Sophia Haala aus Mertingen ist 17 Jahre alt, besucht aktuell die 12. Klasse des Gymnasiums bei St. Stefan in Augsburg, trifft sich in ihrer Freizeit gerne mit Freundinnen oder geht ins Fitnessstudio oder besucht einen Tanzkurs. Der Alltag einer gewöhnlichen jungen Frau möchte man meinen – zumindest auf den ersten Blick. Das Besondere: Sophia ist eine der talentiertesten Violinistinnen in ganz Bayern und wurde bereits mehrfach bei „Jugend musiziert“ ausgezeichnet. Der Wettbewerb ist eine der renommiertesten bundesweiten Maßnahmen zur Findung und Förderung musikalischer Begabungen. Für viele junge Musiker*innen ist „Jugend musiziert“ sogar der erste Schritt in eine erfolgreiche Musikkarriere.
Im Alter von acht Jahren nahm Sophia zum ersten Mal teil und konnte mit ihren einstudierten Stücken auf Anhieb den ersten Platz belegen. Diesen Erfolg wiederholte die Ausnahmemusikerin dann in den Folgejahren 2016, 2019 und 2022. Aufgrund ihres Alters wird sie 2025 nicht mehr teilnehmen können und hat damit die maximale Anzahl an ersten Plätzen in Bayern erreicht. „Jugend musiziert ist der entscheidende Wettbewerb für junge Musiker*innen in Bayern, wenn man sich mit anderen messen möchte. Der Erfolg ist einfach eine tolle Bestätigung für meine harte Arbeit und meinen Fleiß“, erklärt die 17-Jährige.
Musikalisches Gen liegt in der Familie
Mit gerade einmal fünf Jahren wird Sophia von ihren Eltern gefragt, welches Instrument sie gerne erlernen möchte. Das Beispiel zeigt: Musik spielt seit frühester Kindheit eine entscheidende Rolle bei Familie Haala. Noch heute spielt das „Familien-Ensemble“ gemeinsam – zumindest, wenn es die Zeit zulässt – im Wohnzimmer oder auf Familienfesten. Dabei ist gerade die große Schwester früh ein Vorbild und weil diese auch Geige spielt, entscheidet sich Sophia für dasselbe Instrument. In ihren Anfangsjahren profitiert Sophia dann zunächst von den „optimalen Voraussetzungen“ an ihrer Grundschule.
„Als Sophia eingeschult wurde, startete die Grundschule Mertingen gerade ein neues Programm zur musikalischen Frühförderung“, erklärt ihre Mutter Renate Haala. Was sie damit meint: Die Grundschule Mertingen organisierte nicht nur den Musikunterricht bis zur vierten Klasse, sondern sorgte auch dafür, dass ehemalige Schülerinnen und Schüler auch weiterhin Musikunterricht bei den bisherigen Musiklehrer* innen bekommen können. So entsteht bereits früh Kontakt mit Geigenlehrerin Barbara Koppold. Ein Kontakt, der sie für viele Jahre prägen sollte. Koppold war es auch, die das musikalische Talent der damals Fünfjährigen früh erkannte, entsprechend förderte und eine wichtige Mentorenrolle einnahm. „Besonders in den Anfangsjahren ist es wichtig, dass Musikerinnen und Musiker jemand an ihrer Seite haben, der sie jederzeit unterstützt und ihnen zur Seite steht. Das haben wir als Eltern und auch ihre Geigenlehrerin immer versucht. Wichtig war mir dabei immer, dass Sophia Spaß am Musizieren hat“, so Mutter Renate Haala.
Musik als schulisches Hauptfach
Zwölf Jahre später besucht Sophia den musischen Zweig des Gymnasiums bei St. Stephan und spielt auf einer Geige aus dem 18. Jahrhundert. Obwohl ihre Schulwahl in der Nachbetrachtung mit Entbehrungen und großem zeitlichen Aufwand verbunden war, steht sie auch heute noch vollkommen hinter ihrer Entscheidung: „Hier ist Musik Hauptfach und wir bekommen Noten für das praktische Vorspielen. Außerdem wird unser Lehrplan am Musikunterricht ausgerichtet und wir können im Schulorchester spielen.“ Optimale Voraussetzungen also, um sich auch auf einer größeren Bühne präsentieren zu können. Besonders dann, wenn man wie Sophia die 1. Geige besetzt und damit die Konzertmeisterin – direkt hinter dem Dirigenten die wichtigste Position eines Orchesters – ist. Entsprechend groß sei die Nervosität vor dem letzten Schulkonzert gewesen.
Neben dem Schulorchester tritt Sophia Haala in vielen weiteren kleinen Ensembles und größeren Orchestern, darunter auch das Jugendorchester der Bayerischen Staatsoper, auf. Erst vor wenigen Wochen konnte sich das Ausnahmetalent gegen ihre Konkurrenz durchsetzen und ist jetzt eine von rund 20 Geigen im Orchester.
Work, Tarvel und Music mit der Geige durch Australien
Großer musikalischer Erfolg in so jungen Jahren – die Zukunft als Berufsmusikerin scheint also bereits vorgezeichnet. „Natürlich ist das auf alle Fälle eine Option“, erklärt die Nachwuchsmusikerin und weiter: „Meine Möglichkeiten sind hier recht vielfältig und ich möchte mich aktuell noch nicht festlegen.“
Worauf sich die Violinistin bereits jetzt freut, ist die geplante Australienreise nach dem Abitur. Für ein Jahr möchte sie mit „Work and Travel“ das Land erkunden und die Menschen kennenlernen. Weil eine Reise ohne Geige jedoch undenkbar wäre, hat Sophia bereits jetzt konkrete Pläne. „Ich denke, ich werde dann wohl eher ‚Work, Travel and Music‘ machen”, so Sophie schmunzelnd und hat dann auch direkt einen Tipp für alle jungen Musiker*innen parat: „Bleibt immer dran, auch in Phasen, in denen das Üben weniger Spaß macht. Die guten Phasen kommen auf alle Fälle wieder zurück und es wird sich lohnen!“