Interview mit Nicolas Greno

Mit Kompetenz, Service und Freundlichkeit kann man punkten

„Zwei Stunden lesen ersetzt so m anches Life-Coaching!“ – Nicolas Greno Bild: Mara Kutzner
Seit über 20 Jahren führt Nicolas Greno das gleichnamige Buchhaus in der Donauwörther Reichsstraße. Für seine Kund*innen hat er immer den richtigen „Riecher“ welches Buch oder welches Genre ihnen gefallen könnte. Der Buchhändler stammt aus einer Nördlinger Bücherfamilie, er lebt und arbeitet seit 20 Jahren in Donauwörth. Mit unserer Redakteurin Mara Kutzner hat Nicolas Greno über seinen Buchladen, die Buchbranche und die Entwicklung der Donauwörther Innenstadt gesprochen.

Lieber Nico, vielen Dank, dass du dir heute Zeit für unser Gespräch nimmst und ich dich interviewen darf. Zum Einstieg beginnen wir wie immer mit einigen kurzen Fragen.

Welches Buch liegt gerade bei dir auf dem Nachttisch?

Nicolas Greno: Anna Brüggemann „Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen.“ Guter Titel und sehr gutes Buch.

Was ist dein persönliches Lieblingsbuch oder dein*e Lieblingsautor*in?

N. G.: Je älter man wird, desto mehr Lieblingsautoren hat man. Mit 14 oder 15 sagt man, Jules Verne ist mein Lieblingsautor. Im Laufe des Lebens kommen dann so viele dazu, die man unglaublich gut findet. Wen ich immer wieder, gerade in der heutigen Zeit, wo alles so schwierig und kompliziert wird, als Lieblingsautor nennen würde, ist Stefan Zweig.

Um dich ein bisschen besser kennenzulernen, zunächst einige entweder-oder-Fragen

Instagram oder Facebook?

N. G.: Instagram.

Lesen im Bett oder auf dem Sofa?

N. G.: Im Bett.

Bestseller oder Independent-Geheimtipp?

N. G.: Beides.

E-Book oder Printausgabe?

N. G.: Print!

Nördlingen oder Donauwörth?

N. G.: Donauwörth.

Nach dem Abitur hast du Rechtswissenschaften studiert. Warum bist du jetzt kein Jurist, sondern Buchhändler?

N. G.: Ich habe in Mainz studiert und mich damals auf’s Examen vorbereitet. Dann musste ich ganz zufällig in der Buchhandlung meiner Schwester in Nördlingen
aushelfen, weil da Not am Mann war. Ich war sonst nur in der Buchhandlung, um mir Bücher zu holen, und dann hieß es: Du musst kurz helfen. Ich war damals 24 und habe das eben gemacht. Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht und war glücklich. So glücklich wie nie zuvor im Studium! Dann habe ich immer wieder die Wochenenden in Nördlingen verlängert. Ich habe dort von Freitag bis Montag gearbeitet und irgendwann nach vier oder fünf Monaten hatte ich den festen Entschluss: Die Juristerei ist nichts für mich, ich werde Buchhändler. Ich habe mich bei meiner Schwester ausbilden lassen. Sie war damals schwanger und ich habe den Laden geleitet und mich nebenbei ausgebildet.

Dich selbst ausgebildet?

N. G.: Wenn man so will, ja! Aber ich habe eine ganz normale Ausbildung gemacht und nach zwei Jahren die Abschlussprüfung. Seitdem bin ich Sortimentsbuchhändler.

Bücher haben in deiner Kindheit und in deiner Familie immer schon eine wichtige Rolle gespielt. Erzähl doch einmal, warum.

N. G.: Mein Vater war Verleger und hatte in Nördlingen eine Druckerei. Dort hat er mit Enzensberger (Anm. d. Red.: Hans Magnus Enzensberger, dt. Schriftsteller,
Herausgeber und Dichter) gemeinsam „Die Andere Bibliothek“ verlegt. (Anm. d. Red.: Die Andere Bibliothek ist eine Buchreihe, die von 1985 bis 2004 von Hans Magnus Enzensberger herausgegeben und vom Buchkünstler Franz Greno in Nördlingen gestaltet und hergestellt wurde. Bis heute sind über 400 Bände erschienen). Er war Verlag des Jahres 1982 und ist ein ganz, ganz toller Büchermacher. Meine Mutter ist Buchhändlerin und gründete 1985 die Buchhandlung in Nördlingen. Klar ist mir dieses ganze Geschäft mit den Büchern von beiden Seiten in die Wiege gelegt worden.

