Hallo Eva. Schön, dass du dir Zeit für unser Regionalgespräch nimmst.
1 Was trinkst du lieber? Kaffee oder Tee?
Tee.
2 Tagmensch oder Nachteule?
Tagmensch.
3 High-Heels oder Sneakers?
Sneakers.
4 Auto oder Fahrrad?
Im Landkreis kommt man ohne Auto auf längeren Strecken nicht vorwärts, sonst gerne Fahrrad.
5 Instagram oder Facebook?
Beides.
6 Donauwörth oder Nördlingen?
Donauwörth ist näher, aber Nördlingen ist genauso schön.
7 Wie und wo bist du aufgewachsen?
In Reichertswies, das ist ein 60-Seelen-Dorf bei Monheim, bin ich aufgewachsen. Mit einem großen Garten, zwei Brüdern, viel Verwandtschaft und viel Landwirtschaft. Aber wir haben keinen eigenen Bauernhof daheim.
8 Was bedeutet Heimat für dich?
Ich bin ein Mensch, der über den Tellerrand schaut. Ich mag die Gegend hier, bin aber auch gerne auf Reisen.
9 Du warst auf dem Gymnasium Donauwörth und hast dort 2011 dein Abitur gemacht. Warst du eine gute Schülerin?
Ja, ich würde sagen, ich war sehr gut in der Schule.
10 Seit wann bist du politisch aktiv?
Im Jahr 2011, nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima, fand eine Demo und Mahnwache gegen Atomkraft in Donauwörth statt. Ich war damals 18 Jahre alt und bin einfach hingegangen. Die Grünen haben mich dort angesprochen und zu einem Treffen eingeladen. Aber auch in der Schulzeit haben wir mal eine Demonstration veranstaltet. Ich war der erste G8-Jahrgang und wir haben in Donauwörth protestiert, weil wir neun Jahre zur Schule gehen wollten. Ich war auch Klassensprecherin und habe oft Aufgaben übernommen – das ist ja auch Politik, aber eben im Kleinen.
11 Wie haben deine Eltern reagiert, als du ihnen erzählt hast, dass du dich politisch engagieren willst?
Die wussten schon, dass ich schon immer gern politisch diskutiert habe, weil ich das auch gerne in die Familie gebracht habe. Meine Eltern unterstützen mich sehr.
12 Warum ist es wichtig, dass junge Leute in die Politik gehen?
Nicht andere sollten über uns entscheiden, sondern wir selbst. Wir sind es schließlich, die heutige Entscheidungen der Politik am längsten ausbaden müssen. Es ist deshalb eine Fehlentwicklung, dass der Altersdurchschnitt von Politikern oft sehr hoch ist.
13 Was ist „typisch grün“ an dir?
Das ist eine schwere Frage. Ich ernähre mich meist Bio und viel vegetarisch.
14 Und was ist vielleicht sehr untypisch für dich als Grüne?
Viele sind immer erstaunt, dass ich Wirtschaftsingenieurwesen studiert habe. Bei einer Grünen rechnet man wohl doch eher mit Sozialpädagogik.
15 Was waren deine größten politischen Erfolge bislang?
Seit 2015 bin ich im Vorstand der Grünen Jugend Schwaben und Sprecherin der Grünen Jugend Bayern. Kurz danach wurde ich auch in den erweiterten Landesvorstand der Bayerischen Grünen gewählt. Seit März 2017 bin ich Kreisvorsitzende der Grünen in Donau-Ries. Bei der Landtagswahl trete ich als Grüne Direktkandidatin für unseren Wahlkreis an und bin Spitzenkandidatin der Grünen Jugend Bayern.
