Die Pfarreiengemeinschaft, bzw. die Katholische Kirchenstiftung St. Josef Nördlingen, will das teilweise brachliegende Areal kirchlich beleben, erklärt Pfarrer Benjamin Beck. Aktuell befinden sich auf dem Areal St. Josef der Kindergarten St. Josef und das Katholische Pfarrheim – beide sind in die Jahre gekommen und von teils erheblichen Baumängeln geplagt. Statt aber nur für Ersatz zu sorgen soll auf dem Gelände Großes entstehen: Der Neubau der Kindertagesstätte, eine Versammlungsstätte, ein Hospiz für die Begleitung Sterbender und ein Sozialzentrum mit Raum für verschiedene Institutionen. Die Vision für das Areal ist ambitioniert, gewinnt derzeit aber schneller an Fahrt, als man für möglich halten würde.
Entwicklung Schritt für Schritt
Den Anfang muss der Neubau des Kindergartens machen. „Das ist das erste Projekt, das wir realisieren müssen“, weiß Pfarrer Beck. Denn hier gilt es Fördermittel von der Regierung von Schwaben zu organisieren. Der Ende der 1950er Jahre gebaute Kindergarten soll abgerissen und an neuer Stelle errichtet werden, die Kapazität wird dabei steigen. Mitsamt der neuen Hortgruppe sollen hier einmal bis zu 124 Kinder unterkommen. Pfarrer Beck geht von einer Investitionssumme von über vier Millionen Euro aus. Am bisherigen Standort des Kindergartens soll ein Hospiz entstehen – ein langgehegter Wunsch in Nördlingen und der Region. Mit der Idee dazu kam Dekan Gerhard Wolfermann von der Evangelischen Kirchengemeinde auf Pfarrer Beck zu.
„Das habe ich aus ganzem Herzen unterstützt“, sagt Benjamin Beck.
Die Anerkennung der Krankenkassen für das Hospiz habe man schon, aber für die Finanzierung brauchen die beiden Kirchengemeinden noch weitere Unterstützung. Organisatorisch soll das Hospiz von einer GmbH gebaut werden, die die beiden Kirchengemeinden noch gründen wollen. „Da stehen wir ökumenisch Seite an Seite“, so Pfarrer Beck.
Laut Dekan Wolfermann soll das Hospiz acht Plätze bieten und vom Diakonischen Werk Donau-Ries betrieben werden. Über einen Förderverein sollen dann Spenden eingeholt werden. Die Gesamtkosten liegen schätzungsweise bei vier Millionen Euro, mit der Realisierung ist frühestens 2023 zu rechnen, wenn der Umzug des Kindergartens in den Neubau abgeschlossen ist.
Gute Nachrichten für die Versammlungsstätte
Die Versammlungsstätte, im Förderantrag auch als „Quartierszentrum Wemdinger Viertel“ benannt, ist bereits auf einem guten Weg. Ende März 2021 kam die Nachricht, dass eine Bundesförderung von einer Million Euro zugesagt ist – ein Erfolg auch von MdB Ulrich Lange, für dessen Einsatz Pfarrer Beck sehr dankbar ist. Dennoch ist der Weg zum Quartierszentrum noch lang. „Es ist für uns das schwierigste Projekt“, meint Benjamin Beck. Denn die Versammlungsstätte mit Saal für circa 120 Personen muss an den heutigen Standort des Pfarrheims St. Josef, das unter Denkmalschutz steht. Abgerissen darf es nur werden, wenn die Sanierung teurer als der Neubau wäre. Dazu kommt, dass die Katholische Kirchengemeinschaft schon einen Saal hat, nämlich St. Salvator in der Altstadt.
Vom Bistum Augsburg wird kein reiner zweiter Kirchensaal genehmigt, daher muss das Zentrum Wemdinger Viertel in Kooperation mit einem Partner entstehen, in diesem Fall die Stadt Nördlingen.
„Wir bauen hier kein Pfarrzentrum, sondern ein Bürgerzentrum“, so Beck.
Für den gemeinsamen Betrieb des Gebäudes gilt es auch, die laufenden Kosten aufzuteilen, was eine weitere Schwierigkeit darstellt. Trotz dieser Hindernisse ist es der erklärte Wille aller Beteiligten, die Versammlungsstätte auf den Weg zu bringen. Sie sei der erklärte Traum der katholischen Gläubigen und aller anderen Anwohner*innen im Wemdinger Viertel. Hier leben viele Menschen verschiedenster Nationalitäten, die sich einander oft fremd sind. Eine Versammlungsstätte, dazu mit Jugendräumen für Ministrant*innen, Pfadfinder*innen und die soziale Jugendarbeit der Stadt Nördlingen, könnte da helfen. Für den Erhalt der Fördermittel muss das geschätzt 3,5 Millionen Euro teure Projekt bis Ende 2025 abgeschlossen sein.
Projekt Nummer 4 ist am weitesten entfernt
Ein Sozialzentrum für verschiedene Institutionen soll das Areal St. Josef einmal komplettieren. Mit im Boot sind bereits die Sozialstation St. Vinzenz und die Caritas, die hier mit verschiedenen Abteilungen einziehen wollen. Weitere Partner sind angedacht. Bis 2026 könnte die Entwicklung des Geländes abgeschlossen sein, meint Pfarrer Beck. Dann dürften circa 14,5 Millionen Euro in das Quartier investiert sein. Seinen besonderen Reiz ziehe das Gesamtprojekt aus der Tatsache, dass auf dem Areal alle Altersschichten untergebracht sind. Von den ganz Kleinen in der Kita über die Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren bis hin zu den Kranken und den Sterbenden: Von der Wiege bis zur Bahre soll das Areal St. Josef das Leben der Menschen in einem christlichen Rahmen begleiten.