Prächtig steht sie da: die Wallfahrtskirche des ehemaligen Benediktinerklosters Heilig Kreuz in Donauwörth. Hoch über den Wörnitzauen gelegen hat sie die napoleonischen Kriege, die Säkularisierung und die fast vollkommene Zerstörung Donauwörths im Zweiten Weltkrieg überdauert. Friederike Rieger, Autorin und Stadtführerin in Donauwörth, hat zum Anlass des 300-jährigen Jubiläums zur Geschichte der Kirche geforscht:
Donauwörth - Vor dreihundert Jahren, am 7. Juli 1717, wurde vom Reichsprälat Rogerius Röls (1659-1723), Abt des Zisterzienserklosters Kaisheim in Anwesenheit seiner Brüder Amandus Röls (1663-1748), Abt des Benediktinerklosters Heilig Kreuz und Johann Georg Röls (1652-1719), Bürgermeister in Donauwörth, der Grundstein für das neue Gotteshaus gelegt.
Die Röls-Buben, das geistliche Dreigestirn von Schwaben
Die "Röls-Buben", wie sie auch liebevoll genannt werden und zu denen noch Johann Kasimir Röls (1646-1715), ehemaliger Stadtpfarrer in Donauwörth und Weihbischof von Augsburg gehörte, waren Söhne eines Hufschmiedes aus Schwandorf in der Oberpfalz. Als Amandus Röls im Jahr 1691 im Alter von 28 Jahren zum Abt des Kosters Heilig Kreuz gewählt wurde, fand er das Kloster in einem desolaten Zustand vor: die Kassen waren leer, das Kloster baufällig, und nur noch sechs Mönche gehörten zum Konvent. Das Wappen des jungen, tatkräftigen Abtes, der als zweiter Gründer des Klosters bezeichnet werden kann, war sozusagen sein Programm: für die linke Hälfte des Wappens wählte Amandus Röls drei Pappeln als Sinnbild der Beharrlichkeit, und man darf außerdem annehmen, dass er damit auf das Dreigestirn der Brüder Röls hindeuten wollte, die als Geistliche in Schwaben wirkten. In der rechten Hälfte des Wappens symbolisiert ein Kranich auf einem Bein stehend mit einem Stein in der Kralle die Wachsamkeit. Vor allem aber war es auch der Sparsamkeit und der ökonomischen Geschicklichkeit des jungen Abtes zu verdanken, dass bereits 1700 mit dem Umbau des Klostergebäudes die erste große Baumaßnahme abgeschlossen werden konnte.
Reichsprälat Rogerius Röls
Bild: Kaisheim, Markt und Kloster. Hrsg. Werner Schiedermair, Fink-Verlag, Lindenberg
Neubau der Klosterkirche
1714 begann er mit der Planung des Neubaus der Klosterkirche. Das vom Einsturz bedrohte, spätgotische Gotteshaus wurde abgerissen, um einer neuen vom Baumeister Joseph Schmuzer (1683-1752) geplanten Kirche Platz zu machen. Nur der romanische Turm blieb stehen, allerdings wurde er im Jahr 1747 auf 75 Meter erhöht. 1720, nach nur drei Jahren, war bereits der Neubau soweit vollendet, dass der "damals in großem Rufe gestandene Künstler Karl Stauder von Konstanz seine neue Freskomalerey mit Oelfarben darin anfangen konnte". So beschreibt der letzte Abt des Klosters Cölestin Königsdorfer (1756-1840) in seiner Klosterchronik den Bau der neuen Kirche. Der Neubau fiel etwas größer aus als die Vorgängerkirche, doch waren seinen Abmessungen Grenzen gesetzt. Die Breite der Kirche zwischen Turm und Kloster war "63 Nürnberger Schuhe" oder 19,14 Meter und die Länge des Gotteshauses zwischen Stadt- und Klostermauern "180 1/2 Nürnberger Schuhe" oder 54,27 Meter.
Der Nürnberger Schuh ist eine Maßeinheit, die bis 1811 offiziell in Nürnberg galt. Da die ehemalige Reichsstadt Nürnberg ein wichtiges Handelszentrum war, wurden die Maßeinheiten, die sich sowohl auf Längen- als auch auf Flächen-, Volumen- und Gewichtsmaße bezogen, auch weit über die Stadtgrenzen Nürnbergs hinaus angewendet.
Der Bruder des Baumeisters Franz Schmuzer (1676-1741) konnte ebenfalls im Jahr 1720 mit den Stuckdekorationen beginnen. Die "viel bestaunten Weingartener Emporen", die mit ihren konkav geschwungenen Brüstungen das Langhaus in zwei gleich hohe Geschosse teilen, weisen auf den Einfluss der berühmten Weingartner Basilika auf den Kirchenbau in Donauwörth hin.
Kirchweihe mit 13 000 Firmlingen
Nach einigen Verzögerungen bei der Innenausstattung konnte 1741 zum 50-jährigen Abtjubiläum des Erbauers Amandus Röls die Kirche vom Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr (1677-1749) geweiht werden. An diesem Tag erhielten laut Klosterchronik 13 000 Menschen das Sakrament der Firmung.
Lassen wir am Schluss den letzten Abt des Klosters Heilig Kreuz und Verfasser der Klosterchronik Cölestin Königsdorfer die Wallfahrtskirche bewerten: "Man muss zugestehen, Amand hätte seiner Gottesfurcht und sich selbst nicht leicht ein sprechenderes Denkmal setzen können... Alles zwingt dem Kenner seinen Beyfall ab, und charakterisiert den Urheber eines solchen Tempels selbst als einen vollendeten Mann!"