Kurz vor 8:00 Uhr steige ich in Donauwörth in meinen ICE, der nur wenige Minuten später den Bahnhof verlässt. Bereits kurz vor 12:30 Uhr kommt mein Zug pünktlich am Berliner Hauptbahnhof an. Von dort mache ich mich auf den Weg in die Wilhelmstraße 68. Hier steht das imposante Jakob-Kaiser-Haus, in dem Ulrich Lange sein Büro hat und insgesamt sieben Mitarbeiter beschäftigt.
Am Abgeordnetenbüro angekommen, passiere ich die Zugangskontrollen mitsamt Ganzkörperscan. Zugang zu dem Abgeordnetenbüro bekommt man nur, wenn man angemeldet ist und die Sicherheitskontrollen mit Körperscanner passiert hat. Hier wartet Heike Tomesch auf mich. Sie ist Mitarbeiterin im Büro von Ulrich Lange und empfängt mich im Eingangsbereich des Gebäudes. Mit dem Aufzug geht es in den fünften Stock, wo unser Bundestagsabgeordneter bereits auf mich wartet. Es ist 14:00 Uhr und Ulrich Lange ist wie immer pünktlich. „Guten Tag Herr Stark. Kommen Sie mit, wir haben uns einen anstrengenden Tag ausgesucht“, begrüßt er mich freundlich und führt mich in sein Büro. Nachdem wir fünf Minuten gesprochen haben, klopft es an der Tür. Einer seiner Mitarbeiter, Dr. Michael Robert, tritt ein: „Entschuldigen Sie die Störung, Herr Lange, aber wir müssen noch kurz Ihr Statement zu 5G durchgehen.“ Lange winkt ihn herein. „Setzen Sie sich dazu. Das ist Herr Stark aus meinem Wahlkreis. Er schaut sich an, was unsere tägliche Arbeit ist.“
Um 15:00 Uhr steht heute eine Fraktionssitzung an. Hier steht das Thema 5G auf der Tagesordnung und die Frage, wie Ulrich Lange sich als Zuständiger für Digitale Infrastruktur der CDU/CSU-Fraktion positioniert. Ulrich Lange erklärt den Sachverhalt: „Wenn ich von Nördlingen nach Dillingen fahre, kann ich genau sagen, an welchem Leitpfosten hinter Hohenaltheim das Netz aufhört. Ich will die Telefonanbieter dazu verpflichten, gegen Funklöcher vorzugehen, wenn die 5G-Lizenzen versteigert werden.“
Dafür hat Lange einige Ansätze ausgearbeitet, die er heute seinen Kollegen in der Fraktion vorstellen wird. „Was im Telefonnetz, Stromnetz und Gasnetz funktioniert, soll auch im Mobilfunknetz funktionieren. Jeder Bereich in Deutschland sollte mit 5G versorgt sein. Gibt es nur einen Anbieter, sollen sich die anderen Anbieter mittels lokalem Roaming auf dieses Netz aufschalten können.“ Im Moment fehlen laut Lange dafür allerdings noch die rechtlichen Grundlagen. Mit seiner Arbeit will er diese schaffen, damit die drei Mobilfunkanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica dazu verpflichtet werden können, soweit sie nicht freiwillig kooperieren.
Ein weiteres Thema ist die Versorgung mit Netz entlang der Bahnstrecken. „Der bisherige Entwurf der Bundesnetzagentur sieht vor, dass schnelles Internet nur entlang der stark frequentierten Strecken ausgebaut wird. Das wäre bei uns nur entlang der Strecke Donauwörth–Augsburg. Auf der anderen Seite wollen wir aber den öffentlichen Nahverkehr fördern. Der große Vorteil der Bahn gegenüber dem Auto ist doch, dass man seine Hände frei hat“, so der Bundestagsabgeordnete. Ulrich Lange weiß, wovon er redet. Auch er fährt mit dem Zug von Nördlingen über Donauwörth nach Berlin.
Kurz darauf geht es auch schon in den Bundestag. Vor dem Aufbruch geben die Mitarbeiter Ulrich Lange die letzten Unterlagen mit. Insgesamt arbeiten für Lange sieben Männer und Frauen, dazu kommen noch Mitarbeiter im heimischen Wahlkreis. Zwei davon waren bereits für seinen Vorgänger Hans Raidel im Dienst. „Gerade in meiner ersten Amtsperiodewaren die erfahrenen Mitarbeiter ein wichtiger Aspekt meiner erfolgreichen politischen Arbeit“, erklärt der Bundestagsabgeordnete. In Berlin ist Lange als akribischer und fleißiger Arbeiter bekannt, der sich durch seinen Fleiß schnell einen Namen gemacht hat. Der Lohn für die Arbeit: Bereits zu Beginn seiner zweiten Amtsperiode wird Lange Vorsitzender der Arbeitsgruppe‚ Verkehr und Digitale Infrastruktur‘ und damit verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Mit seiner Wahl zum Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden hat Lange seinen Einfluss in Berlin weiter ausbauen können und gehört nun zu den einflussreichsten CSU-Politikern in Berlin.
Die Räume der Fraktionen sind im dritten Stockwerk des Bundestages. Gemeinsam mit Ulrich Lange darf ich bis zum Beginn der Sitzung in den Raum. Die CDU/CSU-Fraktion umfasst in dieser Legislaturperiode 246 Abgeordnete. Ulrich Lange ist als stellvertretender Fraktionsvorsitzender einer, der auf einer kleinen Bühne sitzt und in die Reihen der Abgeordneten blickt. Neben ihm sitzt mit Dr. Georg Nüßlein der Bundestagsabgeordnete aus dem Landkreis Günzburg. Kaum sind wir dort angekommen, gehen auch schon die ersten Abgeordneten auf uns zu. Durch seine neue Position und seinen größeren Einfluss kommen nun vermehrt auch die anderen Abgeordneten mit ihren Anliegen zu Ulrich Lange, mit dem Ziel, dass Lange sich für sie einsetzt. In den Gesprächen geht es um mehrstellige Millionenbeträge.
Am nächsten Tag erzählt mir Lange beim Mittagessen, dass er erst lernen musste, mit solchen Beträgen umzugehen. Kurz darauf betritt mit Andreas Scheuer der erste Minister den Raum. Als er von meinem Artikel erfährt, bin ich mein Handy los und gemeinsam lächeln wir in die Kamera für ein Selfie. Nach einigen Sätzen Smalltalk muss er auch schon weiter, der nächste Abgeordnete hat ein Anliegen. Auch mit Jens Spahn ergibt sich die Gelegenheit zu sprechen. Im vergangenen Jahr war er noch in Oettingen zu Gast und so fand sich schnell ein Gesprächsthema. Derweil ist Ulrich Lange schon in den nächsten Gesprächen eingebunden. Mit dem Läuten der Glocke durch den Fraktionsvorsitzenden Brinkhaus muss ich den Raum verlassen, die Fraktionssitzungen sind nicht öffentlich.
Den kompletten Artikel "Matthias macht mit ... im Deutschen Bundestag" könnt ihr in der aktuellen Ausgabe unseres blättle lesen.