Die Saarlouis Royals waren nicht nur der Gegner für die Angels am 21. Spieltag der 1. DBBL, sondern werden es auch in knapp zwei Wochen sein, wenn sie an gleicher Stelle um die deutsche Pokalmeisterschaft gegen denselben Gegner antreten werden. Doch vorerst stand ein Spiel um zwei wichtige Punkte im Kampf um die besten Playoff-Plätze an. Ein Spiel, das von Anfang an von großer Spielfreude und schnellen Aktionen gezeichnet war, auch wenn Nicole Brochlitz bei ihren ersten drei Wurfversuchen noch nicht erfolgreich abschließen konnte. Auf der anderen Seite galt die größte Aufmerksamkeit der Liga-Topscorerin Destiny Littleton, Mariam Haslé-Lagemann hatte sie aber hervorragend in Griff und erlaubte ihr überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel.
In der Verteidigung war man mit flinken Fingern hellwach und vorne clever und zwang Saarlouis nach drei Distanzwürfen zum 18:9 zur ersten Auszeit. Auffällig waren zu diesem Zeitpunkt vor allem die vielen Dreierversuche (0/5 bei Saarlouis und 4/10 bei Nördlingen) sowie die überaus durchlässige Saarland-Defense. Die Gastgeberinnen waren im Angriff, vor allem der Nördlinger Defense geschuldet, weiterhin ungefährlich und scorten ausschließlich durch Mismatches unter dem Korb und Freiwürfe. Beim Viertelstand von 23:12, der durch eine bessere Punkteausbeute der Angels durchaus höher hätte ausfallen dürfen, ging es in die erste Pause.
Das Spiel begann im zweiten Viertel in der Defense genauso wie es unterbrochen wurde: Mariam Haslé-Lagemann beackerte Destiny Littleton weiterhin unaufhörlich und ließ noch immer keine einfachen Punkte von ihr zu. Die Partie wurde jetzt zerfahrener mit vielen weiten Pässen und einigen Turnovers, was Saarlouis besser nutzen konnte als die Angels und als sie anfingen auch noch ihre Dreier zu treffen und sich gegen die Nördlinger Defense besser durchsetzen zu können, rief Coach Rozlapa zur Auszeit, die dann wieder für klare Verhältnisse in der Stadtgartenhalle sorgte. Es war ein munteres Auf und Ab, das aus Nördlinger Sicht nur von Lisa Bertholdts frühem dritten Foul getrübt wurde.
Angels-Einbruch und Frust
Saarlouis weigerte sich weiterhin, zu verteidigen und zeigte im Angriff ihre Dynamik nur auf der ballfernen Seite. Brandi Beasley, Mariam Haslé-Lagemanns Vertretung in der Defense, und Zuständige für die Verteidigung von Littleton, machte ihre Arbeit überragend und gestattete der Liga-Topscorerin weiterhin überhaupt keinen Zugriff. Für sie sprangen ihre beiden Landsfrauen Penn und Spingola ein, die das Ergebnis zum Viertelende zusammen auf ein 36:45 aus Saarland-Sicht korrigierten. Auffällig war, dass Saarlouis zu diesem Zeitpunkt 25 Prozent ihrer Punkte von Freiwürfen bezog, Nördlingen nur zwei Prozent, was ob der Saarlouis‘schen Arbeitsverweigerung in der Verteidigung aber auch nicht verwundert.
Eine trügerische 9-Punkte-Führung wurde aus der Kabine mitgenommen, schmolz innerhalb weniger Sekunden aber auf nur noch vier. Coach Rozlapa wurde erstmals richtig laut und versuchte, seine Schützlinge aus der Pausen-Trance zu erwecken. Drei schmerzhafte Turnover im Ballvortrag und die Punkte fünf und sechs von Littleton ließen die Royals auf drei Punkte herankommen. Nördlingen war nun völlig von der Rolle und die Stimmung in der Halle kocht immer weiter auf. Die erste gute Phase der Gastgeberinnen mit überragender Trefferquote sorgte für einen überzeugenden 14:2-Lauf, der die Stadtgartenhalle erstmals laut werden ließ und Coach Rozlapa zu einer späten Auszeit zwang. Während Saarlouis nun alles zu gelingen schien, warfen die Angels Ballbesitz um Ballbesitz weg und gestatteten den Gastgeberinnen fünfzehn einfache Punkte innerhalb der ersten Viertelhälfte. Zu allem Überfluss „langte Bertholdt blöd rein“ und kassierte Foul Nummer vier.
