Hallo Herr Fackler, vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen für unser Interview. Wo kommen Sie gerade her und was stand bei Ihnen heute schon auf der Agenda?
Wolfgang Fackler: Diese Faschingswoche (Anm. d. Red.: Das Interview erschien bereits Anfang April im blättle und wurde im März geführt) ist eine sitzungsfreie Informationswoche, daher bin ich die meiste Zeit in meinem Büro in Donauwörth und in meinem Stimmkreis unterwegs. Heute Vormittag war ich Teil einer Videokonferenz des Vereins „Health Care Bayern e.V.“. Christian Hörl vom Deutschen Roten Kreuz und Menschen aus der Ukraine haben mir von der Situation vor Ort berichtet.
Wie viel Zeit in der Woche verbringen Sie in der Regel in München bzw. in Donauwörth?
WF: Ich würde sagen 40 Prozent meiner Zeit bin ich in München und 60 Prozent im Donau-Ries. In der Regel finden am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag Sitzungen in München statt. Freitag bis Montag betreibe ich dann Stimmkreisarbeit. Manchmal arbeite ich an den drei Sitzungstagen in München bereits 40 Stunden. (lacht)
Wie sieht derzeit ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
WF: Mein gestriger Tag begann zum Beispiel um 08:00 Uhr morgens mit einer Videokonferenz mit Ministerpräsident Markus Söder. Diese nennen wir auch Frühstückskabinettsitzung. Es ging um die Lage in der Ukraine und um Corona. Danach hatte ich einen Termin wegen eines Bürgeranliegens. Anschließend fanden noch einige Videokonferenzen statt. Aktuell muss man schon sagen, dass mein Alltag mittlerweile geprägt ist von Videokonferenzen. Als Ausgleich
laufe ich gerne durch die Stadt. Es ist immer eine gute Gelegenheit, um Menschen von Angesicht zu Angesicht zu treffen und ein nettes Gespräch zu führen.
Zunächst einige Entweder-Oder-Fragen.
Mit der Bahn oder dem Auto nach München?
WF: Mit der Bahn.
Strandurlaub oder Städtetrip?
WF: Strandurlaub.
Optimist oder Pessimist?
WF: Optimist.
Krimi oder Komödie?
WF: Krimi.
Kommen wir nun zur Person Wolfgang Fackler.
Wo sind Sie geboren und aufgewachsen?
WF: Geboren bin ich in München. Meine Eltern sind Donau-Rieser und sind relativ schnell wieder in den Landkreis, nach Wemding zurückgekehrt. Unsere Familie ist dann in die Donauwörther Parkstadt gezogen. Dort bin ich in die Grundschule gegangen und habe auch bis zu meinem 20. Lebensjahr gewohnt.
Welchen Weg haben Sie nach der Schule eingeschlagen?
WF: Nach dem Abitur in Donauwörth habe ich dort auch meinen Grundwehrdienst abgeleistet. Danach habe ich eine Ausbildung im mittleren Dienst im Finanzamt absolviert und anschließend ein Jura-Studium aufgenommen. Gleichzeitig habe ich weiterhin im Finanzamt in München und Augsburg gearbeitet. Nach dem Studium war ich im Referendariat unter anderem am Landgericht Augsburg, am Amtsgericht Nördlingen und in diversen Kanzleien tätig. Im Jahr 2004 habe ich angefangen als Jurist in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in München zu arbeiten. Drei Jahre später habe ich mich dann zum Steuerberater ausbilden lassen. Schließlich habe ich mich dann für ein Comeback im Finanzamt entschieden und war dort in einer Führungsposition in Nürnberg tätig.
Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Typisch für mich ist …
WF: Zielstrebigkeit, Motivation und Verlässlichkeit.
Haben Sie ein Lebensmotto?
WF: Das Leben ist wie Radfahren. Man darf nie aufhören in die Pedale zu treten.
Sprechen wir über Ihre politische Laufbahn
Sie sind im Jahr 2001 der Jungen Union und zwei Jahre später der CSU beigetreten. Wie haben Sie den Weg in die Politik gefunden?
WF: Ich bin über die Kommunalpolitik in die Politik gekommen. Mein Eintritt in die Junge Union war dadurch motiviert, dass wir damals eine Rot-Grüne Regierung hatten. Ich habe mich in einer Art Gegenbewegung wohlgefühlt. Im Jahr 2002 standen die Kommunal- und Landtagswahlen an, die mich sehr fasziniert haben. Es war die politische Lage, die mich damals motiviert hatte.