Aber du hast trotzdem erst mal Jura studiert?

N. G.: Ich wollte erst mal nicht in die Buchbranche. Eigentlich war mein Gedanke, Jura zu studieren, dann Medienrecht zu machen und nach New York zu gehen. Aber irgendwie bin ich dann doch in der Provinz geblieben und ich muss ehrlich zugeben, ich fühle mich in diesen Kleinstädten in Nordschwaben einfach wahnsinnig wohl.

Bleiben wir bei den nordschwäbischen Kleinstädten. Wie kam es dazu, dass du als Nördlinger einen Laden in Donauwörth eröffnet hast – und das auch noch so schnell nach deiner Ausbildung?

N. G.: 2003 habe ich meinen Abschluss gemacht, und dann war eigentlich klar, dass eine Buchhandlung für zwei Familien zu wenig ist. In Donauwörth war die Buchladenlandschaft überschaubar. Es gab damals nur Seitz&Auer mit zwei Läden. Die waren für die damaligen Verhältnisse schon sehr antiquiert. Eher ein 80er Jahre-Charme …

Die Buchhandlung Greno feierte im vergangenen Jahr 20-jähriges Jubiläum

Was ist dein Erfolgsrezept?

Bestseller-Autor Benedict Wells (li.) war 2016 zu Gast in Nicolas Grenos Buchhandlung. Bild: Greno

N. G.: Wir hatten immer einen Dreiklang: Kompetenz, Service, Freundlichkeit. Ohne Kompetenz kannst du keinen Laden führen. Das gehört dazu, gerade bei Büchern. Du musst lesen und dich über die Inhalte auskennen. Aber dazu kommt eben auch, dass man aus Kundensicht denken muss. Was möchten die Kunden wirklich haben? Ich habe schon oft genug gesagt: Nur weil wir hier in der Provinz leben, muss man die Leute nicht behandeln, als wären sie die größten Hinterwäldler. Ganz im Gegenteil! Wenn man ihnen ein bisschen bietet, was sie sonst nur in der Großstadt erwarten, dann sind sie doppelt dankbar. Das ist für mich der Servicegedanke plus die Freundlichkeit, die dazu gehört. Als Händler heutzutage muss man offen auf die Leute zugehen. Handeln ist verhandeln. Deshalb muss man sich auf Neuheiten einstellen, auf manche mehr, auf manche weniger. Es lief von Anfang an gut, wir hatten tolle Mitarbeiter und ich bin in der Stadt total warm aufgenommen worden. Das war fantastisch.

Der Umsatz in der Buchbranche steigt – Preissteigerungen bei Energie und Papier sorgen aber dafür, dass Verlage immer weniger Gewinn machen und Bücher immer teurer werden. Sind Bücher mittlerweile Luxusgüter?

N. G.: Nein, auf gar keinen Fall! Bücher werden zwar sukzessive teurer, aber im Vergleich zu anderen Produkten immer noch im Rahmen, wenn man bedenkt, dass im Jahr 2000 ein neuer Umberto Eco 49,80 Mark gekostet hat und er heute vielleicht 28 Euro kosten würde. Ein Espresso hat damals eine Mark gekostet und kostet heute 2,50 Euro. Die Preissteigerungen im Buchhandel sind immer noch niedrig, aber der Umsatz steigt, weil die Preise steigen und weil es keinen großen Rückgang gibt! Die ganze Buchbranche macht im Jahr etwa 10 Mrd. Euro Umsatz, das ist so viel wie alleine Aldi Süd jährlich macht. Das ist nicht wirklich viel, aber es ist trotzdem mehr als man glaubt.

Verlage haben zu kämpfen und auch der stationäre Buchhandel befindet sich in einer Krise. Wie schafft es ein Buchladen in einer Kleinstadt seit 20 Jahren zu überleben?