Die Nördlinger Auszeit verpuffte wirkungslos, sodass Saarlouis durch einen 19:5-Lauf immer weiter davonzog. Mit königlichem Biss packten die golden Gekleideten richtig zu und erkämpften sich immer wieder zweite Chancen im Angriff. Von dem aufsteigenden Frust gepackt, kassierte Erika Davenport nicht nur ein Offensivfoul, sondern gleich noch ein technisches hinterher und nahm direkt neben Lisa Bertholdt Platz, die ebenso vier Fouls auf dem Konto hatte. Gelegentlich eingestreute, wichtige Dreier hielten die Angels in diesem dritten Viertel noch im Spiel, waren aber Beweis dafür, dass inzwischen nicht mehr die Engel, sondern die Königinnen auf dem Thron in der Stadtgartenhalle saßen. Mit 11:28 gingen die Angels in diesem Viertel sang- und klanglos unter und schenkten innerhalb weniger Minuten das Spiel an die zumindest außerhalb der Halle gastfreundlichen Saarländer. In die längst herbeigesehnte letzte Viertelpause ging es mit einem 56:64-Rückstand.
"Wichtig für den Kopf!" Mit starkem Comeback zum Sieg
Zu Beginn des letzten Viertels schien der Lauf der Saarlouiser schon gestoppt und das Spiel wieder kontrollierter, da sammelte sich Coach Rozlapa durch - zugegeben - berechtigte Kritik an mehrmals ausbleibenden Drei-Sekunden-Pfiffen ein technisches Foul ein und konterkarierte damit die Aufholjagd seiner Angels, die sich aber nicht beirren ließen und vor allem durch ihre Großen, zweimal Davenport, den Rückstand auf Saarlouis wieder auf wenige Punkte zu reduzieren versuchte. Nach intensiven Zwischenphasen verfiel Saarlouis zum Beginn der Crunchtime in alte Muster und stoppte wieder die Verteidigung. Nördlingen nutzte das konsequent und verkürzte auf ein 66:70 rund 200 Sekunden vor Schluss.
Saarlouis wurde wieder schläfrig und nachlässig und strahlte kaum noch Gefahr aus, hatte aber noch immer ein Punktepolster, bis sich Naomi Davenport ein Herz fasste und durch einen Dreier Coach Rozlapa mit Emotionen jubeln ließ, die man so von ihm nicht kannte und Saarlouis-Coach zur Auszeit zwang. Doch der Kampfgeist der Saarländerinnen war gebrochen und so fuhr man nach zwischenzeitlich zweistelligem Rückstand doch noch den verdienten Sieg gegen offensiv gefährliche, aber defensiv völlig harmlose Royals ein.
„Es war extrem wichtig für den Kopf, dass wir am Ende zusammengehalten haben“, resümierte Nicole Brochlitz den Schlussspurt im Hinblick auf das anstehende Finalturnier und die gelungene Generalprobe in aller Kürze. Doch vorher steht am kommenden Samstag in der heimischen Herman-Keßler-Halle beim letzten Hauptrundenspieltag das direkte Duell um Platz vier gegen die Halle Lions an. Tickets sind wie immer unter eigner-angels.de erhältlich.
An dieser Stelle sei nochmals an die Fanfahrt zum Pokal-Top4 erinnert, für die man sich bis zum heutigen Abend noch bei Ingrid Hecht-Wittman (ihw@gmx.de) anmelden kann.
Für die Angels spielten: Erika Davenport (15), Naomi Davenport (18, 14 Rebounds), Nicole Brochlitz (12), Enija Viskne (1), Roosa Lehtoranta (16, 4 Dreier), Mariam Haslé-Lagemann (7), Lisa Bertholdt (5), Brandi Beasley (4), Leonie Kambach (0).
Bei Saarlouis fielen auf: Spingola (23), Penn (14), Littleton (10). (pm)