Auszeichnung

Der Mundart verpflichtet - Pro-Suebia Mundartpreis 2024 für Liselotte Löw

Lieselotte Löw und Harburgs Bürgermeister Christoph Schmidt bei der Preisverleihung Bild: Fritz Stetmeyer
Am 14. Mai 2024 wurde Liselotte Löw aus Ebermergen mit dem Pro-Suebia Mundartpreis der Dr. Eugen Liedl Stiftung ausgezeichnet.

Den Preis, der mit 7 500 Euro dotiert ist, überreichte Stiftungsvorstand Prof. Dr. Hans Frei an die Ebermergenerin, die bereits seit über 60 Jahren dichtet. Mit einem Telefonanruf erfuhr Löw von der Auszeichnung. Überrascht sei sie gewesen und verdauen hätte sie das erstmal müssen, schmunzelt die fast 80-Jährige. Angefangen hat ihre Karriere als Dichterin bereits vor 60 Jahren. Als junge Mitarbeiterin bei der Firma Gubi in Donauwörth dichtete sie zum Geburtstag oder zum Jubiläum über ihre Kolleginnen – damals noch auf Hochdeutsch. „Dann habe ich irgendwann gemerkt, dass dichten in Mundart besser funktioniert“, lacht die Ebermergener Heimatdichterin. Später habe sie dann sogar im Kuhstall gedichtet. So habe sie Zeilen, die ihr beim Melken eingefallen sind, mit Bleistift an die Wand im Kuhstall notiert. „Damit es mir nicht entkommt“, erinnert sich Liselotte Löw. Auf die Frage, woher sie ihr Talent habe, antwortet Löw: „Vielleicht von meinem Vater.“ Diesen hat sie jedoch nie kennengelernt. Er war als Soldat im Krieg, wurde 1944 als vermisst gemeldet und kam nie zurück. „Meine Mutter konnte ihm noch sagen, dass ich geboren wurde. Die Bilder, die sie ihm von mir geschickt hat, kamen aber wieder zurück“, so Löw. Einmal im Jahr besuchte Liselotte Löw ihre Großeltern in München und damals erfuhr sie, dass auch der Großvater dichtete. Deshalb verdankt sie ihrer Verwandtschaft väterlicherseits wohl ihr Talent. Liselotte schreibt über das, was sie beschäftigt und was der Alltag so mit sich bringt. Teilweise sind ihre Werke auch autobiografisch. So handelt das Gedicht „D`Magd aufm Hof“ von ihr selbst.

Auch heute verfasst Liselotte Löw noch Gedichte, wenn auch nicht mehr so viele wie früher. „Früher saß ich abends an meinem Schreibtisch und hab eine Seite geschrieben. Aber mittlerweile werde ich einfach früher müde“, erklärt Löw. Über die Jahrzehnte sind so Gedichte zu vielen verschiedenen Themen entstanden, die Löw in drei Heften selbst veröffentlicht hat. Und auch im Buch „Butzagägaler: Mundartlyrik in Bayerisch-Schwaben“ ist sie mit mehreren Gedichten und der Beschreibung ihrer Vita vertreten.

D’Magd auf’m Hof (Lieselotte Löw 11. Januar 2011)

Seit a paar Johr ben i Austragsbeire
Gmoint hab i – also ja des feire
Iatz führ i a ruhigers Leba
Doch des hot se anderes ergeba

Was se im Leba halt so tuat
Zom feira wars mir gar net z’muat
Denn zmol war i em Witwenstand
Do steht ma do vor leerer Wand

So jedenfalls isch’s mir erganga
Do loßt ma scho dia Flügel hanga
Im Leba isch des halt so – leider
Doch es goht trotz allem weiter

Dr jong Bauer muaß an’d Arbat ganga
Alloi tuat d’Landwirtschaft net langa
Familie diea wär scho wichte
Doch der Bauer isch halt ioschichte

Weib ond Kender hot er net
Alos macht des d’Muader wett
Do ben iiatz halt d’Magd am Hof
Es isch zar koi groaße Katastroph

A jonge Frau wär wünschenswert
Des jedenfalls wär net verkehrt

Dann hätt i vielleicht a wenig mehr Ruah
Doch der Jong tuat ja net drzua

I moi – i ben koi Philosoph
Abe vorerst bleib i d’Magd am Hof 

 

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