Kultur in der Krise

Wie kommen Vereine durch die Krise?

Aufgrund der aktuellen Situation muss das BezirksmusikFestival des Musikvereins Fremdingen leider ausfallen. Bild: Musikverein 1871 Fremdingen e.V.
Sie sind sozialer Treffpunkt, Trainingsstätte, Bildungsinstanz, Brauchtumspfleger, Beratungsstelle und Freizeitort: Gerade in einer ländlichen Region, wie der Landkreis Donau-Ries einer ist, sind Vereine Ort für Zusammenhalt, Austausch, Kultur und Gesellschaft. Wir haben beim Musikverein 1871 Fremdingen e.V. nachgefragt, ob und wie gemeinsames Musizieren in der Krise möglich ist und was die Pandemie aus dem Vereinsleben macht.

Vereine leisten – besonders im ländlichen Raum – einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Doch die Krise trifft auch die Vereine hart. Die Musikanten und Musikantinnen des Fremdinger Musikvereins haben nach dem ersten Lockdown im Frühjahr schnell angefangen, wieder gemeinsam zu musizieren. Die Proben wurden in die Turnhalle oder ins Freie verlegt, um Abstands- und Hygieneregeln einhalten zu können. Ob das alles so klappen wird, da war man sich zuerst gar nicht sicher. Doch wenn man den Vereinsvorsitzenden Benjamin Seefried nun fragt, dann war das vielleicht einer der wenigen positiven Aspekte, die die Krise mit sich brachte. Die Vereinsmitglieder haben diese ungewöhnliche Art des gemeinsamen Musizierens nämlich sehr gut angenommen. „Es waren die mit am besten besuchten Proben“, erinnert sich Seefried. Die Musikanten und Musikantinnen seien nach dem Frühjahrs-Lockdown sozusagen „ausgehungert“ gewesen, und nutzten das Angebot der Freiluftproben im Frühsommer – nach vielen Wochen Homeoffice, Schul- und Hochschulschließungen und wenig Freizeitbeschäftigung – stärker als gedacht.

Nach einer Sommerpause arbeitete der Verein dann ganz aktiv an den Vorbereitungen für sein Weihnachtskonzert. Das hätte im Dezember in der Mehrzweckhalle in Wallerstein stattfinden sollen. Man hätte das Konzert vielleicht sogar zweimal gehalten, da ja wegen Abstandsregeln der Saal nicht komplett gefüllt werden konnte. Doch bekanntlich konnten Veranstaltungen dieser Art im Dezember nicht stattfinden. Das es so kommen würde war dem Verein aber schon deutlich früher klar, als es im Oktober nämlich im Nordries wieder verstärkt positiv auf Covid-19 getestete Menschen gab. Die Proben konnten daher schon ab Oktober nicht mehr stattfinden – Musikunterricht in Einzelstunden oder Kleingruppen von vier Schülern, mit Abstands und Hygienemaßnahmen, waren noch bis Mitte Dezember möglich.

Sorge um das soziale Leben

Dass das so lange möglich war, freut den Vorsitzenden sehr. „Der Musikunterricht ist uns gut gelungen, wir konnten so Kontakt zu den Musikanten halten“, so Seefried. Denn wenn er ehrlich ist hat er schon Sorge, dass seine Vereinsmitglieder „durch die lange Durststrecke, die Lust verlieren“. Seine Hoffnung: Das Vereinsleben, die Geselligkeit und Kameradschaft wie es sie beim Musikverein Fremdingen und zahlreichen anderen Vereinen gelebt werden, müssen die Kriese überleben.

Direkter Kontakt ist kaum ersetzbar

Obwohl das kulturelle Leben gerade ein „Trauerspiel“ sei, wie es Seefried ausdrückt, haben er und die Verantwortlichen im Verein Möglichkeiten gesucht, auch in der Corona-Pandemie den Verein am Leben zu halten. Wie in so vielen Lebensbereichen fanden auch Vereinstreffen und Sitzungen per Videoschalte statt. Fünf Jungmusikanten konnten außerdem im November ihre Leistungsprüfung, die eigentlich schon im März hätte stattfinden sollen, online ablegen. Die Prüfer waren per Videokonferenz anwesend.

Jungmusikanten vom Musikverein Fremdingen haben ihre Leistungsprüfung online abgelegt. Bild: Musikverein 1871 Fremdingen e.V.

Jetzt Kontakte einschränken, um das Vereinsleben später neu aufleben zu lassen

So schwer es den Vereinsmitgliedern auch fällt, auf Liebgewonnenes, das Hobby und die sozialen Kontakte untereinander zu verzichten, Benjamin Seefried und die Mitglieder haben großes Verständnis für die Situation, in der sie stecken. Sich nun einzuschränken sei nun eine „gesellschaftliche Verantwortung“, so Seefried. Er als Vorsitzender des größten Vereins in Fremdingen fühlt sich für alle Musikanten und Mitglieder verantwortlich. Ihr Schutz und der Schutz ihrer Angehörigen und des Publikums bei Veranstaltungen habe oberste Priorität. An der Entscheidung, Veranstaltungen, Vereinstreffen und Musikproben derzeit zu untersagen sei „in keiner Weise zu zweifeln“, macht Seefried deutlich. Nur wenn nun alle Kontakte eingeschränkt werden, habe der Verein eine Perspektive irgendwann wieder zur Normalität zurückzukehren.

Planungen stehen auf der Kippe

Normalität wäre, wenn im Juli das Bezirksmusikfest gemeinsam mit dem Blasius-Festival gemeinsam stattfinden könnten. Denn 2021 hat der Musikverein einiges zu feiern: Der Verein wird 150 Jahre alt und die Jugendkapelle blickt auf 40 Jahre erfolgreiche Nachwuchsarbeit zurück. Das Programm für das Festival steht bereits, Bands und Kapellen sind gebucht und Verträge unter Dach und Fach. Doch Benjamin Seefried gibt zu, es ergebe gerade wenig Sinn an dieser Großveranstaltung festzuhalten. „Vielleicht gibt es ja Alternativen und Online-Möglichkeiten“, überlegt Seefried.