Mit Privilegien und deren Rechte, gerade in Zeiten von Corona, ist das so eine Sache. Oftmals rufen sie Neid hervor, auch Kritik ist zu hören. Das Privileg und die Pflicht des Reisens der Nördlinger Angels in das fast 400 Kilometer entfernte niedersächsische Göttingen, zumal an einem Mittwoch, dürfte aufgrund der bekannten Nördlinger Personalsituation und der Verletztenliste sowie der Wetterkapriolen kaum Neid hervorrufen. Zumal die Kritik mancher DBBL-Teams am Corona-Konzept der 1. Toyota-DBBL lauter wird.
Mannschaft durch Verletzungen immer wieder geschwächt
Aufgrund vieler Corona-bedingter Spielverlegungen in der Liga wird die Belastung auf das Maximale erhöht, Kritiker meinen sogar überhöht. So stehen für die Kraterbasketballerinnen in 18 Tagen sechs Spiele an, davon drei Auswärtsspiele (neben Göttingen noch in Saarlouis und Wasserburg). Verletzungen und Überbelastung sind die Folge. Beklagen möchte man sich angesichts der kommenden Strapazen im Angels-Lager dennoch nicht, geht es doch allen DBBL-Teams ähnlich und man ist sich ja doch seiner privilegierten Stellung bewusst.
Hatten die Angels noch vor der Corona-Pause höchst akzeptable Leistungen gezeigt, ging es danach dahin. Keines der sechs Spiele im Jahr 2021 konnte bisher gewonnen werden und man rutschte in der Tabelle immer weiter ab. Dazu kam das bekannte Verletzungspech um die beiden Spielführerinnen Laura Geiselsöder und Maggy Meynadier sowie Centerin Nani Ilmberger, was auch ein Grund für die Niederlagenserie ist. Ein Tiefschlag nach dem Anderen traf das Team um Headcoach Ajtony Imreh und erstickte aufkeimendes Selbstvertrauen im Keim. Zugute kam Teilen der Mannschaft nun die Länderspielpause, die man auf Seiten der Nördlingerinnen intensiv nutzte, um an verschiedenen Schrauben zu drehen.
Hinspiel gegen Göttingen mit 52:62 verloren
Drehen möchte man auch den Trend der doch teilweise enttäuschenden Vorstellungen, insbesondere aus dem letzten Spiel in Freiburg. Am Liebsten natürlich jetzt gleich beim Rückspiel in Göttingen. 52:62 verloren die Angels das Hinspiel gegen die Niedersachsen, die ähnlich wie das Nördlinger Team Spielerinnen an verschiedene Nationalteams abgeben mussten. Göttingens Spielmacherin Jennifer Crowder (sieben Punkte im Schnitt) durfte zusammen mit Nördlingens Anneke Schlüter bei der verpassten EM-Qualifikation im lettischen Riga zwei Spiele für die deutsche Nationalmannschaft bestreiten. Crowder traf im verlorenen Spiel gegen das nun qualifizierte Kroatien auf ihre Vereinskollegin Ruzica Dzankic (elf Punkte). Erfolgreich unterwegs in Sachen Qualifikation waren ebenfalls die Göttinger Spielmacherin Azinovic (zwei Punkte) zusammen mit ihrem Vereins- und Nationaltrainer Bosnien-Herzegowinas in Personalunion, Goran Lojo.
Fast sechs Stunden Anreise in das winterliche Göttingen am Mittwoch, Rückkehr in Nördlingen am frühen Donnerstagmorgen, ein durch Verletzungen dezimiertes Angels-Team, geringe Aussichten auf einen Erfolg in fremder Halle – himmlisch und privilegiert geht anders. Vielleicht gehören die Streaming-Zuschauer, die als Fan die Pflicht und als Zuschauer das Recht haben, das Spiel gemütlich zu Hause auf Sporttotal.tv ab 19.30 Uhr anschauen zu können, dieses Mal zu den Privilegierten. (pm)