23. November 2016, 12:31

Damals und Heute: Die Geschichte des Familienunternehmens Britzelmeir

Bild: Familie Britzelmeir
Mittlerweile führt der jüngste Britzelmeir das Unternehmen. Er hat Geschäfte in Wemding und Rain. Das Haus in Donauwörth musste schließen.
Ein Kaufhaus, wie man es sich heute wünscht
Vor 122 Jahren eröffnete Josef Britzelmeir ein Pelzwarengeschäft in der Donauwörther Reichsstraße. Damit begann die Geschichte des Familienunternehmens Britzelmeir.
Donauwörth - Hüte und Pelze waren 1894 gefragt und Josef Britzelmeir, der eigentlich Metzger war, nutzte den Trend und eröffnete in seinem Haus in der Reichsstraße ein Pelzwarengeschäft. Sein Sohn, ebenfalls ein Josef, übernahm schließlich den Laden und blieb dem Modegeschäft treu. Der Laden war beliebt und die Geschäfte liefen gut.
Am 11. April 1945 traten dann schwere Zeiten ins Leben der Familie. Nur wenige Tage vor Ende des 2. Weltkriegs trafen Fliegerbomben Donauwörth. Das Haus der Britzelmeirs lag – wie viele andere Bürgerhäuser der Stadt – in Schutt und Asche. Josef Britzelmeir und seine Frau Marie schafften es nicht mehr in den Keller des Hauses. Ihre Schwiegertochter Anneliese und ihr ein Monate alter Sohn Josef (1945-2007) wurden verschüttet. Das Schreien des Säuglings hatten Soldaten gehört und Mutter und Säugling ausgegraben.
Als der Vater des geretteten Josefs 1947 aus seiner Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, stand er vor dem Nichts. Doch schon ein Jahr später begannen die Britzelmeirs mit dem Wiederaufbau ihres Hauses. 1950 erfolgte dann der Neubeginn im Hutladen und Textilgeschäft mit Stoffen. Schon wenig später wuchs der Laden zu einem Kaufhaus, wie man es sich heute für eine Kleinstadt wünscht. Haushalts-, Spiel-, und Kurzwaren bekam man bei Britzelmeir. 1959 kam im 1. Stock eine Gastwirtschaft dazu, die über die Grenzen Donauwörths bekannt war. 1968 wurde erneut umgebaut und weiter expandiert.
Das Unternehmen Britzelmeir betrieb außerdem das Reisebüro am Rathaus und seine Filialen in Dillingen, Wemding, Rain, Lauingen und Höchstädt. Josef Britzelmeir, der als Baby den Bombenangriff auf Donauwörth nur knapp überlebte, führte die Läden als erfolgreicher und bekannter Geschäftsinhaber Donauwörths bis zu seinem Tod 2007.
Florian Britzelmeier leitet die Geschäfte in 5. Generation 
Mittlerweile führt der jüngste Britzelmeir das Unternehmen. Er hat Geschäfte in Wemding und Rain. Das Haus in Donauwörth musste schließen.
Bild: DRA
Florian Britzelmeir übernahm nach dem Tod seines Vaters die Geschäfte. „Mein Vater hat die Firma Britzelmeir überhaupt erst groß gemacht“, erinnert sich der Sohn. Noch zum Ende des 20. Jahrhunderts war das Unternehmen Britzelmeir zu dem Höhepunkt seiner Geschichte gelangt. Die Zahlen stimmten und die Kunden waren immer zufrieden. Doch der Handel im Internet veränderte die Situation und die Umsätze im Donauwörther Kaufhaus gingen zurück. Florian Britzelmeir musste schließlich 2009 das Haus schließen. Sicherlich keine leichte Entscheidung, denn ein Stück Donauwörther Geschichte ging damit verloren. Heute befinden sich in den Räumen die Buchhandlung Rupprecht, das Modegeschäft Bonita und doubles Starclub.
Der Geschäftsmann machte die Firma allerdings nicht komplett dicht, sondern verlagert seinen Schwerpunkt auf die Modehäuser in Wemding und Rain, die er seit 2006 schon führte. Besonders der größere Laden in Rain läuft gut. Mittlerweile ist die Firma dort in ein noch größeres Gebäude in der Rainer Hauptstraße umgezogen. Etwa 70 Prozent der Ware im Laden ist Damenoberbekleidung, aber auch Kinder- und Männermode sowie Kurzwaren verkauft Britzelmeir in Rain. Namenhafte Marken wie Street One, Frank Walder, Toni Dress, Gerry Weber, B-Young und Cecil gehören zum Sortiment. Das Geschäft am Wemdinger Marktplatz dagegen ist etwas kleiner. Hier wird allerdings ausschließlich Damenbekleidung verkauft. Besonders der familiäre Umgang mit den Mitarbeitern ist Florian Britzelmeir wichtig. Den „guten persönlichen Draht“ gebe es bei seiner Firma schließlich schon seit über 120 Jahren. Allerdings sei es im Einzelhandel zur heutigen Zeit nicht einfach, seine Mitarbeiter fair in Lohn und Brot zu bringen und selbst noch zu verdienen.
 So gerne Florian Britzelmeir seine Läden in Wemding und Rain führt, so träumt er trotzdem davon, wieder in der Donauwörther Reichsstraße ein Geschäft zu eröffnen. „Ich bin ein Kind der Reichsstraße und mein Herz schlägt für Donauwörth“, sagt der 37-Jährige. „Es tut mir leid um die Reichsstraße, wenn wieder ein alteingesessenes oder auch ein neueres Einzelhandelsgeschäft schließen muss“, so Britzelmeir. Eins ist aber sicher: Florian Britzelmeir kann sich nicht mehr vorstellen, Mode und Bekleidung in Donauwörth zu verkaufen. Die Konkurrenz der großen Ketten und des Internets seien zu groß. Der Geschäftsmann stellt sich eher einen Nahversorgungsmarkt in der Innenstadt vor. „Ein Dorfladen in Donauwörth mit regionalen Produkten, in dem es nicht zehn verschiedene Sorten von Milch gibt, sondern vielleicht nur zwei“, wünscht sich Britzelmeir. Denn in der Reichsstraße bekäme man schließlich momentan nicht einmal die wichtigsten Grundnahrungsmittel. Ob er tatsächlich so einen Laden eröffnen wird, weiß Britzelmeir noch nicht. „Es sind Wunschträume, die ich mir gerne erfüllen würde“, sagte er.