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Im Ries fehlen die Hallenbäder

Das Almarin in Mönchsdeggingen. Mittlerweile ist das Hallenbad geschlossen. Bild: Matthias Stark
Das Hallenbad in Nördlingen muss neugebaut werden, für das Almarin in Mönchsdeggingen gibt es wenig Hoffnung und die Kapazitäten im Harburger Bad sind schnell erreicht. Der DLRG Ortsverband Mönchsdeggingen macht sich große Sorgen.

Eine Warteliste für die Teilnahme am Schwimmkurs, wie sie die Bäumenheimer Wasserwacht führt, gibt es bei der Deutschen- Lebensretter-Gemeinschaft (DLRG) in Mönchsdeggingen zwar nicht, denn für den Ortsverband würde es zu viel Aufwand betreiben, all die wartenden Kinder und Familien zu registrieren. „Wenn wir aber einen Kurs ausschreiben, ist er sofort ausgebucht“, berichtet Vorstand Rolf Bergdolt. Über dem Sommer konnten – trotz Corona – vier Kurse stattfinden. Vielmehr ist neben den Trainingszeiten und Rettungsschwimmerausbildungen der DLRG sowie der regulären Öffnungszeiten des Harburger Schwimmbads nicht drin. In der Trainingsgruppe der DLRG gibt es momentan sogar einen Aufnahmestopp.

Schon seit 2018 kämpft die DLRG bundesweit gegen das Bädersterben an und hat unter dem Motto „Rettet die Bäder“ eine Online-Petition ins Leben gerufen. Dort sind mittlerweile über 120 000 Unterschriften eingegangen und die Petition wurde offiziell an den Petitionsausschuss im Deutschen Bundestag übergeben, auch eine erste Anhörung vor diesem Ausschuss hat bereits stattgefunden. Nach DLRG-Angaben werden pro Jahr gut 80 Hallenbäder geschlossen. Die neugewählte Präsidentin der DLRG Ute Vogt hat erst kürzlich den neuen Bundestag nachdrücklich auf das Thema Schwimmfähigkeit und den Bädererhalt hingewiesen, um im bundespolitischen Sichtfeld zu bleiben. „Nur mit einer gemeinsamen Anstrengung von Bund, Ländern und Kommunen werden wir verhindern, dass Deutschland ein Land der Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmer wird“, so die DLRG. 

Gemeinden wollen Zweckverband fürs Almarin nicht

Das Problem betrifft ganz Deutschland, weiß Rolf Bergdolt. Er berichtet von DLRG-Kollegen an den Ostseeküsten, die bald keine Rettungsschwimmer mehr ausbilden können, und somit Probleme haben die Küstenwache zu besetzen. Doch er sagt auch: „Das Ries ist ein Hotspot, was das Problem von fehlenden Schwimmbädern angeht.“

Ende des Jahres 2021 sieht alles danach aus, dass der Zweckverband für das stillgelegte Hallenband Almarin in Mönchsdeggingen scheitern wird. Vor drei Jahren haben Ehrenamtliche das Almarin in einer Aktionswoche kurzfristig wieder zum Leben erweckt – doch kann das Bad auch dauerhaft wieder eröffnen?

Die Hoffnung des Arbeitskreises „Rettet das Almarin“ lag vor allem in einem Zweckverband, in dem die Kommunen die Kosten für das Bad gemeinsam tragen. Doch Ende 2021 schlug die Ernüchterung voll zu: Nicht nur Oettingen sagt ab, auch Auhausen, Möttingen und einige andere Kommunen. Im Dezember sind es mindestens zehn Städte und Gemeinden, die das Almarin nicht mitfinanzieren wollen. „Keine besonders hohe Leistung der Kommunalpolitik“, kommentiert Rolf Bergdolt, der nicht nur Vorstand der DLRG, sondern auch des Fördervereins Almarin ist. Für ihn ist das Almarin aber noch nicht gestorben. Eine andere Möglichkeit wäre laut Bergdolt, einen privaten Betreiber zu finden, der das Bad am Laufen hält. Die Suche nach so einem Betreiber wäre auch Aufgabe der Kommunalpolitik, so Bergdolt. Die Kommunen nimmt er vor allem in die Pflicht, weil diese für den Schwimmunterricht an Schulen verantwortlich sind. Die Städte und Gemeinden für die Grund- und Mittelschulen, der Landkreis für Gymnasien und Realschulen. Der Schulschwimmunterricht und andere Schwimmkurse finden derzeit in den Bädern in Harburg und in Nördlingen statt.

Seit Jahren ist das Almarin geschlossen. Bild: Diana Hahn

Nördlinger Bad wird neu gebaut

Ins Harburger Rathaus schickt Rolf Bergdolt lobende Worte. „Harburg kämpft um sein Bad“, so der Vorstand. Und bekanntlich wird das Nördlinger Hallenbad neugebaut: Ein Schwimmbecken mit fünf Bahnen, einer einfachen Rutsche, einem Lehrschwimmbecken und einem Baby- und Kleinkinderbereich. Das Bad soll laut Planungen von bis zu drei Schulklassen gleichzeitig genutzt werden können. Bergdolt befürchtet jedoch, dass die Kapazitäten, die im Ries eigentlich benötigt werden, allein durch den Neubau in Nördlingen nicht erfüllt werden können.

Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs für das Nördlinger Hallenbad von Löhle/Neubauer Architekten aus Augsburg. Bild: Stadt Nördlingen