Wenn Rita und Klaus Ortler gemeinsam musizieren ist vor allem eines zu spüren: Harmonie. Die Sopranistin und der Organist mit Orgel-Diplom sind nicht nur in der Musik vereint, sondern gehen auch als Ehepaar gemeinsam durchs Leben. Diese enge Verbindung ist auf der Bühne nicht zu übersehen. „Ohne Worte zu wissen, was der andere fühlt, ist in der Musik unwahrscheinlich wichtig“, beschreibt Rita Ortler dieses besondere Band. Zumal ihr Mann die Hauptverantwortung trägt, dass es das Duo Ortler/Ortler überhaupt gibt. Bevor man sich kennengelernt habe, „war ich zwar begeisterte Sängerin und Klavierspielerin, wollte aber nie im Vordergrund stehen“, gesteht Diplom-Chemikerin Rita Ortler. „In der Ehe hat er mich dann angesteckt, dass ich das beruflich auch weiterführen will.“
Für Klaus Ortler selbst begann der Weg zur Musik schon früher. Im Alter von neun Jahren startete er mit Klavier, um mit 13 Jahren dann auf die Orgel umzusteigen. „Mir hat das Begleiten schon immer viel Spaß gemacht, das ist mir in die Wiege gelegt.“ So war die musikalische Zusammenarbeit des Ehepaars fast schon eine Zwangsläufigkeit – die von Erfolg gekrönt ist. Mit ihrer Konzertreihe „Fleur musicale“ begeistern sie Musikfreunde nun schon seit über 20 Jahren mit Sopran-Gesang, Orgel und Soloinstrumenten, die von Gastmusikern übernommen werden. „So wird das Spektrum noch weiter“, erklärt Klaus Ortler die Entscheidung, oftmals einen dritten Musiker hinzuzunehmen. Daraus entstehen Interpretationen von Kirchenmusikstücken aus verschiedenen Epochen, die das Publikum regelmäßig verzaubern. „Die Orgel ist sehr vielseitig. Man kann von Barock bis in die Moderne alles spielen.“
Die Musik entsteht bereits im Kopf
Für die Auswahl der Stücke zeichnet Rita Ortler hauptverantwortlich. „Der Text muss passen, selbst wenn es eine Fremdsprache ist“, nennt sie ein Hauptkriterium bei der Auswahl und fügt hinzu: „Ich mag keine schwulstigen Texte. Dann ist es schwierig, weil man es nicht so fühlen kann.“ Daher gilt für sie bei der Suchen nach neuen Stücken das Motto: „Man muss das aus vollem Herzen singen können.“ Ist das Stück gefunden, kommt Klaus Ortler zum Zuge, der die Noten entsprechend bearbeitet, um sie mit Orgel und Gesang darbieten zu können. Die Vorstellung, wie sich das Lied anhören soll, entsteht bei Klaus Ortler schon sehr früh: „Wenn man Noten anschaut, kann man es im Kopf schon hören.“ Natürlich haben die beiden auch ihre Favoriten, die gerne auf der Bühne gespielt werden. Für Rita Ortler ist es eine Motette aus Wolfgang Amadeus Mozarts ‚Exsultate Jubilate‘. „Das ist eines der schönsten Werke, weil es brilliert, weite Bögen und Sprünge hat. Da kann ich zeigen, was ich kann, und fühle mich trotzdem wohl.“ Aber auch aus der Romantik oder dem Barock fi nden sich potenzielle Lieblingsstücke. „Mit diesem gesanglich Trompetenhaften kann man strahlen.“ Klaus Ortler will sich ebenfalls nicht auf eine Epoche festlegen, hat als einen Favoriten jedoch eine Toccata in G-Dur von Thédore Dubois ausgemacht. „Die spiele ich unheimlich gerne“, schwärmt er von dem Stück aus der französischen Romantik, bei dem die Orgel ihre ganze Wirkung entfalten kann.
Das bewusste Musikerlebnis ist bedeutend
Diese Liebe zur Musik vermittelt das Ehepaar Ortler auch als Lehrer. Während Rita Ortler Gesangunterricht gibt, ist Klaus Ortler – neben seiner Tätigkeit als Kirchenmusiker in Nördlingens Pfarrkirche St. Salvator – Musiklehrer an der Liselotte-Nold-Schule. Man kann sagen, dass sich das gesamte Leben der Ortlers um Musik dreht. Hin und wieder tut aber auch etwas Abstand gut. „Da ich die ganze Zeit mit Musik zu tun habe, reicht es irgendwann“, erklärt Klaus Ortler, warum er privat nur wenig Musik hört. Zwar habe man eine große Sammlung an Schallplatten und CDs, diese kommen aber nur selten zum Einsatz. Wenn man Musik hört, dann soll das als bewusstes Musikerlebnis geschehen, sind sich beide in diesem Punkt einig. „Wenn ich Musik höre, will ich das auch hören“, betont Rita Ortler, für die diese Art des Zuhörens auch ein Akt der Höflichkeit ist. „Wenn jemand Musik macht, verdient derjenige die Aufmerksamkeit.“
Aufmerksamkeit, die das Ortler-Duo ebenfalls verdient und bekommt – das allerdings fast ausschließlich als Live-Erlebnis zu genießen ist. Bislang gibt es nur eine einzige CD. Aufgenommen wurde damals keine Kirchenmusik, sondern Musik aus der französischen Romantik. „Reine Liebhaberei“, laut Rita Ortler. Eine Liebhaberei, die nun aber schon seit über 30 Jahren das Leben von Rita und Klaus Ortler bestimmt und woran sie zahlreiche Menschen in ihren Konzerten teilhaben lassen.