Wettbewerb Barrierefreiheit

VdK Donau-Ries zeichnet drei Inklusionsprojekte aus

Mit dem ersten Preis wurde die Gemeinde Deiningen ausgezeichnet. Das Bild zeigt Michael Scholz (Sparkasse Donauwörth), Peter Schiele (Vizepräsident Bezirkstag Schwaben), Landrat Stefan Rößle, Wilhelm Rehklau (Bürgermeister Deiningen), Leo Nagel (VdK-Kreisvorsitzender) und Silva Gebhardt (Kreisgeschäftsführerin VdK). Bild: Diana Hahn
Um zu zeigen, was sich im Landkreis Donau-Ries in Sachen Inklusion tut, hat der VdK im Jahr den Wettbewerb „Barrierefreie Innovationen im öffentlichen Raum“ ins Leben gerufen. Gestern wurden die drei Preisträger in der Stadthalle Monheim ausgezeichnet. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Inklusiven Rockband „Jumping Jack“ aus Oettingen.

2009 wurde das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung“  ratifiziert und ist seither geltendes Recht in der Bundesrepublik. Das bedeutet, es muss von allen staatlichen Stellen umgesetzt werden. Was auf dem Papier nach Inklusion aussieht, muss allerdings auch in die Tat umgesetzt werden. Noch gibt es im alltäglichen Leben von Menschen mit Behinderungen schier unüberwindbare Hindernisse, wie nicht abgesenkte Bordsteine oder fehlende Rampen. 

2018 rief der VdK Donau-Ries das Projekt "Zielpunkt Barrierefreiheit" ins Leben. Damals, so VdK Kreisvorsitzender Leo Nagel in seiner Einführung, sei es nur schwerlich vorstellbar gewesen, dass der VdK im Rahmen dieses Projektes eine derartige Veranstaltung wie diese abhalten würde. Wie kommt es nun, dass der VdK Donau-Ries zu einer solchen Preisverleihung einlädt? Das läge, so Nagel, in der Aufgabenstellung des Verbandes begründet, die aus den drei Säulen Sozialrechtsberatung, ehrenamtliche Beratung der Mitglieder und der politischen Verbandsarbeit bestehe. Letztere sei auch der Grund für die Preisverleihung, denn in der politischen Verbandsarbeit werden die Erkenntnisse aus den ersten beiden Säulen bearbeitet. Zudem zitierte Nagel aus der Regierungserklärung des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der 2013 erklärte, dass Bayern bis 2023 im gesamten öffentlichen Raum und im gesamten ÖPNV barrierefrei sein werde. Aufgrund dieser Aussage und Artikel 3 des Grundgesetzes, in dem festgeschrieben steht, dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf, sei es für den VdK von Interesse, inwieweit die Kommunen im Landkreis dieses Ziel der Staatsregierung in konkreten Projekten umgesetzt haben. Deshalb habe der Verband das Teilprojekt „Da schau her“ und den Wettbewerb ins Leben gerufen. Mit einem dreiteiligen Fragebogen, aufgeteilt in die Kategorien Infrastruktur, öffentlich genutzte Einrichtungen und barrierefreie Information und Kommunikation, sollte dabei eruiert werden, welche Projekte in den letzten 10 Jahren umgesetzt wurden. Insgesamt 18 Kommunen reichten ihre Projekte, manche auch ganze Projektpakete ein. Gestern wurden nun die drei Preisträger ausgezeichnet.  

Landrat Stefan Rößle betonte in seinen Grußworten, dass Inklusion nicht All inclusive bedeute und keine rosarote Welt geschaffen werden solle, sondern dass für Menschen mit besonderen Bedürfnissen die Grundvoraussetzungen geschaffen werden müssen, um ihnen die Teilhabe am Alltag zu ermöglichen. Dafür brauche es, so der Landrat weiter, guten Willen und Menschen, die bereit seien, Verantwortung zu übernehmen.

Impulsvortrag zum Thema „Barrierefreie Umwelt“

Vor der Preisverleihung referierte die Monheimer Innenarchitektin und freie Beraterin der Beratungsstelle Barrierefreiheit, Claudia Gerstner, in einem Impulsvortrag zum Thema „Barrierefreie Umwelt“. Darin berichtete sie von ihren Erfahrungen im Rahmen ihrer Tätigkeit und erklärte außerdem, wie unterschiedlich Barrierefreiheit umgesetzt werde und mit welchen Mobilitätskonzepten man sich möglicherweise in Zukunft beschäftigen müsse. 