Und jetzt kandidierst du für den Landtag. Auf deiner Homepage schreibst du, du willst dich für ein ökologisches, weltoffenes, digitales und gerechtes Bayern einsetzen. Lass uns über deine politischen Themen sprechen:
16 Du bist für den Ausstieg aus der Atomenergie. Kann denn unser Strombedarf über erneuerbare Energien gedeckt werden?
Für ein ökologisches Bayern ist der Ausstieg aus der Atomenergie völlig richtig. Studien beweisen, dass die Stromversorgung über erneuerbare Energien möglich ist. Wir müssten natürlich die Speicherenergie massiv ausbauen und Strom auch mit anderen Bundesländern austauschen. Die 10-H-Regelung (Anm. d. Red.: Nach der 10H-Regelung müssen Windkraftanlagen einen Mindestabstand vom 10-fachen ihrer Höhe zu geschützten Wohngebäuden einhalten.) in Bayern muss weg, damit die Nutzung von Windkraft nicht mehr länger blockiert ist.
17 Was meinst du mit einem „weltoffenen Bayern“?
Das heißt zum Beispiel, dass Bayern endlich eine humane Asylpolitik braucht, die nicht nur darauf abzielt, die Bevölkerung aufzuscheuchen und Angst zu machen. Geflüchteten muss ein schneller Einstieg in Schule und Arbeit ermöglicht werden. Abschiebelager wie in Manching sind dafür der falsche Weg, wir brauchen dezentrale Unterbringungen.
18 Was muss Politik beim Thema „Digitaler Wandel“ gerade für ländliche Regionen erreichen?
Die Internetversorgung über Breitband muss endlich auch im ländlichen Bereich ankommen. Der Ausbau muss massiv beschleunigt werden und mit veränderten Ausschreibungskriterien müssen teure Verträge und hohe Eigenbeteiligungen für die Bevölkerung im ländlichen Raum Geschichte werden. Dann würden sich auch mehr Firmen und Industriebetriebe im ländlichen Bereich ansiedeln.
19 Du sprichst auch von einem „gerechten Bayern“. Wo gibt es denn, deiner Meinung nach, noch große Ungerechtigkeiten?
Zum Beispiel im Bereich Bildung, denn im Schulsystem herrscht keine Bildungsgerechtigkeit. Schüler sollten mehr gemeinsam lernen, als nach der Grundschule voneinander getrennt zu werden. Das würde natürlich auch bedeuten, dass der Freistaat viel mehr Lehrer und Lehrerinnen einstellen müsste.
20 Wie könnte die Politik das Leben auf dem Land noch besser machen?
Zum Beispiel im Bereich Verkehr. Die Grüne Jugend Donau-Ries hat da vor ein paar Monaten einen Versuch gestartet. Wir wollten an einem Samstag mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Holzheim im Lechgebiet bis nach Ehingen am Ries zu einer Party fahren. Wir mussten um 9:00 Uhr am Morgen losfahren, unzählige Male umsteigen, um dann am Abend anzukommen. Die Verbindungen auf dem Land müssen besser werden. Meist gibt es am Samstag nur eine Verbindung, an Sonn- und Feiertagen oft gar keine.
21 Was hältst du von Söders Kruzifix-Gesetz?
Da kann ich mich nur den Bischöfen und christlichen Jugendgruppen anschließen, die sagen, dass das Kreuz missbräuchlich für den Wahlkampf verwendet wird. Die Regelung verurteile ich scharf, denn wir brauchen weiterhin eine Trennung von Staat und Kirche. Außerdem beschreibt das Kreuz bayerische Kultur nicht umfassend, sondern ist Zeichen für christlichen Glauben.
22 Wie siehst du das neue Polizeiaufgabengesetz in Bayern?
Es war gut, dass dagegen vor allem junge Menschen überall in Bayern auf die Straße gingen. Datenschutz und Bürgerrechte dürfen nicht weiter eingeschränkt werden.
23 Du gibst auch klare Statements gegen Auftritte der AfD im Kreis. Letztes Jahr hast du bei Kundgebungen in Donauwörth und Nördlingen gesprochen. Wie sehr hat dich das gute AfD-Ergebnis in der Region erschreckt?
Es war sehr erschreckend. Wichtig ist natürlich zu fragen, warum so viele Menschen die AfD gewählt haben. Ihnen muss bewusst gemacht werden, dass die Wahl der AfD kein Protest ist, sondern man sich damit nur ins eigene Fleisch schneidet.