N. G.: Natürlich ist die Kundenbindung ein riesiger Faktor. Wenn du viele Stammkunden hast, ist es einfacher, als wenn du auf Laufkundschaft angewiesen bist. Die Frequenz wird in allen Städten weniger. Wenn du eine Bindung zu deinen Kunden hast, werden die auch weiterhin in Kauf nehmen, dass die Parkplatzsituation schwierig ist. Das heißt für mich, dass ich fast jeden mit Namen kenne. Oder wenn jemand fragt, ob ich das Buch vorbeibringen kann, dass wir das machen. Außerdem haben wir im Buchhandel den großen Vorteil der Preisbindung. Das heißt, das Buch kostet in Donauwörth, München oder im Internet immer das gleiche. Deswegen kann man damit eben punkten: mit Freundlichkeit, mit Service und mit Kompetenz.

Auch zu deiner Buchhandlung gehört ein Online-Shop. Warum sollte ich dort kaufen und nicht bei Amazon?

N. G.: Weil das Handling bei Amazon und bei uns exakt gleich ist. Man legt das Buch in den Warenkorb, klickt drauf, kann per Rechnung oder Paypal bezahlen und dann wird das Buch losgeschickt. Wir versenden kostenlos und das Buch kommt im Grunde genauso schnell wie bei Amazon.

Und ich kann es direkt zu mir nach Hause liefern lassen, oder?

N. G.: Das ist der Vorteil von unserem Onlineshop. Man kann die Bestellung entweder im Laden abholen. Das machen ungefähr 75 Prozent. Oder man lässt es sich nach Hause liefern. Die Bestellung kommt dann mit der normalen Post. Deswegen ist es eins-zu-eins das gleiche wie bei Amazon, nur dass ich nicht bei jemandem einkaufe, der in Deutschland keine Steuern zahlt, sondern bei jemandem der Einkommenssteuer zahlt, der Gewerbesteuer zahlt, der sich für die Stadt engagiert und der schaut, dass in der Region Kultur ein Thema ist.

Buchempfehlungen über Social Media wie #BookTok tragen viel zur Popularität bestimmter Bücher bei. Spürst du diese Trends auch in der Buchhandlung?

N. G.: Klar! Wir haben nicht umsonst einen langen Tisch leer geräumt für New Romance und Young Adult-Literatur. Es kommen ganze Scharen an jungen Mädchen als neue Käufer hinzu, die vielleicht vorher nicht so viel gelesen haben. Das ist für den Buchhandel ein wahrer Segen.

Bücher haben eine große Konkurrenz: Streamingdienste, Social Media und Co. Lesen die Donauwörther deshalb weniger als vor 10 oder 20 Jahren?

N. G.: Gefühlt würde ich sagen nein. Wenn ich meine Zahlen anschaue, lesen sie gleichviel oder eher mehr als vorher. Aber klar merkt das ja jeder an sich selbst. Zu Zeiten, in denen wir noch kein Handy hatten, konnten wir ins Kino gehen, eines von drei Programmen im Fernsehen schauen oder ein Buch lesen. Heute verbringen wir Zeit mit Netflix, mit dem Handy oder mit Instagram, aber das ist eben der Lauf der Dinge. Wenn wir heute aber mal nicht am Handy sein wollen, dann ist nach wie vor das Buch Entspannungsgarant Nummer 1. In einem Buch können wir uns verlieren, beim Lesen finden wir einfach Ruhe. Das Buch ist besser als jeder Achtsamkeitskurs. Zwei Stunden lesen ersetzt so manches Life-Coaching!

Sind es nun mehr oder weniger Menschen, die lesen?

N. G.: Die, die lesen, lesen mehr. Insgesamt sind es aber weniger. Man darf sich nichts vormachen. Es haben nie 100 Prozent der Deutschen gelesen. Es war immer schon so, dass manche nicht gelesen haben. Aber eines hat sich geändert: Diese Schwellenangst, die es vor 30 Jahren gab, in einen Buchhandel zu gehen, weil man dachte, da gibt es nur Bücher für Lehrer, für Intellektuelle, die ist völlig weg. Das ist das Tolle daran. Buchhandel steht heute für einen dritten Ort, wo man zwischen Arbeitsplatz und Zuhause in eine Buchhandlung geht und sich einfach mal eine halbe Stunde wohlfühlt. Das ist etwas Fantastisches. Eine Buchhandlung ist immer ein Ort zum Entspannen.

