Donauwörths große Chance

Der lange Weg zur Konversion

Abbrucharbeiten in der ehemaligen Kaserne. Auf der ersten Teilfläche sind die Rückbaumaßnahmen mittlerweile beendet. Bild: Stadt Donauwörth/Markus M. Sommer
Auf dem Schellenberg in Donauwörth wird in den nächsten Jahren ein Wohnviertel für gut 2000 Menschen entstehen. Das 30 Hektar große Areal der ehemaligen Alfred-Delp-Kaserne wird in Bauland für die zivile Nutzung umgewandelt. Teil 1 unseres Titelthemas "Donauwörths große Chance - Wie das Alpfred-Delp-Quartier aussehen soll."

Im Juli 2017 rollten zum ersten Mal die Bagger auf dem Gelände der ehemaligen Alfred-Delp-Kaserne an. Sechs Jahre vorher kündigte der damalige Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière im Rahmen der Bundewehrstrukturreform an, die Truppe am Standort Donauwörth signifikant zu reduzieren. „Ein Schock für Donauwörth“, erinnert sich Oberbürgermeister Armin Neudert zurück. Zwischen 1000 und 1500 Soldaten waren bis dahin in der Delp-Kaserne stationiert.

Zwei Jahre später, im März 2013 zogen die letzten Soldaten aus der Kaserne aus. Bei einem feierlichen Auflösungsappell wurde das Bataillon für elektronische Kampfführung 922 aufgelöst. Ein „Nachkommando“ hat in den kommenden Monaten die Kaserne geräumt bevor sie in die Hände der Bundesanstalt für Immobilenaufgaben (BIMA) ging. Zeitgleich liefen die Planungen auf Hochtouren, wie es mit der 30 Hektar großen Fläche auf dem Schellenberg weitergehen soll. Das Gelände wurde auf seine städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeiten untersucht und in Bürgerwerkstätten erarbeitete die Stadt Donauwörth gemeinsam mit Bürgern Ideen für das Areal.

2015 kam dann alles ganz anders, als die Flüchtlingswelle Deutschland erreichte. Die Alfred-Delp-Kaserne wurde zur Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. Bei einem Ortstermin im August einigten sich OB Armin Neudert, Landrat Stefan Rößle, Innenminister Joachim Herrmann und damaliger Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger, die Erstaufnahmeeinrichtung bis zum 31. Dezember 2019 zu befristen. Am 1. August 2018 wurde die Erstaufnahmeeinrichtung zum Ankerzentrum. Joachim Herrmann war erneut in Donauwörth und sicherte die Schließung der Asylunterkunft schriftlich zu.

Fast fünf Jahre nutzte der Freistaat eine Teilfläche (8 Hektar) der ehemaligen Kaserne und deren Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen. Unterdessen wurde die Konversion zu einem Wohngebiet nicht unterbrochen. Im Dezember 2016 unterzeichnete OB Neudert den Kaufvertrag für die weit größere Teilfläche. 22 Hektar Kasernen-Areal gehörten nun der Stadt Donauwörth. Im Frühjahr 2017 lobte die Stadt dann einen städtebaulichen Realisierungswettbewerb aus, im Juli 2017 begann man mit den Abrissarbeiten auf dem mittlerweile städtischen Gelände und im November wurde der Entwurf eines Münchner Architekturbüros sowie eines Landschaftsarchitekturbüros mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Im Laufe des Jahres 2018 wurden die beiden Büros mit der Gestaltung des Konversionsareals beauftragt und seit Sommer 2019 ist der Rückbau auf dem größeren Teilbereich, das Ankerzentrum von drei Seiten umgibt, abgeschlossen.

Im Mai 2019 waren erneuet prominenter Besuch zu Gast auf dem Konversionsareal. Beim bundesweiten 5. Tag der Städtebauförderung stand nämlich der Donauwörther Schellenberg im Fokus. Bundesinnenminister Horst Seehofer kam zum Bürgerfest in der „Neuen Mitte Parkstadt“. Auch das Alfred-Delp-Quartier stand im Vordergrund. „Eines der größten Wohnungsbauprojekte in Deutschland, die ich kenne“, so Seehofer damals.

Kurz vor Weihnachten 2019 zogen nun die letzten Bewohner der Asylunterkunft aus, zeitgleich steckte die Stadt Donauwörth zum Jahresende hin in den letzten Zügen der Verhandlungen mit der Bundesanstalt. OB Neudert zeigt sich erleichtert, dass nun auch die kleinere Fläche an die Stadt übergehen wird. „Ich war mir nicht immer sicher“, antwortet Armin Neudert auf die Frage, ob es denn klar war, dass die Stadt das Gelände erwerben kann. Doch im Frühjahr wird man eine endgültige Vereinbarung treffen. Auch hier sollen die Rückbaumaßnahmen schnell beginnen, die Abrissarbeiten könnten gut zwei Jahre dauern. Die Erschließung des ersten Teilbereichs kann allerdings schon früher erfolgen. Im Vergleich zu anderen Konversionsprojekten in Bayern sei man in Donauwörth schon sehr weit, sagt Robert Strasser, Leiter Liegenschaften bei der Stadt Donauwörth.