Claudia Gerstner war zudem Teil der Jury, die die Einreichungen der Kommunen gesichtet und die Gewinner ausgewählt hatte. Der Jury gehörten außerdem VdK-Kreisgeschäftsführerin Silva Gebhardt, Peter Schiele (Vizepräsident Bezirkstag Schwaben), Christian Trollmann (Beauftragter für die Belange von Menschen mit einer Behinderung im Landratsamt Donau-Ries) und Helmut Götz (2. Vorsitzender Inklusionsbeirat Donau-Ries)an.

Ehe die Preise an die Gewinnerkommunen übergeben wurden, beteiligte sich die Schreibwerkstatt der Stiftung Sankt Johannes noch mit einem Redebeitrag in Form eines Gedichtes zum Thema Barrierefreiheit an der Preisverleihung. Das Gedicht beleuchtete das Thema Barrierefreiheit aus Sicht von Menschen mit Behinderung. Unter anderem hieß es im Gedicht: „Kann nicht lesen oder schreiben, muss mir dabei Hilfe auftreiben, verstehe die Worte nicht das erste Mal, erklärs mir doch das zweite Mal. Wir sind bei vielem etwas langsamer, liebe Menschen sind dann geduldig und wachsamer.“ 

Die Preisträger

Mit dem ersten Preis und 2 000 Euro Preisgeld, gestiftet von der Sparkasse Donauwörth, wurde die Gemeinde Deiningen ausgezeichnet. Die Gemeinde hat sich beim Ausbau ihres Ortskerns ganz dem Thema Barrierefreiheit gewidmet und dafür jahrelange Anstrengungen unternommen. Laudator Peter Schiele betonte, dass die Gemeinde die Barrierefreiheit seit Jahren fest im Blick habe. Besonders hob Schiele die Umsetzung der Barrierefreiheit beim Zugang zu Friedhof und Kirche hervor. Deiningens Bürgermeister Wilhelm Rehklau nahm den Preis entgegen und betonte, dass in Deiningen die Barrierefreiheit seit Jahren konsequent umgesetzt werde. Als Beispiele nannte er neben baulichen Maßnahmen auch die Nachbarschaftshilfe „Helfende Hände Mittleres Ries“ sowie die Tatsache, dass der Deininger Kindergarten einen Inklusionsarbeitsplatz im Kindergarten habe und die Mitarbeiterin dort heuer ihr 10-jähriges Dienstjubiläum feiern konnte. 

Der zweite Preis und ein Preisgeld in Höhe von 1 000 Euro, gestiftet von der Sparkasse Dillingen-Nördlingen, ging an die Gemeinde Asbach Bäumenheim für die inklusionsgerechte Sanierung von Rathaus und Gemeindebücherei. Hier ermöglicht ein Innenaufzug Menschen mit speziellen Bedürfnissen ihre Amtsgänge eigenständig zu erledigen. Bürgermeister Martin Paninka nahm den Preis entgegen und betonte, dass man in Asbach-Bäumenheim mit dem Thema "noch lange nicht am Ende sei". 

Den dritten Preis samt Preisgeld in Höhe von 500 Euro, gestiftet von der Sparkasse Neuburg-Rain, erhielt die Stadt Donauwörth für die Anschaffung einer mobilen induktiven Höranlage. Diese ermöglicht Menschen mit Hörbeeinträchtigung, eine barrierefreie Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen und Unterstützung bei der Wahrnehmung von Terminen im Rathaus. 

Zum Abschluss wurde VdK Kreisvorsitzender Leo Nagel noch mit einer Spende überrascht. Für zukünftige Projekte erhielt der VdK einen Scheck in Höhe von 1000 Euro von Judith Ernst vom Immobilienunternehmen Von Poll Immobilien.  

Teilnehmende Kommunen:

Asbach-Bäumenheim, Buchdorf, Daiting, Deiningen, Donauwörth, Ederheim, Harburg, Marktoffingen, Monheim, Möttingen, Munningen, Nördlingen, Otting, Rain am Lech, Rögling, Tapfheim, Wallerstein, Wemding

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