Warum ist Ostern im Frühling? Und welche Osterbräuche haben wir im Ries?

Die Brunnen in Oettingen werden bekanntlich zu Ostern besonders schön geschmückt. Bild: Herbert Dettweiler
Ostern, das Auferstehungsfest der Christen, hat seinen Namen nach Auffassung vieler Volkskundler von der heidnischen, germanischen Frühlingsgöttin, Göttin des Lichtes, OSTARA bekommen! Jetzt ist auch

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Ostern, das Auferstehungsfest der Christen, hat seinen Namen nach Auffassung vieler Volkskundler von der heidnischen, germanischen Frühlingsgöttin, Göttin des Lichtes, OSTARA bekommen! Jetzt ist auch klar, warum Ostern im Frühjahr gefeiert wird – und das nicht immer am selben Termin wie Weihnachten, sondern einmal früh im Jahr, ein andermal spät. Ostern richtet sich (wie viele Feste der Germanen) nach dem Stand des Mondes: Ostern liegt auf dem 1. Sonntag nach dem 1. Vollmond nach Frühlingsanfang, der Tag- und Nachtgleiche am 20./ 21. März. Heuer bedeutet dies, dass Ostern relativ spät ist, weil am Dienstag, dem 11. April erst Vollmond und der darauf folgende Sonntag dann der 16. April ist. Allgemein kann man sagen, dass Ostern immer zwischen dem 22. März und 25. April liegen muss. Da es sich beim Fest der Sonnengöttin Ostara um ein heidnisches Fest handelte, das die christlichen Missionare in unserem Germanien antrafen, mussten sie versuchen, dem Doppelfeiertag einen neuen Sinn zu geben. So hatte das schon der Apostel Paulus bei seiner ersten Missionsreise nach Europa ins nicht-christliche Griechenland mit seinen zahlreichen Göttern in Athen gemacht. In der Apostelgeschichte können wir das im 17. Kapitel in den Versen 16–34 nachlesen.

Aus der Apostelgeschichte

Als aber Paulus auf sie in Athen wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, da er sah die Stadt voller Götzenbilder. Und er redete zu den Juden und Gottesfürchtigen in der Synagoge, auch auf dem Markte alle Tage zu denen, die sich herzu fanden. Etliche Philosophen aber, Epikuräer und Stoiker, stritten mit ihm. Und etliche sprachen: Was will dieser Schwätzer sagen? Etliche aber: Es sieht aus, als wolle er fremde Götter verkündigen. Er hatte ihnen nämlich das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündigt. Sie nahmen ihn aber und führten ihn auf den Areopag und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du lehrest? Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren. So wollen wir gerne wissen, was das sei. Die Athener aber alle, auch die Fremdlinge, die bei ihnen wohnten, waren gerichtet auf nichts Anderes, als etwas Neues zu sagen oder zu hören. Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr in allen Stücken gar sehr die Götter fürchtet. Ich bin umher gegangen und habe gesehen eure Heiligtümer und fand einen Altar, darauf war geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt. Und er predigte ihnen das Evangelium von Jesus Christus als dem Sohn Gottes, der von den Toten auferweckt wurde. Da sie hörten von der Auferstehung der Toten hatten etliche ihren Spott, etliche aber sprachen: Wir wollen dich davon ein andermal hören. So ging Paulus von ihnen. Etliche Männer aber hingen ihm an und wurden gläubig.

Was trafen nun die Missionare bei uns an?
Menschen schenkten sich zum Frühlingsbeginn gekochte Eier, oft auch schon gefärbt und verziert. Das war in der ganzen Welt so! Auch in China und Australien, ohne dass die etwas von der Auferstehung Jesu gewusst hätten! Menschen entzündeten Ostara-Feuer, um die Sonne herbei zu zwingen und schmückten zu Ostern ihre Brunnen, um den Wassergeistern zu opfern. Dieses Brauchtum wurde nun genutzt und umgedeutet für das christliche Fest:
Das Ei ist ein Symbol für das Leben.
Umhüllt wird der Dotter als Sitz des Lebens von einer harten Kalkschale. Am ersten christlichen Osterfest brach das Grab, der Kalkfelsen, auf und heraus konnte das Leben, Jesus Christus. Wir heutigen entzünden in der Morgendämmerung die Osterkerze am Altar. Die Flamme leuchtet in der Finsternis. Sie strahlt wie die aufgehende Sonne und kam so den bisherigen Vorstellungen der Menschen entgegen.
Das Osterwasser war heilsam, gesundmachend, Leben fördernd.
Auch diese Vorstellungen ließen sich verknüpfen mit dem christlichen Auferstehungsglauben. Übrigens: Viele Menschen werfen noch heute Geldmünzen (Opfermünzen) in Brunnen, um durch die Kraft des Wassergeistes zurück zu kehren an diesen Ort. Wasser reinigt auch; großen Ereignissen gingen immer Tage der Reinigung voraus, bei Ostern ist es die 40-tägige Fastenzeit, die auch heute noch so heißt, wenn wir sie nicht als Passionszeit bezeichnen: „In-rechter-Ordnung-lerne-Jesu-Passion" lernten wir in der Schulzeit und meinten damit die sechs Passionssonntage, die da lauten: Invocavit-Reminiscere-Oculi-Laetare-Judica-Palmarum.
Die 6 mal 7 macht 42 Tage + die 4 Tage vom Aschermittwoch bis Invocavit sind zusammen 46 Tage.
Dennoch sprechen wir von einer 40-tägigen Fastenzeit, weil die Kirche die sechs Sonntage nicht zu den Fastentagen zählte. Andere Begebenheiten, in denen die 40 eine Rolle spielt sind: 40 Tage war Jesus in der Wüste; 40 Tage dauerte die Sintflut; in 40 Tagen sollte Ninive untergehen. 40 Jahre wanderte das Volk Israel in der Wüste Sinai herum; 40 Jahre dauerte die Regierungszeit eines David und eines Salomo. Immer wieder die 40!
So errechnet sich der Aschermittwoch jeweils als Ostersonntag minus 46 Tage. Zwischen dem 6. Januar und diesem errechneten Tag lag also die Faschingszeit, wobei die letzten Tage der
eigentliche Fasching sind.

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Rieser Osterbrauchtum

• Osternest bauen:
„Dr Riaser Oaschtrhas isch auf a Nescht dressiert.“

• Ostereier „horgla“ (rollen):
Welches Ei rollt am weitesten? Der bekommt die „Verlierereier“. Mehrere Durchgänge.

• Ostereierpicken:
Gegeneinander stoßen. Wessen Ei bricht, hat es verloren.

• Engele-Teifele-Vergleich:
Dunkler Dotter = Teufel. Hellgelber Dotter = Engel.

• Osternacht-Gottesdienst:
Auch in der evangelischen Kirche sehr früh, solange es noch dunkel ist

• Am Ostermontag der Emmausspaziergang (2 Std):
In Erinnerung an die Emmausjünger des Neuen Testaments.

• Osterbrunnen:
Diese sind ein ganz junges Brauchtum. Im Ries erst ca. 45 Jahre alt, eingeführt von Oettingens damaligem Bürgermeister Hans Raidel.