Sie sitzen seit 2008 als Vertreter der CSU im Donauwörther Stadtrat. Gab es in dieser Zeit Entscheidungen, die Sie als persönlichen Erfolg oder eine Niederlage ansehen?
WF: Im Jahr 2011 hieß es überraschend, dass die Kaserne in der Parkstadt geschlossen wird. Das war ein Schock und schon auch eine Niederlage. Sehr aufreibend war 2015 das Thema Ankerzentrum. Ein großer Erfolg war das Bürgerbegehren, bei dem die Bürger über die Zukunft des Tanzhauses entschieden haben. Wir sind damit ein großes Risiko eingegangen, das sich aber ausbezahlt hat. Denn die Bürger haben unsere Position mehrheitlich unterstützt.
In Donauwörth wurde in der Vergangenheit sehr viel über die Sanierung des Freibads und des Tanzhauses diskutiert. Sind andere wichtige Projekte in den Hintergrund gerückt?
WF: Auch wenn vielleicht nicht alles immer präsent ist, tut sich eigentlich ständig etwas. Das neue Bürgerspital hat man aber tatsächlich gar nicht mehr so wahrgenommen. Ebenso brauchen wir neue Ideen für die Kindergartensituation in Donauwörth. Das Alfred-Delp-Areal bietet für Donauwörth neue Chancen, aber wenn 1 500 Menschen, darunter Familien mit Kindern, in die Parkstadt ziehen, müssen wir bei den Kitas nachlegen.
Sie wurden 2013 erstmalig von den Wähler*innen in den Bayerischen Landtag gewählt. Gibt es eine Sitzung, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
WF: Absolut! Das war die Mammut- Sitzung vom 8. auf den 9. Dezember 2016. Die Flüchtlingskrise hat uns zu diesem Zeitpunkt schon anderthalb Jahre im Landtag beschäftigt und an diesem Tag haben wir das neue Bayerische Integrationsgesetz erarbeitet. Die Sitzung begann mittags und endete um 5:09 Uhr morgens.
Viele Politiker*innen haben beruflich einen juristischen Hintergrund. Sind Jurist*innen die besseren Politiker*innen?
WF: Ich würde nicht sagen, dass sie die besseren Politiker sind, aber sie haben eine besondere Beziehung zur Politik. Juristen beschäftigten sich von der ersten Minute an mit Verwaltungsrecht und Gesetzen. Sicherlich sind juristische Fähigkeiten von Vorteil. Das reicht aber nicht aus, um ein guter Politiker zu sein. Man braucht vor allem einen guten Draht zu den Menschen und einen gesunden Menschenverstand.
Sie sind im Bayerischen Landtag der Vorsitzende des Ausschusses für Fragen des öffentlichen Dienstes. Womit beschäftigt sich der Arbeitskreis?
WF: Ich bin der erste Ansprechpartner für alle Bayerischen staatlichen Mitarbeiter und Beamten. Das sind ungefähr 100 000 Tarifbeschäftigte, 100 000 Pensionäre und 200 000 Beamte. Es geht um alle Fragen, die einen modernen Staat betreffen, zum Beispiel Digitalisierung, Entlohnung, Ausstattung oder Personalanstellungen. Im Endeffekt geht es darum, wie ein moderner Staat aufgestellt sein muss, damit er handlungsfähig ist.
Auf Ihrer Facebook-Seite präsentieren Sie wöchentlich Ihre „5 Topthemen der Woche“. Im Februar lautete ein Thema: „Gesundheit und Pflege – die Lehren aus der Pandemie“. Welche haben Sie daraus gezogen?
WF: Wir müssen unser Gesundheitssystem moderner und fitter machen für alles was kommt. Eine gute Versorgung in den Krankenhäusern, die in kommunalen Händen liegen müssen, ist wichtig. Wir müssen unseren Blick auf die Beschäftigten richten, die für unser Wohlergehen sorgen. Wir sollten uns verdeutlichen, dass wir ein gut aufgestelltes Gesundheitssystem mit motivierten Mitarbeitern brauchen. Das wird es nicht zum Nulltarif geben.
Im Februar dieses Jahr waren Sie Teil der Bundesversammlung, bei der Frank-Walter Steinmeier erneut zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Können Sie uns einige persönliche Eindrücke von diesem Ereignis geben?
