekunden waren noch zu spielen, als Imreh in einer weiteren Auszeit noch einmal an den Stellschrauben drehen wollte. Joey Klug verwandelte gegen ihren Ex-Verein 44 Sekunden vor Schluss einen Korbleger zum 58:55, während die Gäste ihre Wurfchance 25 Sekunden vor Schluss vergaben. Laken James, Sami Hill und Chelsea Waters sorgten mit insgesamt fünf Freiwürfen bei einem zwischenzeitlichen Dreier Marburgs für die Entscheidung zum 63:58.

Es war ein Arbeitssieg mit Hängen und Würgen, über den die Freude verhalten ausfiel. In den nun folgenden vier Auswärtsspielen wird sich das Team steigern müssen, um die immer noch gute Ausgangsposition für die Playoffs zu verteidigen. (pm)

Eigner Angels

  • Waters 13 (10 Rebounds)
  • James 11
  • Graf (nicht eingesetzt)
  • Vasylenko
  • Koskimies 9
  • Hill 13 (1 Dreier)
  • Klug 8
  • Hasle-Lagemann 2
  • Pounds 3 (1)
  • Michel 2
  • Favre 2