Liebe Frau Eberle, schön dass Sie sich heute Zeit nehmen für unser Regionalgespräch.
1. Beschreiben Sie sich doch einmal selbst mit drei Eigenschaften.
Neugierig, offen und ich glaube ich habe ein großes Herz.
2. Welchen Stellenwert hatte Musik in Ihrer Kindheit?
Einen großen Stellenwert! Mein Großvater war wie mein Vater Arzt, aber auch Kirchenmusiker in Nordendorf. Auch meine Eltern sind musikalisch und musikinteressiert. Als Kind war ich bereits bei der musikalischen Früherziehung in der Musikschule und habe die ersten Instrumente kennengelernt.
3. In welchem Alter hatten Sie Ihre erste Geige?
Da war ich sechs Jahre alt. Eine Freundin spielte auch Geige und so habe ich das Instrument kennengelernt. Meine Mutter wollte mich zwar noch überreden, lieber Klavier zu lernen, aber die Geige hatte schon damals einen Reiz auf mich ausgeübt, der mich einfach angezogen hatte.
4. Wie lief Ihre weitere Ausbildung ab?
Zuerst hatte ich hochkarätigen Unterricht bei Thomas Rausch und zwei Jahre später wurde ich der Lehrerin Olga Voitova vorgestellt. Mit 9 Jahren war ich jede Woche bei ihr im Unterricht in München. Mit 12 war ich Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Theater in München bei Ana Chumachenco. Zwischendurch hatte ich auch Privatunterricht bei Christoph Poppen.
5. Wann war Ihnen bewusst, dass Sie Berufsmusikerin werden wollen?
Es gab nie einen Tag, an dem ich das entschieden habe. Ich begann irgendwann Konzerte in großen Städten und Sälen zu geben, und das ist dann immer mehr und mehr geworden.
6. Bestimmt gibt es auch andere konzertante Höhepunkte, die Ihnen immer in Erinnerung bleiben werden. Welche sind das?
Große Momente waren mein Debüt vor zwei Jahren mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit dem Dirigenten Yannick Nézet-Séguin als ich unter der Leitung von Heinz Holliger mit dem Concertgebouw Orchestra Amsterdam spielte. Er ist der Beethoven unserer Zeit, ein großartiger Komponist. Vor kurzem war ich wieder in Japan wohin ich jedes Jahr zurückkehre seit ich 18 bin und habe dort in der Suntory Hall, einer der schönsten Säle überhaupt, konzertiert.
7. Welche Debüts und Auftritte stehen in naher Zukunft an, auf die Sie sich besonders freuen?
Im Februar gibt es eine Wiederaufnahme der Oper Lulu in Hamburg. Das Projekt gab es vor zwei Jahren schon einmal und ich werde wieder gemeinsam mit den Sängern und dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg auftreten da ich in die ganze Opernproduktion schauspielerisch eingebunden bin und den Abend mit Bergs Violinkonzert, inszeniert auf der Bühne, beende. Das ist etwas ganz Besonderes. Danach werde ich mein Debüt in Oslo geben, worauf ich mich auch ganz besonders freue.
8. Sie spielen die Stradivari „Dragonetti“ von 1700, eine großzügige Leihgabe der Nippon Music Foundation. Was ist außer dem sicherlich hohen Wert, das Besondere an dieser Geige?
Ich lebe mit meiner Dragonetti jetzt seit 10 Jahren und habe eine enge Verbundenheit zu ihr. Sie ist meine Stimme, mit der ich mich ausdrücke. Sie hat einen starken Charakter und eine Persönlichkeit. Sie lebt und atmet.
9. Was machen Sie um mal richtig abzuschalten?
Meist hilft ein sportlicher Ausgleich. Seit vielen Jahren mache ich zum Beispiel intensiv Yoga. Wenn ich reise, genieße ich es durch Städte zu laufen und alles zu erkunden. Außerdem lese ich viel und treffe mich mit meinen engsten Freunden.
10. Haben Sie ein Lebensmotto oder einen Spruch, der Sie auf Ihrem Lebensweg begleitet?
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum, ein Zitat von Nietzsche.
Das gesamte Regionalgespräch mit allen 40 Fragen von Violinistin Veronika Eberle ist in der 29. Ausgabe des blättle zu finden.