Frauenbasketball

Zum Jahresende kommt der Spitzenreiter und Deutsche Meister aus Keltern nach Nördlingen

Nördlingens Coach Matiss Rozlapa hat mit seinen Eigner Angels alles im Griff und bot eine überraschend gute Hinrunde. Beim Rückrundenauftakt gegen Freiburg letzte Woche gelang seinem Team ein Sieg, gegen den Deutschen Meister aus Keltern wollen die Angels heute Abend mit einem Sieg am Stuhl des Tabellenführers sägen und ihren vierten Tabellenplatz festigen. Bild: Michael Soller
Der angeschlagene Tabellenführer muss im Ries um sein Alleinstellungsmerkmal an der Spitze kämpfen – die Eigner Angels können es mit einem Sieg vorzeitig knallen lassen 

Zum letzten Spiel des Jahres ist der Tabellenletzte Gast beim Vorletzten. Zumindest was die Tabelle der Größe der Basketballstandorte gemessen an der Einwohnerzahl angeht. Keltern ist die bevölkerungsmäßig kleinste Niederlassung der 1. Frauenbasketballbundesliga, Nördlingen die zweitkleinste Ansiedlung potenzieller Basketballfans. Misst man allerdings die Bedeutung beider Städte an den Auftritten in der Beletage des deutschen Frauenbasketballs, stehen sich zwei echte Schwergewichte gegenüber. Aus der Ecke des Enzkreises reist kein geringerer als der Tabellenführer, Eurocup-Teilnehmer und Deutsche Meister der Saison 2022/23, die Rutronik Stars aus Keltern an. Dem Champion gegenüber stehen die jungen Wilden der Eigner Angel Nördlingen, ein Team, dass sich im Verlauf der Saison mehr und mehr zu gefürchteten Mentalitätsmonstern entwickelt, besonders, wenn es am Ende knapp wird. Die letzten drei Spiele wurden mit fünf oder weniger Punkte entschieden, zweimal zugunsten der Nördlingerinnen. In Berlin hatte man es nach spannender 12-Punkte Aufholjagd in den letzten Sekunden selbst in der Hand, einen Sieg einzunetzen. Zudem bestreiten die Angels (seit 2008) ihr 16. Bundesligajahr in Folge, eine Tradition, die außer Marburg (seit 1992) noch kein anderer Basketballstandort in seiner Vita vorweisen kann. 

Dünnhäutig hat man beim Meister auf die letzten Niederlagen reagiert, insbesondere die Schiedsrichter bekommen regelmäßig ihr Fett weg, wenn der Spielausgang nicht den Vorstellungen der Meistermacher entspricht. Dies war besonders im Dezember der Fall, als man in Halle (77:79), im Pokal bei Hannover (57:58) und letzte Woche zu Hause gegen Saarlouis (83:88) verlor. Plötzlich spürt die Truppe von Trainer Goran Lojo den Atem der Verfolger Alba Berlin (ein Sieg weniger) und Osnabrück (zwei Siege weniger), die die Plätze zwei und drei belegen. Dahinter lauern bereits die Rieserinnen nochmals mit einem Sieg weniger auf Rang vier, was selbst der Sportliche Leiter der Angels, Martin Fürleger, „sehr überraschend“ findet. Deren Dezember mit drei Siegen in vier Ligaspielen und ein ungefährdetes Weiterkommen im Pokal war so reichhaltig wie das Büffet der Angels bei der internen Weihnachtsfeier. Das zweite Spiel der Rückrunde hat also durchaus große Bedeutung für die mit 27,46 Durchschnittsjahren (gegenüber 23,2 Jahren bei den Angels) deutlich älteren Titelverteidigerinnen. Verliert man in Nördlingen bei einem gleichzeitigen Sieg der starken Berlinerinnen in Leverkusen, muss man sich die Tabellenführung mit den Albatrossen teilen. Und einen Showdown im März, wenn Keltern zuerst Hannover empfängt und dann in die Bundeshauptstadt zum Rückspiel fahren muss, will man vermeiden. 

Zwei Philosophien treffen aufeinander

Den Takt in Keltern geben die Französin Sara Roumey, die 1,91mtr große Ukrainerin Olesia Malashenko, die deutsche Spielmacherin und Nationalspielerin Alexandra Wilke oder die US-Amerikanerin Courtaja Sanders an. Alle Führungsspielerinnen der Stars sind, außer Roumey (20),deutlich älter. Das ist bei den Eigner Angels ganz anders. Dreierspezialistin Nicole Brochlitz ist 19, ebenso wie EnijaViksne. Eigengewächs Anna Löffler, zwar noch keine Führungsspielerin aber mit überraschend viel Einsatzzeit, gar erst 16. 

Es ist eben das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Philosophien. In Keltern bedient man sich fertigen Spielertypen, wie zum Beispiel den Ex-Nördlingerinnen Johanna Klug und Elina Koskimies. Im Ries benötigt man zwar auch erfahrene Leistungsträgerinnen als Gerüst, versucht dabei aber fortlaufend, junge, unerfahrenere Spielerinnen an das Profigeschäft heranzuführen. Mariam Hasle-Lagemannbeispielsweise spielt ihre dritte Saison in Nördlingen und kam, ebenso wie diese Spielzeit Brochlitz und Viksne, mit 19 zu den Kraterbasketballerinnen. Diese Saison scheint ihr der Durchbruch zu gelingen. Mit Coach Mattis Rozlapa haben die Angels einen Übungsleiter, der diese Philosophie mitträgt. So gewährte Rozlapa dem Eigengewächs Anna Löffler beim knappen Sieg zum Rückrundenstart letzte Woche gegen Freiburg fast 12 Minuten Spielzeit. Fast doppelt so lange wie beim Sieg gegen Marburg Anfang Dezember. Tendenz steigend.

Das Team fand sich Dienstagabend komplett und gesund zum Trainingsauftakt wieder in Nördlingen ein. „Bei der Niederlage in Keltern (72:90) haben wir lange Zeit gut mitgehalten. Daran werden wir anknüpfen. Beim Freiburgspiel war es großartig zu sehen, wie unsere Fans und die Helfer und Helferinnen uns gepuscht haben. Das Spektakel in der Halle war etwas, was du als Sportler erleben willst und liebst.“ Ein ähnliches Spektakel versprechen die Eigner Angels und das Team um die Kraterbasketballerinnen auch zum Jahresausklang gegen den Deutschen Meister. Sprungball ist Samstagabend, 18.30Uhr in der Hermann-Keßler-Halle. Der beste Stream der Liga überträgt live. (pm)