Deine Buchhandlung ist also nicht nur Konsumort, sondern auch Aufenthaltsort. Deswegen gibt es auch immer mehr spannende Lesungen und Veranstaltungen.

Gibt es jemanden, der dich besonders inspiriert und beeindruckt hat?

Lesepause auf der Leipziger Buchmesse 2001. Damals entschied sich Nicolas Greno, das Jurastudium an den Nagel zu hängen und Buchhändler zu werden. Bild: Greno

N. G.: Benedict Wells war fantastisch. Das war ein Highlight. Ich habe selten jemanden erlebt, der so erfolgreich und trotzdem so völlig geerdet war. Toll waren auch Klüpfel und Kobr ganz am Anfang. Wir hatten sie hier, als noch keiner sie kannte.

Welche*r Autor*innen möchtest du gerne noch einladen?

N. G.: Wen ich wahnsinnig gerne holen möchte, wäre Ferdinand von Schirach. Der wäre natürlich Kult. Ein Highlight wäre auch Juli Zeh.

Die Lesekompetenz von Kindern sinkt immer deutlicher. Warum ist das so?

N. G.: Es ist fatal! Dass Kinder nicht mehr lesen können, hängt davon ab, dass ihnen nicht mehr vorgelesen wird! Wenn die Eltern 15 Stunden am Tag am Handy sind und dann den Kindern sagen, sie sollen doch jetzt bitte vom Handy weg, sind sie das falsche Vorbild. Wenn die Eltern nicht lesen, dann lesen die Kinder erst recht nicht. Da muss man sich an die eigene Nase fassen. Die Schule kann nichts aufholen, was im Elternhaus nicht passiert.

Was kannst du dagegen tun?

N. G.: Was wir forcieren, ist der Welttag des Buches, wo die Viert- und Fünftklässler zu uns kommen. Das macht wahnsinnig Spaß mit den Kindern, die zu Hause nicht lesen, in Kontakt zu kommen. Die sagen dann: Hey, da gibt’s ja was für mich. Da gibt es etwas von Paluten (Anm. d. Red.: dt. Webvideoproduzent und Jugendroman-Autor), das Guinness Buch, Drei Fragezeichen, … Das nutze ich, um Kids eine Freude zu machen. Man muss sie niederschwellig erreichen. Aber ich kann einem 18-Jährigen nicht sagen, dass er mal Thomas Mann lesen soll.

Du selbst bist auch auf Social Media unterwegs. Man könnte dich schon fast "Stadtfluencer" nennen. In deinen Beiträgen und Videos geht es nämlich oft um die Donauwörther Innenstadt.

In der Reichsstraße verändert sich gerade ganz viel. Was hältst du von diesen Maßnahmen?

N. G.: Ob sich ganz viel tut, weiß ich nicht. Jede Maßnahme, die die Reichsstraße positiv verändert, finde ich sinnvoll. Es gibt kaum eine Maßnahme, die man als negativ ansehen kann. Aber ich glaube nicht, dass es damit getan ist, drei Spielsachen aufzustellen. Es ist schön, wenn man eine Förderung bekommt und sie dann in solche Dinge investiert. Aber das hat für mich mit Stadtentwicklung wenig zu tun. Auch ob man die Straßen und Gebäude ab 22 Uhr beleuchtet oder nicht, ist für mich der zweite Schritt. Man müsste erst mal dafür sorgen, dass nach 22 Uhr auch noch Leute auf der Straße sind. Ab 18 Uhr ist die Reichsstraße menschenleer. Den Platz an der Kirche zu machen, weil es der sonnigste Platz ist, das haben Landschaftsarchitekten entschieden, das war nicht der Handel! Der Handel hat überhaupt nichts entschieden, und die CID ist auch nicht der Handel. Das muss man ganz klar so sagen. Die CID ist eine Organisation, die Stadtmarketing macht – eher für die Gastronomie als für den Handel. Im Nachhinein bin ich nicht ganz sicher, ob die Umsetzung von Bushaltestellen und Parkplätzen der Weisheit letzter Schluss ist. Es ist sicher nicht schlechter als zuvor, aber dass deswegen mehr Menschen in die Straße kommen, halte ich für gewagt.

