Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher landwirtschaftlicher Betrieb in Reimlingen wirkt, ist bei genauerer Betrachtung auch ein Kindergarten – genauer gesagt ein Bauernhofkindergarten. Die Idee dazu hatten Daniela Golder-Eisenbarth und ihr Mann Stefan Eisenbarth. „Der Hof wird als Nebenerwerb von meinem Mann bewirtschaftet und wir waren auf der Suche nach einem weiteren Betriebszweig. Ursprünglich hatte ich geplant Tagesmutter zu werden. In Gesprächen mit dem Landratsamt hat sich aber recht schnell die Idee zum Bauernhofkindergarten ergeben”, erklärt Daniela Golder-Eisenbarth die Entstehungsgeschichte.
Platz für bis zu 23 Kinder
Durch finanzielle Unterstützung seitens der Regierung von Schwaben, der Stadt Nördlingen und der Gemeinde Reimlingen konnte das Projekt in den vergangenen drei Jahren umgesetzt werden, natürlich auch durch den Einsatz eigener finanzieller Mittel. „Weil eine solche Eröffnung auch mit vielen gesetzlichen Auflagen verbunden ist und unser Kindergarten von Beginn an auf gesunden Beinen stehen soll, habe ich mich kurzerhand dazu entschieden, die Weiterbildung zur Sozialwirtin zu machen“, so Daniela Golder-Eisenbarth.
Drei Jahre später, Anfang September 2021, konnte der Bauernhofkindergarten endlich eröffnet werden. Davor lag eine lange Planungs- und Bauphase vor dem Paar, wie Golder-Eisenbarth erzählt: „Innerhalb des letzten Jahres haben wir einen 100 Jahre alten Stadel auf dem Hof zum Kindergartengebäude umgebaut. Jetzt ist hier auf 180 Quadratmetern Platz für bis zu 23 Kindergartenkinder.“
Für das Leben lernen
Obwohl der neue Bau zum Verweilen und Spielen einlädt, ist das Konzept des Bauernhofkindergartens ein Anderes. „Natürlich sind wir froh über die Räumlichkeiten, aber immer, wenn es das Wetter zulässt, versuchen wir draußen an der frischen Luft zu sein, erzählt Niklas Kübler, als er zusammen mit den Kindern über den Bauernhof schlendert. Niklas ist einer von zwei Erzieher*innen, die zusammen mit einer Berufspraktikantin für die Kinder verantwortlich sind. Dabei steht über allem der Leitsatz des Kindergartens „Kompetenz fürs Leben“. Die Kinder kümmern sich zusammen mit den Erzieher*innen täglich um die Tiere (acht Hühner, vier Schafe und zwei Hasen), säen, pflanzen und ernten Gemüse im großen Garten des Hofes oder lernen während ihrer alltäglichen Hofrunde so einiges über das Wetter und die Natur. „Uns liegt besonders am Herzen, dass den Kindern schon früh ein Bewusstsein für logisches Denken, Nachhaltigkeit und die Umwelt vermittelt wird“, so Golder-Eisenbarth.
Dieses Bewusstsein kann auf dem Hof auch in der angrenzenden Schreinerwerkstatt mit speziell für Kinder entwickelten Werkzeugen geschult werden. Zugekauft werden dabei nur wenige Materialien. „Wir versuchen so viel wie möglich zu recyceln und schaffen daraus Neues. Aus alten Dosen werden so zum Beispiel Laternen für den St. Martins-Umzug“, erzählt Einrichtungsleitung Christine Meyr als sie stolz durch die Werkstatt mit angrenzendem Gemüse-Beet führt.
Einzigartig in der Region
In der Region und auch in ganz Süddeutschland ist ein solches Konzept fast einzigartig. „Inspiration haben wir uns vor allem im Norden Deutschlands geholt. Regelmäßigen Kontakt zu diesen Einrichtungen zu halten ist da natürlich nicht ganz einfach“, erklärt die Betreiberin. Trotzdem sei der Kindergarten nicht erst seit der Eröffnung sehr gut angenommen worden. „Wir haben früh sehr viele positive Zuschriften erhalten, die uns in unserem Vorhaben bestärkt haben“, so Golder-Eisenbarth.
Neben dem staatlichen Kindergarten mit Kinderkrippe ist der Bauernhofkindergarten nun das zweite Betreuungsangebot in Reimlingen. Von Konkurrenz ist trotzdem keine Spur, weiß Golder-Eisenbarth: „Wir haben geplant, dass wir auf alle Fälle eng mit dem Kindergarten der Gemeinde zusammenarbeiten wollen. Unser Bauernhof bietet dafür den perfekten Rahmen. Leider waren gemeinsame Aktionen aufgrund der Pandemie bislang einfach undenkbar.“