In der Vollsitzung am Donnerstag, 7. November 2019, ging es in der Hauptsache um diese nächste große Investition der Stadt Nördlingen. Ein kurzer Rückblick: Im Oktober 2017 beschloss der Stadtrat einstimmig, die Schule mit einem Flachdach-Anbau, auch „Kubus“ genannt, zu erweitern. Nach einer intensiven öffentlichen Diskussion und deutlicher Kritik an diesem nicht ins Stadtbild passenden Würfel rückte der Stadtrat im Oktober 2018 wieder davon ab und hob den Beschluss auf. Gleichzeitig wurde nach einer anderen Lösung mit Satteldach gesucht, für die das Architekturbüro Meissler aus München vier Varianten vorstellte. Variante 2 mit Satteldach, Keller und Anbindung an den Bestand sollte es laut Beschluss vom 11. Oktober 2018 schließlich werden, geschätzte Kosten: 5,3 Millionen Euro. Der Kubus hätte laut früheren Berechnungen 4,1 Millionen Euro kosten sollen.
Am Donnerstag stellte Jürgen Eichelmann, Sachgebietsleiter Hochbau am städtischen Bauamt, die tatsächliche Kostenberechnung für die Variante 2 vor. Die liegt sieht nun einen finanziellen Aufwand von 6,3 Millionen Euro für die Erweiterung vor. Die Gründe für die Mehrkosten gegenüber der Schätzung von vor einem Jahr sind vielfältig, z.B. das neue Atrium (plus 130.000 Euro), die benötigte Bohrpfahlgründung (plus 113.000 Euro), die bessere Küche (plus 72.500 Euro) und die allgemeinen jährlichen Preissteigerungen von 5,5 Prozent.
Maßnahme ist alternativlos
Das alles leuchtete den Damen und Herren des Stadtrates durchaus ein, geschmeckt hat es ihnen aber natürlich nicht. „Es stecken viele Risiken darin“, meinte Jörg Schwarzer (CSU), sagte aber auch: „Wenn wir jetzt die Reißleine ziehen, stehen wir vor dem nichts.“ Ähnlich sah es Thomas Mittring (Stadtteilliste): „Was passiert, wenn wir heute zu dem Projekt ‚Stopp‘ sagen?“ Einen Plan B gebe es nicht. „Je länger wir warten, desto mehr wird es kosten“, so Mittring. Im Gegensatz zu Schwarzer bekannte er sich jedoch deutlich zum Standort der Schule am Weinmarkt. Darin war er sich einig mit seinen Fraktionsführer-Kollegen Johannes Ziegelmeir (PWG), Wolfgang Goschenhofer (Grüne) und Rita Ortler (SPD), die sich allesamt für den Erhalt der Schule in der Altstadt aussprachen.
Eine umfassende Manöverkritik brachte Wolfgang Goschenhofer an. Er erinnerte an andere Alternativen, die verworfen wurden und nun nicht mehr besprochen werden könnten, da der Zeitdruck zu groß sei. Tatsächlich musste die Entwurfsplanung schon am Tag nach der Sitzung samt Stadtratsbeschluss eingereicht werden, um die Fördermittel nicht zu verlieren. „Mit einer Diskussion über andere Varianten könnten wir uns heute eine Million Euro sparen“, so Goschenhofer. Auch an der Entwicklung der Kosten übte er scharfe Kritik: Er rechne mit „sieben Millionen Euro plus X“, da u.a. die Kosten für die nötigen archäologischen Ausgrabungen noch nicht miteinbezogen wurden. Für seine vor allem als Wahlkampfgetöse wahrgenommenen weiteren Ausführungen, z.B. zur Projektplanung im Allgemeinen, kassierte Goschenhofer selbst Kritik, unter anderem von Oberbürgermeister Hermann Faul: Der Stadtrat sei dafür nicht die richtige Plattform.
Zähneknirschend, aber mit einer großen Mehrheit von 16 zu 5 Stimmen beschloss das Gremium die vorgelegte Entwurfsplanung zur Erweiterung der Grundschule Mitte und beauftragte die Stadtverwaltung mit der Umsetzung. Mit dem Baubeginn ist laut Jürgen Eichelmann im Jahr 2021 zu rechnen. Dass es mit Kosten von 6,3 Millionen Euro getan ist, ist jedoch mehr als unwahrscheinlich.