Wie würden denn dann mehr Menschen in die Reichsstraße kommen?

N. G.: Wir müssen uns klar machen, dass viele Leuten von außerhalb kommen. Es wäre vermessen zu glauben, dass man aus Tapfheim oder Kaisheim mit dem Bus in die Stadt kommt. Die Leute werden mit dem Auto kommen und sie werden auch in den nächsten 50 Jahren mit dem Auto kommen. Deswegen muss man dafür sorgen, dass Parkplätze da sind, z. B. ein großes Parkhaus bei St. Ursula. Ich würde die Reichsstraße in einer Ebene pflastern und sie für Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger gleichberechtigt freigeben. Mittlerweile bin ich der Meinung, ganz langsamen Verkehr wie in einer Spielstraße zuzulassen. Dann kann man kurz halten, etwas holen und wieder wegfahren. Wir bräuchten eine höhere Aufenthaltsqualität. Das heißt, ein oder zwei Cafés mehr. Die Cafés machen nur Sinn, wenn sie draußen Stühle stehen haben und man nicht vollgelärmt wird.

Wo siehst du die Donauwörther Innenstadt in zehn Jahren?

N. G.: Ich weiß, dass Donauwörth in zehn Jahren sicher weiter prosperiert. Wir haben Vollbeschäftigung, wir haben einen ICE-Bahnhof, eine gute Verkehrsanbindung und wahnsinnig potente Arbeitgeber vor Ort. Die Leute pendeln nach München oder Augsburg und das Einkommensniveau ist sehr hoch. Die Menschen geben gerne ihr Geld in der Stadt aus, wenn sie gelassen werden. Das heißt, man muss ihnen was bieten. Mir ist überhaupt nicht bange um die Stadt. Donauwörth hat eine Größe, die den Handel auch funktionieren lässt. Wir haben Schulen, die Verwaltung, deswegen funktioniert es schon gut. Ich glaube, Donauwörth und die Reichsstraße haben ihren Tiefpunkt schon überwunden.

Wie wünschst du dir die Reichsstraße der Zukunft?

N. G.: Ich wünsche mir eine Begrünung. Vielleicht finden wir mit der Landesgartenschau 2028, die ich für eine tolle Sache halte, eine Lösung. Wenn man es schon aus dem Boden nicht kann, weil da angeblich so viele Rohre liegen, könnte man mit Kletterpflanzen begrünen. Es sind diese weichen Faktoren, die Donauwörth fehlen: Wochenmarkt, Weihnachtsmarkt, ein attraktives Äußeres mit viel Grün, mit vielen Cafés, mit Aufenthaltsqualität. Und das ist auch mit den neuen Maßnahmen nicht wirklich gegeben.

Nördlingen hat das alles, oder?

N. G.: Nördlingen hat das. Nördlingen hat früh angefangen. Ich war ja 2000 der Vorsitzende der Werbegemeinschaft und da begann der Weihnachtsmarkt auch mit drei oder vier Buden. Der Wochenmarkt war vor 30 Jahren auch noch schlecht, aber man hat eben klein angefangen. In der heutigen Zeit kann man schwer klein anfangen. Die Zeiten sind andere geworden, das hat man in Donauwörth verpasst und wird das auch nicht wieder hinbekommen. Die Gegebenheiten, wie sie jetzt sind, muss man hinnehmen und schauen, wie man daraus das Beste machen kann.

Aber trotz allem muss es ja hier in der Reichsstraße etwas geben, was andere Städte nicht haben, oder?

Ich stelle fest, egal wie es in der Reichsstraße aussieht, wir haben trotzdem steigende Umsätze, weil wir unseren Laden gut führen und Spaß am Buchhandel haben. Der Laden lebt von den Menschen und die Menschen sind hier fantastisch! Echte Bücherfans! Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es geht mir darum, dass die Straße, auf der man arbeitet, belebt ist und ein schönes Bild abgibt. Ich sage nicht, dass die Straße anders aussehen soll, damit ich überleben kann. Die Leute kommen gerne in den Laden, egal wie die Reichsstraße aussieht!

Lieber Nicolas Greno, vielen Dank für das Gespräch!

Dieser Artikel ist bereits in der blättle-Ausgabe 60 Januar/Februar 2025 erschienen. Hier E-Paper lesen!