Fernweh

Mit dem Camper auf der Suche nach der eigenen Freiheit

Johann Dehn mit seinem tierischen Reisebegleiter Isanto am Strand. Bild: Johann Dehn
Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr entschied sich Johann Dehn aus Heißesheim für ein Leben im Camper. Nach mehreren Reisen innerhalb Europas verschlug es den 27-Jährigen Anfang des Jahres auf die Insel Kreta, wo er mittlerweile lebt.

Johann sitzt auf der Terrasse seines kleinen Hauses auf der beliebten Ferieninsel Kreta. Anfang des Jahres war er noch mit seinem “Sharkmobil” in Europa unterwegs – die Welt war sein Zuhause. Durch den Lockdown war es aber auch für Johann nicht leicht, im Winter eine Unterkunft vor der drohenden Kälte zu finden, der er in seinem Camper ausgesetzt gewesen wäre. Aus Neugier und teilweise auch aus taktischen Gründen, wie er selbst sagt, habe er sich deshalb für die warme Sommerinsel entschieden. Was zunächst als Abenteuer in einem kleinen Camp begann, entwickelte sich schnell zu einer tiefen Faszination und Sympathie für Menschen und Kultur. Spontan entschloss der 27-Jährige deshalb, vorerst auf diesem wunderschönen Stückchen Erde sesshaft zu werden.

Ausbruch aus dem strukturierten Alltag als Soldat

Um besser verstehen zu können, wie sich Johanns Leben in den letzten Jahren verändert hat, müssen wir ins Jahr 2014 zurückblicken. Damals entschied sich der gebürtige Heißesheimer beruflich für die Bundeswehr, wo er eine Ausbildung zum Fluggerätemechaniker absolvierte. Rückwirkend betrachtet eine rein pragmatische Berufswahl, resümiert Johann heute. Schnell merkte Johann, dass Hierarchien und feste Strukturen wenig mit dem gemeinsam hatten, was er sich für sein zukünftiges Leben vorstellte. Deshalb entschied er sich 2019 die Bundeswehr zu verlassen. Johann kaufte sich einen Fiat Ducato, um in den kommenden Jahren allein die Welt zu bereisen. Zunächst ging es für kürzere Trips nach Italien, Spanien und Frankreich. „Ich bin einfach darauf losgefahren“, erinnert sich Johann noch heute gerne. Besonders ein Moment hat sich bis heute in seine Erinnerung gebrannt: „Als ich auf meinen Reisen zum ersten Mal das Meer gesehen habe, wurde mir klar, so muss sich Freiheit anfühlen.“  

Freiheit als Lebenseinstellung

Freiheit – ein Begriff, der seitdem sein ständiger Begleiter ist und für den Aussteiger zu einer Lebenseinstellung wurde. Vergangenen September trat Johann dann die Reise an, die ihn am Ende nach Kreta führen sollte. Ob und wie lange er dort leben wird, ist für den Aussteiger noch völlig offen. „Für mich bedeutet Freiheit auch, dass ich mich von heute auf morgen entscheiden kann, einen neuen Ort auf der Welt zu bereisen.“ Aktuell stehen für ihn jedoch die Renovierung seines Hauses und regelmäßige Griechisch-Kurse im Vordergrund. „Zwar habe ich festgestellt, dass man sich mit einfachem Schulenglisch überall gut durchmogeln kann, aber für mich hat das Lernen der Landessprache auch etwas mit Respekt gegenüber einer neuen Kultur zu tun, von der ich schnellstmöglich ein Teil werden möchte“, erklärt Johann.  

Johann entspannt auf der Terrasse seines Hauses auf Kreta. Bild: Johann Dehn

Aktive Community und eigene Modemarke 

Während seiner Reisen durfte der Aussteiger in den vergangenen Monaten viele Gleichgesinnte kennenlernen. So entwickelte sich eine große Community, die mittlerweile einer der entscheidenden Stützpfeiler seines neuesten Projektes - einer eigenen Modemarke - ist. Dass es bei der Marke „Freiheitslust“ aber um viel mehr als nur den reinen Vertrieb von Klamotten geht, verrät schon der Name. „Wir (Johann und sein Mitgründer Janis) wollten mit `Freiheitslust´ eine Plattform schaffen, auf der jeder seine eigene Definition von Freiheit und Kreativität ausleben kann, erklärt der Gründer seine Vision des Labels.  

Wenn Johann auf die letzten Jahre zurückblickt, wird ihm besonders deutlich, wie wichtig der ständige Glaube an sich selbst war. „Obwohl ich jeden Tag meinen Hund Isanto an meiner Seite hatte, gab es immer wieder Momente der Einsamkeit und des Zweifels. In diesen Momenten muss man sich bewusst machen, dass alles gut wird, wenn man nur fest daran glaubt. Dann steht einer erfolgreichen Reise nichts im Weg.”