Den Anfang machten 27 Studierende im Jahr 2016: Sie starteten als erste im neuen Teilzeit-Studiengang „Systems Engineering“ der Hochschulen Augsburg, Kempten und Neu-Ulm, die so das Studieren in Nördlingen und Memmingen möglich machen. Das neuartige Modell vereint die Vorzüge von E-Learning und lokalem Studium und vermittelt in einem zukunftsweisenden Ansatz Wissen in den Bereichen Elektrotechnik, Mechatronik und Informatik. Damit sollen die Studierenden optimal auf Aufgaben- und Problemstellungen im Themengebiet vernetzte technische Systeme vorbereitet werden – Kenntnisse, die im Zuge von Digitalisierung und Industrie 4.0 immer wichtiger werden. Das Studium dauert dabei neun Semester, wer nicht gleichzeitig in einem Unternehmen arbeitet, braucht noch zwei zusätzliche Praxissemester.
Dank gleichzeitiger Arbeit in einem Unternehmen oder während einer parallelen IHK-Ausbildung profitieren die Studierenden von einem hohen Praxisbezug, einem gebührenfreien Studium ohne Zulassungsbeschränkungen und einem gesicherten Einkommen. Außerdem ist die Chance sehr hoch, nach dem Abschluss von seinem Betrieb übernommen zu werden. Fast einhundert regionale Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie kooperieren mittlerweile mit dem Studienmodell „Digital und Regional“.
Die Studierenden sind an drei Tagen in ihrer Firma, an zwei Tagen besuchen sie Lehrveranstaltungen am Hochschulzentrum Donau-Ries der Hochschule Augsburg am Standort Nördlingen (im TCW).
Großer Schritt für den Bildungsstandort
Für die Stadt Nördlingen ist es nicht unbedeutend, dass man sich seit 2016 „Hochschulstandort“ nennen darf. Zusammen mit den entsprechenden Technologiefirmen können so hochqualifizierte Arbeitskräfte in der Region gehalten werden. „Das Studienmodell ‚Digital und Regional‘ ist seit einigen Jahren eine wichtige Säule der Präsenz der Hochschule Augsburg in unserer Region. Der Studiengang Systems Engineering leistet einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung und stellt für den Wirtschaftsraum eine große Entwicklungschance dar“, weiß Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner.
Dass es sich um ein zukunftsweisendes duales Studienmodell handelt, wurde bereits vielerorts anerkannt. Das Bayerische Wirtschaftsministerium fördert den Studiengang jährlich mit 1,5 Millionen Euro. Vom Ministerium wurde er im Jahr 2018 mit dem „Preis für herausragende Lehre“ ausgezeichnet, bereits 2017 gab es für das Studienmodell den VDMA-Sonderpreis „Bestes Maschinenhaus 2017“.
Erfahrungen aus erster Hand
Nico Renner (26) aus Nördlingen-Dürrenzimmern gehört zu den ersten Studenten in Nördlingen. Für ihn und seine Kommilitonen geht die Studienzeit bald zu Ende, derzeit schreibt er seine Bachelorarbeit mit dem Thema Prozessoptimierung von Produktionsanlagen. In Nördlingen studieren zu können sei ihm sehr wichtig gewesen, „weil ich bei Valeo in Wemding arbeite“, so der Student. Er habe auch schon in München studiert und wollte diesmal nicht wieder weit weg von zu Hause. Seine erlernten Fähigkeiten konnte er an seiner Arbeitsstelle bereits gut einbringen, da er bei Valeo schon in verschiedenen Bereichen eingesetzt wurde. Besonders gut gefallen habe ihm, dass man in diesem Studiengang Beruf, Studium und Freizeit gut in Einklang bringen kann. „Man kann sich seine Zeit selbst einteilen, ich fand es so wie es war wirklich perfekt“, berichtet Renner.
Es geht weiter
Am 1. Oktober 2020 begann für den mittlerweile fünften Jahrgang im Teilzeit-Studiengang Systems Engineering das Studium an den Hochschulzentren Donau-Ries und Memmingen. Auftakt dafür war die Erstsemesterbegrüßung im Stadtsaal Klösterle in Nördlingen. Wieder sind es 27 junge Menschen, die sich für ein Studium nahe der Heimat und zusammen mit regionalen Firmen entschieden haben – es werden mit Sicherheit nicht die letzten sein.