Während du eine politische Laufbahn weiter verfolgst, hattest du ja auch mit Schule, Studium und Beruf immer alle Hände voll zu tun. Lass uns doch einmal über deine berufliche Situation und deine Ausbildung sprechen.
24 Nach dem Abitur hast du deinen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen gemacht. Du warst während deines Dualen Studiums auch in China. Wie kam es dazu?
Ich habe während des Studiums bei Hama in Monheim gearbeitet. Weil Hama auch in China produziert, durfte ich für gute zwei Monate dorthin reisen. In Shanghai und Shenzen habe ich zum Beispiel im Bereich der Qualitätssicherung gearbeitet.
25 Was nimmst du aus deinem China-Aufenthalt mit nach Deutschland – beruflich wie politisch?
Ich war begeistert von der Gastfreundschaft in dem Land. Da können wir uns wirklich etwas abschauen. Aber man muss auch festhalten, dass China unter diktatorischen Verhältnissen regiert wird. Facebook ist verboten, Menschen ordnen sich unter. Wenn man das erlebt, schätzt man das Gut unserer Meinungsfreiheit noch mehr.
26 Die letzten Monate hast du an deiner Masterarbeit gearbeitet. Womit hast du dich da beschäftigt?
Das war bei den Stadtwerken Augsburg im Nachhaltigkeitsmanagement. Ich frage mich in meiner Masterarbeit, wie die Stadtwerke Energie einsparen und nachhaltige Energie erzeugen und messen können.
27 Welche beruflichen Pläne hast du für die Zukunft?
Ich kann mir vorstellen, für einen Energieerzeuger tätig zu sein oder als Beraterin zum Thema Energie.
28 Oder dann doch Berufspolitikerin? Jetzt kandidierst du ja erst mal für den Landtag.
Das entscheiden die Bürger und Bürgerinnen!
29 Du engagierst dich auch bei Freifunk Donau-Ries e. V. Was ist die Idee dieses Vereines?
Freifunk ist ein Initiative, die will, dass es an möglichst vielen Orten freies Internet gibt. Dabei engagiert sich nicht nur der Verein, sondern viele Menschen im Landkreis, die einen Teil ihres Datenvolumens zur Verfügung stellen und so mit ihren Routern oder „Knoten“ das Freifunk-Netz enger spannen.
30 Wie viele solcher Knoten gibt es denn bis jetzt im Landkreis?
Es gibt circa 400 Knoten.
Bei so viel politischem und gesellschaftlichen Engagement sowie Ehrgeiz im Studium darf die Freizeit nicht zu kurz kommen.
31 Hast du Hobbys?
Ich war lange bei der Monheimer Wasserwacht, jetzt schwimme ich immer noch gerne. Ich gehe auch gerne wandern.
32 Wo trifft man dich am Wochenende?
Immer unterwegs – sowohl politisch als auch privat. Am Wochenende gehe ich auch gerne mal aus zum Tanzen.
33 Bei was kannst du am besten abschalten?
Ich spiele Gitarre und Klavier und bin auch ausgebildete Organistin. Da kann ich die Zeit vergessen!
34 Hast du ein Lebensmotto oder einen Spruch, der zu dir und deinem Leben passt?
Vielleicht so etwas wie: „Nicht meckern, sondern handeln und einmischen!“
Kommen wir zum Self-Rating Test. Schätze dich bitte von null Punkten – völlig unbegabt – bis zu zehn Punkten - maximale Begabung – ein:
35 Feministin?
10 Punkte.
36 Rednerin?
8 Punkte.
37 Umweltschützerin?
10 Punkte.
38 Streitschlichterin?
9 Punkte, Streitschlichterin war ich sogar in der Schule.
39 Digital Native?
9 Punkte.
40 Letzte Frage: Wohin geht es für dich in den Sommerurlaub – trotz Wahlkampf?
Ich habe noch nichts geplant, aber ich möchte schon lange mal nach Skandinavien.
Vielen Dank, Eva, für das spannende Gespräch und dass du dir die Zeit für uns und unsere Leserinnen und Leser genommen hast.