Obwohl sich das Unternehmen bereits ab 1952 unter dem neu gegründeten Unternehmensbereich Siebel-Werke ATG GmbH am Luftfahrzeugbau beteiligte und 1972 Teil der Messerschmitt Bölkow Blohm GmbH (MBB) wurde, ist bis heute wohl der Roll-Out des ersten ICE-Mittelwaggons aus dem Jahr 1986 das absolute Highlight der Fimengeschichte – zumindest dann, wenn es nicht um die Luftfahrt geht.
Ein kurzer Exkurs zurück in das Deutschland nach Ende des 2. Weltkriegs: Nachdem der Alliierte Kontrollrat 1945 ein Verbot der Entwicklung und Produktion von Flugzeugen in Deutschland verhängt hatte, dauerte es zehn Jahre, bis Deutschland seine Lufthoheit wiedererlangte. Der Grundstein zum Wiederaufbau der Luftfahrtindustrie war gelegt. Passend dazu war der Standort in Donauwörth ab 1956 an allen militärischen und zivilen Flugzeugproduktionen beteiligt, u. a. durch die Fertigung von Teilen für Phantom, Transall, Tornado und die Airbus-Flugzeuge A300 und A310.
Heute ist der Airbus-Standort Donauwörth ausschließlich für die Produktion und die Entwicklung von Helikopter-Teilen bekannt. Ein Status Quo, dem eine fast 50-jährige Historie mit häufig wechselnden Unternehmensnahmen vorausgeht. 1992 entstand aus der Fusion mit der französischen Aérospatiale der europaweit agierende Konzert Eurocopter, der 2014 dann in Airbus Helicopters umbenannt wurde.
H135 – Ein Leichthubschrauber made in Donauwörth.
Der zweimotorige Leichthubschrauber H135 wird von der Kabine über die Elektronik bis zu den Rotorblättern komplett in Donauwörth gefertigt. Mit über 1 400 verkauften Maschinen seit der Einführung 1996 ist die H135 zum Weltmarktführer ihrer Klasse avanciert. Die Montage dieses Hubschraubers erfolgt über eine Fließfertigung. An insgesamt 16 Stationen sind einzelne Teams jeweils für spezielle Aufgaben verantwortlich, z.B. den Kabeleinbau, die Montage der Triebwerke, den Anbau des Heckauslegers oder den Einflug. Seit Ende 2017 ist die H135 auch mit dem Helionix-Cockpit auf dem Markt.
Vom Eisenbahnwaggon zum High-Tech-Helikopter
Ein weiteres Helikopter-Modell, dass erst kürzlich am Standort Donauwörth feierlich an die Bayerische Polizei übergeben wurde, ist der H145. Zwar werde der Helikopter gemeinsam mit Kawasaki Heavy Industries (KHI) aus Japan entwickelt und produziert, die Endabnahme finde jedoch häufig direkt in Donauwörth statt, heißt es von Seiten der Verantwortlichen bei Airbus. Bei der Übergabe im April 2023 war auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann vor Ort und schwärmte: „Unsere neuen Airbus H145 sind die modernsten Polizeihubschrauber der Welt.“ Zur Ausstattung gehört ein hochmodernes Computersystem mit taktischer Polizei-Einsatzsoftware und ein neues Beleuchtungskonzept, mit dem in Zukunft Einsätze im Dunkeln noch effizienter durchgeführt werden können.
Außerdem finden im Helikopter künftig acht, anstatt wie bisher nur vier Personen, Platz und die Traglast der integrierten Seilwinde zu Rettungszwecken wurde von 200 auf 300 Kilogramm erhöht. Wie beliebt die neue Konfiguration schon jetzt sei, belege laut Franz Muschik, Leiter der Polizeihubschrauberstaffel Bayern, ein Blick in andere Bundesländer und Nationen. Laut Muschik haben Sachsen und Rheinland-Pfalz bereits denselben Hubschrauber in Auftrag gegeben und auch aus weiteren Ländern sei echtes Interesse hinterlegt. Solche Aufträge zeigen nach wie vor den großen Stellenwert, den der Standort Donauwörth innerhalb der Unternehmensstruktur einnimmt. Ähnliches gilt auch für die Endmontage des Militärhubschraubers Tiger UHT. Laut Airbus erfolgt die Endmontage aller für die deutschen Truppen bestellten Tiger direkt in Donauwörth.
Stößt der Standort an seine Grenzen?
Der Standort Donauwörth ist über die Jahrzehnte immer weiter gewachsen. Ein Großteil der Landkreisbewohner*innen kennt die große Kreisstadt nicht ohne das mittlerweile fast ausufernde Firmengelände östlich der Bahnhofsgleise. Und doch beeindrucken die Zahlen immer wieder aufs Neue. Als größter Arbeitgeber im Landkreis Donau-Ries beschäftigt das Unternehmen am Standort Donau-Ries rund 7 000 Mitarbeiter*innen, darunter mehr als 180 Auszubildende. Dabei scheint ein Ende der Entwicklung noch nicht erreicht. Zu erfolgreich scheint der Standort, zu wichtig das Know-how vor Ort. Und trotzdem – oder vielleicht sogar aufgrund des ungebrochenen Erfolgs steht Airbus vor großen infrastrukturellen Herausforderungen. Über 7 000 Mitarbeiter*innen benötigen Parkplätze und natürlich eine angemessene Möglichkeit, problemlos den Weg zur Arbeit anzutreten. Dazu gehört auch der Ausbau von Zugangsstraßen an das Firmengelände und ein gut ausgebautes Schienennetz. Außerdem stößt das Gelände rein baulich mittlerweile fast an seine Grenzen. Die neu eingeweihte Strukturmontagehalle A5/A6 direkt am Donauwörther Bahnweg zeigt diese Entwicklung eindrucksvoll. So passen zwischen Gebäude und Zaun überspitzt gesagt nur wenige Meter.
Weil Airbus als Unternehmen hierbei aber die Hände gebunden sind, ist eine enge Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und den verantwortlichen Akteuren wie z. B. der Deutsche Bahn unerlässlich – auch in Zukunft. Nur so kann die überaus erfolgreiche Geschichte am Standort Donauwörth weitergeführt werden, ohne eine Belastung für die Stadt und seine Anwohner zu sein.
Standort Donauwörth in Zahlen:
Grundfläche des Geländes: 450.000 Quadratmeter
Nutzfläche in Gebäuden: 300.000 Quadratmeter
Anzahl der Mitarbeiter*innen: über 7000
Anzahl der Gebäude auf dem Firmengelände: 103
Anzahl jährlicher Neuauslieferungen: Rund 150 Helikopter