in der jüngeren Vergangenheit hatte Ehingen am Ries gleich zweimal Grund zum Feiern. Zum einen wurde die Gemeinde im Rahmen des Bezirksentscheids zum 27. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2019 bis 2023 mit der Goldplakette ausgezeichnet. Zum anderen erhielt Bürgermeister Thomas Meyer vom Amt für Ländliche Entwicklung eine Urkunde, die als Startschuss für die Dorferneuerung gilt. Die Antragstellung erfolgte bereits im Jahr 2009. Ein Projekt, das Thomas Meyer besonders am Herzen liegt, soll so doch die Zukunftsfähigkeit Ehingens gesichert werden – oder wie es der Bürgermeister ausdrückt: „Unser Dorf hat Zukunft.“ Dafür wird in den Bereichen Nahwärme, regenerative Energien und Breitbandausbau investiert. Der Breitbandausbau ist bereits zur Hälfte erledigt und soll im Jahr 2025 abgeschlossen werden. „Damit sind wir unter den ersten 50 Kommunen in Bayern“, ist Meyer stolz über den Fortschritt.
Baustellen für die Zukunftfähigkeit Ehingens
Zudem ist die Hauptstraße ein großes Projekt. Die frühere Staatsstraße, die die Gemeinde mit allen Lasten übernommen hat, soll auf einer Länge von fast einem Kilometer erneuert werden. Dabei wird sie verschmälert und so für mehr Platz im Ort gesorgt. Dafür sollen die Dorfmitte und der Dorfplatz sowie der Kirchplatz neugestaltet werden. Im Fokus steht dabei die Entsiegelung von Flächen, um so den Grünanteil im Ort weiter auszubauen. Wo gehobelt wird, fallen allerdings auch Späne, weswegen das Ortsbild aktuell von zahlreichen Baustellen geprägt wird. „Im Moment brauchen wir mit dem schönsten Dorf nicht aufwarten“, bezieht sich Meyer auf die Auszeichnung aus dem Jahr 2023. Die damalige Begründung der Jury: „Ehingen am Ries ist eine Gemeinde, in der das bodenständige Erscheinungsbild eines schwäbischen Dorfes auf natürliche Weise sichtbar geblieben ist.“ Doch betonte die Jury auch den Ehinger Blick in die Zukunft als Entscheidungskriterium. „Es ist erfreulich, dass die Gemeinde das Dorf behutsam in die Zukunft führen möchte.“
Und genau das ist der Plan von Thomas Meyer: „Hier soll Leben sein.“ Allerdings nicht im Sinne von Stress und Alltagshektik, vielmehr soll Ehingen am Ries ein Ort zum Wohnen und Verweilen sein. Die Bewohner*innen von Ehingen und Belzheim sollen hier ein Idyll vorfinden, das mit Landschaft und Dorfgemeinschaft punktet.
Ein Panoramablick über das Ries
Allein die geographische Lage macht Ehingen zu etwas Besonderem – wie auch der Namensbeisatz ‚am Ries‘ schon betont. Auf dem Kraterrand gelegen bietet sich von der Simultan-Pfarrkirche St. Ulrich und Stephan, einem der höchsten Punkte der Gemeinde, ein Prachtblick über weite Teile des Rieses. Daher ist für Thomas Meyer die Kirche auch einer seiner Lieblingsplätze im Ort. Bei schönem Wetter liegen Oettingen und Nördlingen zu Füßen Ehingens und der Blick geht bis auf die andere Kraterseite nach Bollstadt. Zudem zeichnet sich der gesamte Kraterrand am Horizont ab. „Zwar kennt man diesen Anblick schon“, räumt Meyer ein, fügt aber auch hinzu: „Es ist dennoch immer wieder ein Genuss.“
Doch nicht nur für das Panorama lohnt sich der Weg zur Kirche hinauf, auch im Gebäude selbst gibt es eine echte Sehenswürdigkeit: das romanische Kruzifix im Altarraum. „So etwas sind Vorzeigeobjekte, die einmalig sind.“ Obwohl Thomas Meyer zeit seines Lebens von diesem Kreuz begleitet wird, hat es bis heute nichts von dessen Faszination verloren. „Es ist jedes Mal wieder beeindruckend und erhebend.“
Die Dorfgemeinschaft im Fokus
Neben kulturellen und landschaftlichen Aspekten wird die Attraktivität eines Ortes aber vor allem durch die Menschen geprägt – wie auch die Jury damals betonte, als sie die Gestaltung des sozialen Lebens in Ehingen am Ries als einen Punkt für die Verleihung der Goldmedaille hervorhob. Bedeutsam auch für Thomas Meyer: „Die Dorfgemeinschaft, das Leben miteinander ist der Fokus.“
Eben diese Gemeinschaft soll weiter gefördert werden. Aktuell funktioniert diese bestens, wie das Miteinander zwischen älterer und jüngerer Generation beweist. Doch auch hier geht der Blick bereits in die Zukunft. Überlegungen zu Gemeinschaftsbussen, um das Einkaufen in in Oettingen weiter zu ermöglichen oder mögliche Initiativen in der Nachbarschaftshilfe spielen in der Planung bereits eine Rolle. Zumal ein Ausbau der Nahversorgung vor Ort wohl keine Aussicht auf Erfolg hat. Zwar gibt es kleine Handwerksbetriebe in Ehingen am Ries, aber die Nähe zu Oettingen macht es schwierig, vor Ort Geschäfte anzusiedeln. Daher will man sich in der Gemeinde auf dessen Stärke konzentrieren: Lebensqualität. „Das landwirtschaftlich orientierte Ehingen soll so bleiben, es soll lebenswert bleiben“, sieht Meyer die Zukunft seiner Gemeinde weiter als Ruhepol für die Bewohner*innen, um der Alltagshektik der modernen Welt zu entfliehen. Und wenn die Dorferneuerung beendet ist, wird Ehingen wieder seinem Ruf als schönstes Dorf gerecht – dann allerdings mit modernem Gewand.