20. März 2022, 08:00
Zukunft Fahrrad

Donauwörth arbeitet an seiner Fahrradfreundlichkeit

Besonders im Sommer ist die Stadt beliebtes Ziel von vielen Radtourist*innen. Doch wie kann Donauwörth auch für den Alltagsradverkehr attraktiver und sicherer werden? Bild: Marco Kleebauer / Ferienland Donau-Ries
Im Januar ist Donauwörth als fahrradfreundliche Kommune ausgezeichnet worden. In der Stadt wurde für Radler*innen bereits einiges getan – doch man ist noch längst nicht am Ziel.

Eigentlich hätte Donauwörth schon 2019 ausgezeichnet werden sollen. Doch die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK) hatte damals bei einer ersten Prüfung das Zertifikat noch nicht verliehen. Grund war, dass die Stadt erst ihr Radverkehrskonzept verabschieden sollte und unter anderem lückenhafte oder fehlende Beschilderungen für Radwege verbessern musste.

Das Radverkehrskonzept wurde schließlich 2020 erstellt. Ähnlich wie in Nördlingen hat hier das Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen mit Sitz in München und Aachen umfangreiche Standortanalysen betrieben. Es wurde die Infrastruktur für Radfahrer*innen – auch eingebunden in den Öffentlichen Nahverkehr – untersucht. Die Expert*innen haben außerdem 109 Kilometer Strecke im Hinblick auf Komfort und Sicherheit genau unter die Lupe genommen. Dabei hat sich gezeigt, dass vielerorts Markierungen für Radfahrer*innen fehlten oder derart abgetragen waren, dass sie kaum mehr zu erkennen waren. Rote Fahrbahnmarkierungen als Querungshilfe für Radler*innen waren ebenfalls oft fast nicht mehr sichtbar. Eine große Sicherheitslücke – und nicht besonders fahrradfreundlich.

Radler*innen sollen sichtbar gemacht werden

Doch seit 2019 hat sich einiges getan. „Diese Hausaufgaben haben wir gemacht“, gibt Oberbürgermeister Jürgen Sorré zu verstehen. Mankos in Sachen Beschilderung und Markierungen wurden größtenteils behoben, so der Oberbürgermeister. Außerdem wurden in der Nürnberger Straße sogenannte Fahrradschutzstreifen installiert. Solche Maßnahmen hätten vor allem den Sinn, Radfahrer*innen sichtbar zu machen. Der Schutzstreifen reiche jedoch nicht aus, um Radfahrerende sicher in den Verkehr zu integrieren, so Sorré. Aber er fördere die Wahrnehmung von Autofahrer*innen, die durch die deutlich sichtbare Linie und die Rad-Symbole auf der Fahrbahn erkennen sollen: Hier sind Fahrräder unterwegs! Weil der Schutzstreifen kein anderer Straßenteil ist, sondern zur Fahrbahn gehört, schützt hier das Abstandsgebot des § 5 Abs. 4 S. 2 StVO Radfahrende auf dem Schutzstreifen unmittelbar. Beim Überholen von Fahrradfahrer*innen, die auf dem Streifen unterwegs sind, müssen Pkws einen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern einhalten. Überholt werden kann also nur dann, wenn es der Gegenverkehr zulässt.

Der ADFC kritisiert hingegen an solchen Schutzstreifen: „Eine Linie auf der Fahrbahn ändert nichts an den physischen und psychischen Folgen eines zu dichten Vorbeifahrens (Sogwirkung, Erschrecken oder Verunsicherung).“

Donauwörth hat sich auf den Weg gemacht

Dass nun Donauwörth die Auszeichnung „Fahrradfreundliche Kommune“ als eine von 15 bayerischen Städten und Gemeinden erhalten hat, versteht der Oberbürgermeister als Zeichen der Würdigung der umgesetzten Maßnahmen. Die Auszeichnung zeigt, dass sich die Große Kreisstadt auf den Weg macht, zu mehr Fahrradsicherheit und -freundlichkeit. Keineswegs sei damit gemeint, dass Donauwörth bereits perfekt ausgestattet für Radfahrer*innen sei. Schließlich kritisieren ADFC und Polizei mancherorts nach wie vor die Sicherheit für Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen in der Stadt.

Für Sorré ist die Verleihung des Siegels Ansporn und Verpflichtung zugleich, um weitere Schritte für die Förderung des Radverkehrs zu gehen. Für 2022 steht zum Beispiel eine Verbreiterung des Geh- und Radweges in der Sallinger Straße auf dem Plan. Auch die Bereiche an der Westspange, am Neurieder Weg und in der Dillinger Straße sollen für Radler*innen verbessert werden. Außerdem gibt es Pläne für weitere Schutzstreifen im Bereich der Augsburger Straße in Richtung Nordheim. Hier stellt sich noch die Frage, wie der Schutzstreifen an den bestehenden Geh- und Radweg angebunden werden könnte. 

Sicherheit ist das eine, Komfort und Attraktivität das andere. Eine fahrradfreundliche Stadt zeichnet sich auch dadurch aus, ob Bürger und Bürgerinnen ihre Fahrräder gut und sicher abstellen und E-Bikes problemlos laden können. Hier sieht Sorré noch großes Potential am Bahnhof und im Ried. In der Reichsstraße soll mit dem Tanzhaus ebenfalls ein Zeichen für Radfreundlichkeit gesetzt werden. Aufgabe für Achitekt*innen wird sein, die Tiefgarage ausschließlich für Fahrradstellplätze, Schließfächer und Fahrradboxen zu planen. Pkw-Parkplätze sollen nur wenige entstehen, die als Behindertenparkplätze ausgewiesen werden.

Klares Bekenntnis für den Radverkehr

Was Oberbürgermeister Jürgen Sorré aber auch sagt: „Wir können noch so viele bauliche, verkehrliche Veränderungen vornehmen – wenn nicht alle Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen, wird das auch nicht reichen.“ Positiv sieht er, dass es in Donauwörth keinen Unfallschwerpunkt-Bereich gebe, trotzdem sei selbstverständlich jeder Unfall, der passiert, einer zu viel. Donauwörth soll in Zukunft also noch sicherer und attraktiver für Fahrradfahrer*innen werden. Im Stadtrat gibt es im Rahmen der Verkehrswende aufgrund des Klimawandels ein klares Bekenntnis zum verstärkten Radverkehr. Deshalb hat Donauwörth seit einigen Jahren einen Arbeitskreis Radverkehr. Bevor Themen in den Ausschüssen und im Stadtrat behandelt werden, beraten in diesem Gremium Mitglieder des Stadtrats, Mitglieder des ADFC, Verantwortliche der Polizei und der Stadtverwaltung. Was Donauwörth auch zur Besonderheit macht: Die Stadt beschäftigt einen Radverkehrsbeauftragten, der sich ausschließlich diesem Thema widmet. Weil der bisherige Beauftragte nun ein neues Sachgebiet übernimmt, ist die Stelle allerdings derzeit unbesetzt, ein Bewerbungsverfahren läuft.