Kundgebung

BBV: Kritik an Aldi-Kampagne

Karlheinz Götz, Kreisobmann BBV Donau-Ries (2. v. l.) und Michael Stiller, Geschäftsführer BBV Donauwörth (r.) mit Betreiber*innen landwirtschaftlicher Betriebe im Landkreis Donau-Ries bei der Kundgebung auf dem Aldi-Parkplatz in Donauwörth. Bild: Thomas Oesterer
Aldi Süd wirbt aktuell in einer Kampagne für mehr Tierwohl. Der Bayerische Bauernverband kritisiert diese Kampagne stark und weist in einer Kundgebung auf aktuelle Missstände hin.

In seiner aktuellen Werbekampagne "#Haltungswechsel: Unser Versprechen für mehr Tierwohl" wirbt der Discounter Aldi damit, bis 2030 ausschließlich Milch und Frischfleisch der Haltungsstufen 3 und 4 anzubieten. In einem Stufenplan soll dieses Ziel bereits aktiv ab 2023  angegangen werden. Für Endkonsumenten scheint dieser Schritt die logische Konsequenz aus dem aktuellen Trend hin zu besserer und nachhaltigerer Lebensmittelqualität zu sein - für kleine und mittelständische Landwirtschaftsbetriebe bedeutet diese Kampagne jedoch vor allem eins - Existenzgefahr, so zumindest laut dem Bayerischen Bauernverband (BBV). "Die Standards in Sachen Tierwohl steigen, dabei bleibt die Frage, wer die damit verbundenen Kosten trägt offen", so Karlheinz Götz, Kreisobmann des BBV Donau-Ries.

Keine Planungssicherheit für landwirtschaftliche Betriebe

Am 4. Februar trafen sich jetzt Vertreter*innen des BBV und Landwirt*innen aus dem Landkreis auf dem Parkplatz von Aldi Süd in Donauwörth, um auf die Missstände dieser Kampagne und auf die damit verbundenen Konsequenzen für die Landwirtschaft hinzuweisen. "Im Landkreis Donau-Ries haben wir viele Höfe, die Milch und Fleisch nur nach Haltungsstufe 1 produzieren können. Diese würden dann komplett durchs Raster fallen und einen Teil ihrer Lebensgrundlage verlieren", erklärt Götz. Der finanzielle Aspekt spiele dabei laut Kreisobmann Götz die entscheidende Rolle. "Viele Betriebe sind durchaus dazu bereit, ihren Betrieb entsprechend umzustellen. Leider gibt es aber keine Planungssicherheit vonseiten des Handels und auch keine finanzielle Unterstützung durch die Politik. Während der Einkaufspreis pro Kilogramm Fleisch für den Endverbraucher in den letzten 20 Jahren immer weiter angestiegen ist, hält sich der Verkaufspreis für die Bauern auf einem gleichbleibend niedrigen Niveau oder ist sogar gesunken. Auf dieser Grundlage ist ein Umbau des Betriebes oft einfach nicht möglich", so Götz.

Kosten stehen nicht im Verhältnis zum Ertrag

Von dieser Situation direkt betroffen ist auch Jungbauer Max Engel aus Mönchsdeggingen. Er will in den kommenden Jahren den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb übernehmen, was in der aktuellen Situation aber mit unwägbaren finanziellen Risiken verbunden sei, wie er erzählt. "Wir wollen mit unseren Fleischerzeugnissen nicht reich werden, aber immerhin davon Leben können", stellt Engel klar. Am Beispiel dieses Hofes sei gut zu erklären, wo die Problematik für viele Höfe liege, so Kreisobmann Götz. Demnach sei es aufgrund des Bauchrechts aktuell nicht möglich, einen Landwirtschaftsbetrieb innerhalb eines Dorfes zu erweitern. Das bedeute im Umkehrschluss, dass man auf einen Neubau außerhalb der Dorfgrenzen angewiesen sei. "Bei einem Neubau für 70-80 Rinder würden aktuell Kosten von rund 20000 Euro pro Tier auf uns zu kommen. Ohne entsprechende Sicherheiten ist dieser Aufwand nicht zu bewältigen", ergänzt Engel. 

Besorgniserregende Entwicklung des Tierbestands

Michael Stiller, Geschäftsführer BBV Donauwörth ist sich sicher, dass die aktuelle Entwicklung weiterhin weitreichende Folgen auf den Tierbestand im Landkreis Donau-Ries haben werde. "Die Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass sich der Tierbestand innerhalb der letzten 30 Jahre bereits halbiert hat. Sollte der Handel künftig nur noch Fleisch und Milch der Güteklasse 3 und 4 verkaufen, wird dieser Trend in noch größerem Maße fortgesetzt", so Stiller. Im Einbezug aller Kriterien schließt der BBV eine Zusammenarbeit mit Aldi und weiteren Vertretern des Handels aber keineswegs aus. "Wir fordern jedoch eine angemessene Honorierung von Tierwohl, Berücksichtigung der Situation kleiner Betriebe und Einbeziehung aller Marktsegmente in Tierwohlprogramme. Das wäre ein ernsthaft gemeinter Weg hin zu mehr Tierwohl, der auch kleine Betriebe mit einbeziehen würde, statt sie aus dem Markt zu drängen", fast Götz zusammen.