Worüber er sich aber bereits sicher war: In seine Heimatstadt Nördlingen würde er erst sechs Jahre später zurückkehren.
Am 29. Juli 2022 war es so weit. Am späten Nachmittag rollte Michael Öfele in die Nördlinger Altstadt ein und wurde von Freunden und Familienmitgliedern in Empfang genommen. Im Gepäck hatte er Geschichten, Erlebnisse und Eindrücke aus sechs Jahren aus der ganzen Welt.
Aber beginnen wir von vorne: Michael Öfele ist Gymnasiallehrer für Sport und Wirtschaft und kommt aus Nördlingen. Die Leidenschaft für Radreisen wurde bei ihm bereits in der Jugend geweckt, als er mit 16 Jahren allein zum Balaton nach Ungarn geradelt ist. Und so erkundete er mit seinem „Bock“, wie er sein Fahrrad nennt, die ganze Welt. Er bereiste bis heute über 50 Länder in Europa, Asien und Amerika, unter anderem den Iran, Pakistan, Indien, Kanada, Mexiko, Panama und Uruguay. Nach seinem Sport- und Wirtschaftswissenschaftsstudium startete er einen 13-monatigen Trip nach Nepal. Danach begann er mit dem Referendariat als Gymnasiallehrer.
Nach seinem zweiten Staatsexamen beschloss er im Jahr 2006 von seiner Lehrertätigkeit noch einmal auszusteigen – und zwar für ganze vier Jahre. Er radelte bis zum Nordkap und setzte dann mit einem Bananenfrachter über den Atlantik nach Panama über. Von dort fuhr er mit dem Rad bis nach Kanada. Per Flugzeug ging es dann nach Südamerika, wo er seine Radtour fortsetzte. 2010 kehrte er nach Deutschland zurück und arbeite als Lehrer für Sport und Wirtschaft/Recht am Gymnasium in Weilheim. Doch nach sechs Jahren Aufenthalt in Deutschland zog es Michael Öfele wieder hinaus in die Welt. Der Nördlinger brach 2016 erneut auf, um fernste Länder mit seinem mittlerweile 24 Jahre alten Fahrrad, mit dem er all seine Reisen – mit Ausnahme der ersten – durchgestanden hat, zu erkunden.
Sechs Jahre mit dem Fahrrad unterwegs
Von Nördlingen ging es in Richtung Süden, über die Schweiz nach Frankreich, Spanien, Marokko und Portugal. Mehr als ein Jahr war Michael Öfele bereits unterwegs, als er ins Flugzeug nach Kuba stieg. Von dort ging es quer durch Venezuela, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Argentinien in Richtung Feuerland. Fast 50 Kilometer radelte Öfele täglich auf staubigen Schotterpisten durch heftigen Gegenwind. „Das war wirklich sportliches Radeln“, berichtet Öfele. Die zivilisierten Orte, die oft nur aus einer Tankstelle bestanden, lagen oft 150 bis 250 Kilometer weit auseinander, sodass das Fahrrad samt Gepäck und Proviant mit 14 Liter Wasser Öfeles eigenes Körpergewicht übertrafen. Gerade in dieser Zeit habe es Tage gegeben, an denen er sich kaum aufraffen konnte zu radeln. Trotz widrigster Bedingungen, zeigte er dem Wind immer wieder die Zähne. Das sei seiner „innersten Selbstdisziplin zu verdanken“, meint Öfele.
Von Feuerland nach Australien
Pünktlich an Weihnachten 2019 kam der Weltreisende dann in Feuerland an – sein Blick richtete sich da aber schon lange in Richtung Australien. Es sollte aber noch fast ein halbes Jahr und mehrere tausend Kilometer durch Argentinien dauern, bis es mit dem Flieger nach Down Under gehen sollte. Mehrere Monate radelte Michael Öfele von Perth durch den Südwesten Australiens. Weil sich der Aufenthalt aufgrund des Visums in Australien aber bald dem Ende neigte, ließ er seinen „Bock“ tatsächlich zurück in Australien und reiste nach Bali, Indonesien. „Urlaub vom Reisen“ könnte man diesen dreiwöchigen Ausflug wohl nennen. Zurück in Australien ergab sich dann eine Mitfahrgelegenheit bis nach Adelaide und Michael Öfele radelte von dort
weiter in Richtung Melbourne.
Reiselustig wie am ersten Tag
Das nächste Ziel hatte der Radler fest im Blick: Neuseeland. Auch der plötzliche Ausbruch der Coronapandemie war für Michael Öfele kein Grund, seine Reise zwei Jahre früher als geplant zu beenden. Nach einer siebenwöchigen Ausgangssperre konnte er endlich Neuseeland mit dem Rad erkunden. Zwei Jahre durchquerte Michael Öfele, fasziniert von der abwechslungsreichen Umgebung, atemberaubenden Vulkanlandschaften und türkisgrünen Seen, den Inselstaat im Südwestpazifik. Selbst mehrfache Probleme und Hürden mit Einreisebestimmungen, Visaverlängerungen, ein verpasster Flug und die Tatsache, dass ihm zwei Tage vor Abflug sein Handy mit über 2 000 Fotos gestohlen wurde, konnten ihn von seiner Reiselust nicht abhalten.
Erst Anfang 2022 – nur wenige Monate vor dem geplanten Ende seiner Reise – kehrte Michael Öfele zurück nach Europa, in Griechenlands Hauptstadt Athen, um genau zu sein. Durch die mehrmaligen Visa-Probleme in Neuseeland fühlte es sich für ihn in Europa endlich wieder heimisch an. Er besuchte die Akropolis, Olympia und radelte quer über die Peloponnes. 3 000 Kilometer und 100 Tage entfernt von Nördlingen konnte er seine Rückreise über Albanien, Montenegro, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien und Österreich im wahrsten Sinne des Wortes entspannt „antreten“.
Bei seiner Ankunft in Nördlingen, pünktlich am letzten Schultag vor den Sommerferien, erwarteten ihn Freunde und Familie mit einer großen Willkommensparty. „Ein wunderbares Gefühl, die vertrauten Gesichter endlich wieder zu sehen“, freute sich Michael Öfele. Im September beginnt für den Langzeitreisenden dann wieder endgültig der Alltag. Er wird seinen Dienst als Lehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium in Nördlingen aufnehmen.