WF: Das war wirklich ein besonderes Erlebnis für mich! Es ist nicht selbstverständlich, dass ich Teil der Bundesversammlung sein durfte. Nur wer eine besondere Funktion im Landtag innehat, darf teilnehmen. Die Mitglieder des Bundestags sind automatisch Teil der Wahl. Alle Parteien haben aber ein Vorschlagsrecht, daher dürfen auch Schauspieler oder Fußballer wählen. Ich hatte eine besonders schöne Begegnung unter anderem mit Schauspieler Leonard Lansink. Bekannt ist er durch seine Rolle als Privatdetektiv Georg Wilsberg. Es war ein sehr freundliches Gespräch. Meine Frau ist schon seit vielen Jahren ein großer Fan von „Wilsberg“. (lacht) Das einzigartige an der Bundesversammlung ist natürlich die Atmosphäre von Berlin und die Personen, die daran teilnehmen. Ich habe Friedrich Merz, Wolfgang Schäuble und Hendrik Wüst getroffen. Es waren zwei sehr schöne, aber auch anstrengende Tage.
Seit 2014 sind Sie Mitglied des Donau-Rieser Kreistags. Welche Entscheidungen haben besonders viel Kraft gekostet?
WF: Da gab es einige Entscheidungen, die sehr aufreibend waren. In Erinnerungen sind emotionale Sitzungen geblieben, die sich um das Thema Asyl, Hochwasser oder Stromtrassen drehten.
Im Landkreis könnte in Zukunft ein Geopark Ries Besucherzentrum entstehen. Neben Mönchsdeggingen haben sich mehrere Rieser Städte und Gemeinden beworben aber auch die Stadt Donauwörth hat Interesse an dem Millionenprojekt bekundet. Halten Sie als Donauwörther einen Standort außerhalb des Ries für gelungen?
WF: Ganz ehrlich, mich würde es sehr überraschen, wenn wir uns als Kreistag für einen Standort außerhalb des Ries-Kraters entscheiden würden. Natürlich sind wir ein gemeinsamer Landkreis. Aber einen Zuschlag für Donauwörth halte ich für unwahrscheinlich.
Kommen wir nun nocheinmal zurück zur Person Wolfgang Fackler
Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
WF: Ich fahre gerne Fahrrad und springe Trampolin. Das ist wirklich gut für den Rücken!
(lacht). Ich höre gerne Musik und lese viel.
Haben Sie einen Lieblingsort im Landkreis?
WF: Es gibt viele schöne Orte und zwei, die ich sehr markant finde. Das ist zum einen der Bock bei Harburg. Von dort aus hat man eine sehr schöne Sicht ins Ries aber auch in Richtung Donauwörth. Zum anderen bin ich sehr gerne auf der Anhöhe in Belzheim, wo es zur Anton-Jaumann-Kapelle hinaufgeht.
Im Jahr 2021 haben Sie Ihre Neujahrsvorsätze gehalten und sind in einem Jahr mehr als 1 500 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren. Halten Sie sich bis jetzt auch an Ihre Vorsätze für 2022?
WF: In 2022 habe ich mir keine konkreten Neujahrsvorsätze gemacht, außer natürlich die üblichen Vorsätze, wie eine gesunde Ernährung, mehr Schlaf oder ein bewussteres Leben. So einen Vorsatz, wie ich ihn mir in 2021 gesetzt habe, habe ich bewusst nicht wieder gemacht. 50 Etappen mit dem Fahrrad in einem Jahr hört sich vielleicht nicht viel an, aber es ist jedes Mal aufs Neue eine Überwindung. Zu Beginn war die Herausforderung sehr spannend.
Ich hatte aber einfach das Problem, dass mir irgendwann die Zeit davongelaufen ist. So einen Druck will ich mir nicht nochmal machen, dennoch bleibe ich natürlich in Sachen Radfahren voll bei der Sache! (lacht)
Haben Sie einen Buchtipp für unsere Leser*innen?
WF: Um Bücher mit mehreren hunderten Seiten zu lesen, fehlt mir meist die Zeit. Ich lese viele Zeitungen, Zeitschriften oder Fachartikel. Die Commissario- Brunetti Romane lese ich aber sehr gerne.
Wo verbringen Sie in diesem Jahr Ihren Sommerurlaub?
WF: Wir werden in diesem Jahr eine Städtereise nach London machen, um uns dort das Abba-Musical anzuschauen. Unsere ganze Familie ist ein großer Abba-Fan. Wir waren auch schon in Stockholm im Abba-Museum.
Kommen wir zum Self-Rating-Test. Schätzen Sie bitte Ihre Fähigkeiten von Null Punkten - Völlig unbegabt - bis zu zehn Punkten - maximale Begabung ein.
Koch?
WF: 3 Punkte.
Handwerker?
WF: 4 Punkte.
Musiker?
WF: 7 Punkte.
Zuhörer?
WF: 10 Punkte.
Vielen Dank, Herr Fackler, für das nette und interessante Gespräch!